Artikel 09/02/2018

Wenn die Angst vor dem Tod das Leben bestimmt: Ursachen und Behandlung der Thanatophobie

null Martina Effmert Heilpraktiker, Heilpraktiker für Psychotherapie
null Martina Effmert
Heilpraktiker, Heilpraktiker für Psychotherapie
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Der griechische Philosoph Epikur von Samos hatte eine überaus sachliche Haltung zum Thema Sterben: „Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.“ Leider stehen nicht alle Menschen dem Sterben so entspannt gegenüber. Einige belastet das Thema derart, dass sie daraus eine Angststörung entwickeln.

Definition: Was ist Thanatophobie?

Thanatophobie ist der medizinische Fachausdruck für die Angst vor dem Tod oder dem Sterben. Der Begriff geht auf die griechischen Wörter ‘thánatos’ für Tod und ‘phobos’ für Angst zurück.

In der griechischen Mythologie war Thanatos der Gott der Toten. Gemeinsam mit Hypnos, dem Gott des Schlafes, lebte er an der Grenze zwischen Tag und Nacht. Hypnos gilt als Menschenfreund und darf die Erde besuchen, Thanatos hingegen will die Menschen zu sich in die Finsternis holen. All das klingt mehr als mystisch und dunkel.

Unangenehm und beklemmend

Bei der Angst vor dem Tod handelt es sich um ein im Grunde genommen nachvollziehbares Phänomen: Niemand denkt gern an das unausweichliche Lebensende, das irgendwo in dunkler Zukunft liegt. So weit entfernt es auch erscheint, die Vorstellung, dass unser Leben zu Ende ist und die Ungewissheit über das „Danach“ sind unangenehm und beklemmend.

US-Schauspieler und Regisseur Woody Allen brachte es einmal auf den Punkt, als er sagte: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn’s passiert.“

Strategien gegen das Unausweichliche

Wenn Menschen mit Sterben und Tod konfrontiert werden, wenden sie unterschiedliche Strategien an, damit umzugehen. Die einen überspielen ihre negativen Gedanken mit Humor, so wie es Woody Allen machte. Andere verdrängen ihre Vorstellungen vollkommen und lenken den Fokus auf das Hier und Jetzt. Auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Tod kann eine Lösung sein.

Die meisten Menschen haben für sich selbst einen Weg gefunden, mit dem Unausweichlichen umzugehen. Problematisch wird es, wenn die Angst vor dem Tod das Leben bestimmt.

Vielfältige Ursachen

Betroffene, die an einer Thanatophobie leiden, erleben die Gedanken an den Tod als reale Bedrohung und bedrückende Gefahr. Die Vorstellung, dass unser Leben endlich und das Sterben unausweichlich ist, lässt sie den Boden unter den Füßen verlieren. Die Angst nimmt überhand. In der Folge erleben sie Panikattacken. Eine mögliche Langzeitfolge sind Depressionen.

Die Ursachen, die zu einer Thanatophobie führen, sind vielfältig.

Ein Grund kann die religiöse Überzeugung sein. Sie ist für den Therapeuten überaus schwer zu behandeln, denn sie hat den Betroffenen tief geprägt.

Gesellschaftlicher Wandel

Ein anderer Grund ist der gesellschaftliche Wandel. Wir alle haben verlernt, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren. In früheren Zeiten, in denen Familien über Generationen unter einem Dach lebten, gehörte das Sterben zum Leben dazu. Auch die damit verbundene Angst vor dem Alleinsein war nicht so ausgeprägt wie in der heutigen Zeit.

Was bleibt, ist die emotionale Distanz zum Tod. Entsprechend fern und beängstigend ist das Thema für viele.

Angst vor dem Unbekannten

Angstbeladen ist aber auch die Vorstellung des Unbekannten. Wir alle wissen, dass unser Leben endlich ist, nur wissen wir nicht, wann der Zeitpunkt kommt. Das widerspricht einem weitgehend selbstbestimmten Leben und der vordergründigen Kontrolle, die wir alle gern für uns beanspruchen.

Je stärker beim Einzelnen das Bedürfnis nach Selbstbestimmheit ist, desto größer ist die Angst, mit etwas konfrontiert zu werden, auf das er keinen Einfluss hat. Zurück bleiben Ohnmacht und Wehrlosigkeit gegenüber der fremden „Macht des Todes“, die in ihrer Ausprägung zu einer überladenen Angst führen kann.

Ende ohne Widerkehr

Nicht zuletzt spielen aber auch die Gedanken an einen endgültigen Abschied eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Thanatophobie. Im Leben gibt es stets die Aussicht auf ein Wiedersehen. Nicht so beim Tod. Er ist unumkehrbar. Je enger die familiären oder freundschaftlichen Bande sind, desto eher wird Abschied als Bedrohung eingeordnet.

Betroffene erleben einen ungeahnten Leidensdruck, der sich in Ängsten und Panikattacken manifestieren kann und deutlich negativen Einfluss auf die Lebensqualität nimmt. Man kann auch sagen: Die Thanatophobie lässt einen Betroffenen bereits zu Lebzeiten psychisch und sozial sterben.

Wie hilft die auflösende Hypnose?

Umso wichtiger ist es, dass Betroffene ihre Angst vor dem Sterben überwinden. Das mag zunächst unmöglich klingen, vor allem, da der Tod nicht verhandelbar ist und das Leben immer ein Ende hat.

Bei der Therapie wird der Fokus deshalb auf die innere Einstellung gelenkt. Sie muss verändert werden, um das Sterben nicht mehr als Bedrohung zu erleben, sondern als natürlichen Prozess des Daseins zu akzeptieren.

Ein erfolgversprechender Weg ist die auflösende Hypnose. Dabei geht es darum, Betroffene behutsam an die eigentliche Ursache des Problems heranzuführen. Die autogene Hypnose schaltet das aktive, kontrollierte Denken aus, das im Wachzustand Emotionen verdeckt und teils verfälscht. Auf diese Weise können Betroffene auf negative Erfahrungen und unverarbeitete Erlebnisse aus der Vergangenheit zugreifen. Sie verweilen normalerweise in den Tiefen des Gehirns und bleiben unerkannt, nehmen aber dennoch Einfluss auf unser Leben. Damit sind sie entscheidende Auslöser für Angststörungen.

Die auflösende Hypnose hilft Betroffenen, die sich darauf einlassen, die verdeckten Speicherinhalte zu reaktivieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Die vorsichtige Konfrontation schafft neue Denkmuster und die begleitende Gesprächstherapie hilft, sie zu festigen.

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