Artikel 21/07/2019

Tschüss, Angst! 3 S.O.S.-Tipps, um die Angststörungen in den Griff zu kriegen

Julia Cremasco Heilpraktiker für Psychotherapie
Julia Cremasco
Heilpraktiker für Psychotherapie
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Volkskrankheit Angst: Ca. 12 Millionen Deutsche (Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde aus dem Jahr 2017) leiden unter einer Angststörung. Zählen Sie zu den Betroffenen, die es regelmäßig erleben, dass sich irreale Ängste zeigen? Ziehen Sie sich dadurch immer weiter zurück und vermeiden Sie Situationen oder bestimmte Tätigkeiten? Lassen Sie uns schauen, wie Ängste das Leben eng machen - und was helfen kann. Wer bis zum Ende des Artikels durchhält, bekommt wertvolle Tipps, um die Angst in den Griff zu kriegen.

Im Folgenden werde ich Ihnen Überblicksartige Informationen zu diesen Fragen geben:

Was ist eine Angststörung?

Grundsätzlich ist Angst sehr wichtig in unserem Leben. Sie hat eine Schutzfunktion. Durch die Angstreaktion wird ein abgespeichertes, Jahrtausende altes Reaktionsprogramm aktiviert, das vergleichbar ist mit der Stressreaktion. Zum Thema „Stress und Stressreaktion“ finden Sie hier weitere Informationen.

Die eine typische eine Angststörung existiert nicht. Diese Störung zeigt sich sehr unterschiedlich in ihrer Ausprägung. Einzig eine Tatsache ist allen Angststörungen gemein: Die Ängste sind irreal und entstehen nicht aufgrund einer realen Gefahrensituation. Und obwohl alles objektiv betrachtet in Ordnung ist, zeigen die Betroffenen Symptome, als wenn eine Bedrohung vorliegen würde.

Arten von Angststörungen

Ganz grob kann man drei Arten von Angststörungen unterscheiden:

  1. Die Betroffenen leiden unter einer Angst, die auf etwas ausgerichtet ist - und zwar immer auf dasselbe Objekt bzw. dieselbe Situation im weitesten Sinne. Dies ist eine Phobie. Sie bezieht sich auf „Objekte“ wie Spritzen, Spinnen, Ärzte, Auto fahren, große Menschenmengen, enge Räume oder grundsätzlich andere Menschen. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos und können auch sehr ungewöhnlich ausfallen. Ein sehr ausgefallenes Beispiel ist die Angst vor platzenden Luftballons.
  2. Die Angst ist wie eine Art „diffuses Grundrauschen“ permanent spürbar und nicht auf etwas Bestimmtes ausgerichtet. Sie ist immer vorhanden - vom morgendlichen Erwachen bis zum Schlafengehen.
  3. Die Betroffenen erleben überfallsartig sehr große Angst, ohne dass ein äußerer Auslöser nötig ist. Diese Panik kommt aus dem Nichts und ist so massiv, dass die Betroffenen häufig Angst haben, keine Luft mehr zu bekommen oder sogar zu sterben.

Eine Angststörung kann ihren Auslöser in der Kindheit haben und sich dann schleichend über Jahre manifestieren. Oder ein aktuelles, unangenehmes bis erschreckendes Ereignis sorgt für eine Angstreaktion, die zur besseren Bewältigung an ein - anderes - Objekt mental geknüpft wird. Als Beispiel sei hier die irreale Angst vor der Erblindung nach einer optimal verlaufenen Augen-OP genannt.

Folgen von Angststörungen

Wie gesagt: Die Ängste, um die es hier geht, sind alle irreal und nicht durch lebensbedrohliche Ereignisse ausgelöst. Und dennoch spüren die Betroffenen sehr starke Symptome, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Denn jeder reagiert auf seine individuelle Weise.

Angstsymptome ähneln den Stress-Symptomen, denn unter Angst wird vom Körper ein Aktivierungsprogramm gestartet, um mit der ängstigenden Situation zurecht zu kommen durch „Kampf“ oder „Flucht“. Wir kennen diese Fight-or-Flight-Reaktionen vom Stress. Herzklopfen, Schweiß, Zittern, schneller bzw. flacher Atem oder Atemnot, Übelkeit sind häufig zu beobachtende Symptome.

Dazu kommen aber auch die emotionalen Phänomene, die massiv belasten:

  • Unsicherheit
  • das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren
  • das Gefühl, dass Objekte unwirklich sind
  • das Gefühl, man selbst steht neben sich
  • das Gefühl zu sterben

Diese Symptome führen oft dazu, dass die Betroffenen die Objekte bzw. Situationen beginnen zu meiden. Das ist bei einer Spinnen- oder Luftballon-Phobie noch relativ leicht realisierbar und manch Betroffener zieht nicht in Erwägung, wegen dieser Ängste in Therapie zu gehen.

Anders sieht es aus bei sozialen Phobien, Panikattacken und einem generellen, permanenten Angstgefühl. In diesen Fällen ist es nicht ungewöhnlich, wenn sich die Betroffenen zurückziehen und sich selbst im Alltag immer mehr einengen. Das kann sich soweit steigern, dass ein Betroffener nicht mehr das eigene Haus verlassen mag. Denn durch den immer stärkeren Rückzug wird die eigentliche Angst nur noch verstärkt.

Welche therapeutischen Maßnahmen helfen bei Angststörungen?

Die Methode sollte im ersten Schritt unbedingt zum Patienten passen. Die Ansätze sind vielfältig. Ich selbst habe in meiner Arbeit immer wieder sehr gute Resultate mit den folgenden Methoden erzielt:

  • Atemtechniken
  • Introvision nach Prof. Dr. Angelika C. Wagner
  • Achtsamkeits- und Entspannungsübungen
  • Imaginationstechniken
  • Hypnotherapeutische Maßnahmen

Insbesondere Angstpatienten sind Meister darin, innere Bilder zu entwickeln. Mit Blick auf die Störung sind dies in erster Linie ängstigende Bilder. Aber was in die eine (nämlich negative) Richtung klappt, klappt auch in die andere. Und genau das nutze ich sehr gern in der Arbeit mit Angstpatienten: stärkende, positiv besetzte, innere Bilder entwickeln. Zusätzlich gilt es, die Entspannungsfähigkeit des Betroffenen zu verbessern. Denn salopp gesagt: Da wo Entspannung ist, kann keine Angst sein. Beide Gefühle schließen sich gegenseitig aus.

Meine drei S.O.S.-Tipps bei Ängsten

1. Den Ausatemfluss fokussieren und vertiefen bzw. sanft verlängern. Denn die Ausatmung ist an den köpereigenen „Ruhenerv“ des autonomen Nervensystems gekoppelt. Schafft man es, tief und ruhig auszuatmen, startet man sein eigenes, inneres Entspannungsprogramm. Manch einer sollte in diesem Zusammenhang auch üben, (wieder) tief in den Bauch zu atmen. Bei vielen Angstpatienten bleibt der Atem im Brustkorb hängen und die Bauchdecke bewegt sich nicht durch die Atmung. Ein so flacher Atem begünstigt Ängste.

2. Die STOP-Übung: So viele Muskeln, wie es nur geht, sehr stark anspannen, die Spannung einen Moment aufrechterhalten und mit einem energisch-lautem oder gedachten „STOP!“ inklusive eines Ausatemzuges loslassen. Mit ein bisschen Übung wird dadurch auch die mentale Spannung (die Angst) gelöst. Langfristig kann das mentale Spannungsmuster durchbrochen werden.

3. Die HASE-Übung hilft, im Moment zu sein und mental nicht davon zu galoppieren. Darüber hinaus steigt langfristig der Entspannungs- und Gelassenheitslevel. In der Übung wird aus dem Moment heraus nacheinander in die folgenden Bereiche gespürt:

  • Haltung
  • Atmung
  • Spannung
  • Bodenkontakt (Erdung)

Der Übende nimmt sich wertschätzend und ohne Urteil selbst wahr: In welcher Haltung befinde ich mich, wie atme ich, wie viel Spannung im Körper (oder mental) nehme ich wahr? Wie ist mein Kontakt zum Boden, auf dem ich stehe bzw. sitze? Hierdurch lernt man, sich von Grübeleien zu lösen und nimmt den eigenen Realzustand immer besser wahr, den man selbstverständlich auch optimieren darf. Heißt: mal tief durchzuatmen oder eine angenehmere, spannungsfreiere Haltung einzunehmen.

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