Artikel 09/06/2017

Die Non-Skalpell-Vasektomie - So funktioniert die minimalinvasive Sterilisation beim Mann

Dr. med. Stefan Schoeler Urologe, Androloge
Dr. med. Stefan Schoeler
Urologe, Androloge
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Unter ‘Vasektomie’ versteht man wörtlich die Entfernung eines Samenleiterstückes auf beiden Seiten, um den Samentransport dauerhaft zu unterbrechen. Der Eingriff ist auch als Sterilisation des Mannes bekannt und gilt als sicherste Verhütungsmethode nach dem besten Pearl-Index. Zudem bleibt der Effekt der Vasektomie lebenslang bestehen. Bei der klassischen Vasektomie werden die Samenleiterstücke über zwei kleine Schnitte jeweils seitlich am Hodensack entfernt.

Was versteht man unter Non-Skalpell-Vasektomie?

Die Non-Skalpell-Vasektomie unterscheidet sich von der klassischen Vasektomie durch den Zugangsweg. Hier werden beide Samenleiterstücke durch nur einen Zugang in der Mitte des Hodensackes, im Bereich der dort verlaufenden natürlichen Hautnaht, der sogenannten Raphe scroti, entfernt. Für diesen kleinen Zugang reicht es aus, die Haut mit einer spitzen Klemme aufzuspreizen, weswegen ein Skalpell gar nicht erst benötigt wird. Hierdurch ist die Non-Skalpell- Vasektomie nochmals weniger invasiv, als die ohnehin schon wenig invasive klassische Vasektomie.

Wie wird der Eingriff durchgeführt?

Die Non-Skalpell-Vasektomie wird üblicherweise in lokaler Betäubung durchgeführt, das heißt, dass ein kleines Hautareal am Hodensack lokal betäubt wird. Wie vom Zahnarzt bekannt ist die lokale Betäubung unangenehm, aber gut auszuhalten und nicht sonderlich scherzhaft.

Sobald die Lokalanästhesie wirkt, kann der Eingriff völlig schmerzfrei durchgeführt werden.
Wer dennoch lieber nichts mitbekommen will, kann auch eine sogenannte Analgosedierung erhalten, auch Dämmerschlaf genannt: Ein Anästhesist injiziert ein Schlafmittel über die Vene, sodass der Patient während der Behandlung schläft und sich nachher an nichts erinnert.

Beim Eingriff selbst wird dann die Haut mit einer spitzen Klemme aufgespreizt. Der entstehende Zugang ist gerade mal 1 cm groß. Von hier aus wird dann der gut tastbare Samenleiter mit einer speziellen Ringklemme gefasst und ein Stück herausgezogen. Nun wird ein Stück davon entfernt, der obere und untere Anteil jeweils abgebunden und zusätzlich mit einer elektrischen Pinzette verödet. Dies wird natürlich nacheinander auf beiden Seiten gemacht, kann aber durch den einen Zugang in der Mitte erfolgen.

Am Ende des Eingriffes wird die Haut mit einem selbstauflösendem Faden vernäht, wofür meist ein bis zwei Stiche reichen. Die gesamte Non-Skalpell-Vasektomie dauert etwa 25 Minuten und ist rein ambulant, das heißt nach dem Eingriff kann der Patient die Praxis nach kurzer Nachbeobachtungszeit im Wartezimmer wieder verlassen. Er muss auch nicht abgeholt werden, außer es handelt sich um einen Eingriff mit Anlgosedierung. Hier wird der Patient ein bis zwei Stunden beobachtet und sollte anschließend abgeholt werden.

Da es sich bei der Non-Skalpell-Vasektomie, wie auch bei der herkömmlichen Vasektomie, um eine Wunschleistung handelt, werden die Kosten nicht von den Kassen oder Privatversicherungen übernommen. Es handelt sich also um Selbstzahlerleistungen.

Wie muss ich mich vorbereiten?

Die Vasektomie kann grundsätzlich bei jedem durchgeführt werden, denn ein wirkliches Kriterium gibt es nicht. Aber da es sich um eine sehr definitive Verhütungsmethode handelt, sollte die Entscheidung gut gereift sein und die Familienplanung definitiv abgeschlossen sein.

Wie bei den meisten anderen geplanten Operationen sollten Blutverdünner fünf bis sieben Tage vor dem Eingriff abgesetzt sein. Außerdem sollte der Intimbereich am Vortag oder am selben Tag vor der Vasektomie rasiert werden. Bei einer Anwendung mit lokaler Betäubung darf der Patient vorher ganz normal essen.

Das passiert nach den Eingriff

Am Tag nach der Non-Skalpell-Vasektomie wird üblicherweise eine kurze Wundkontrolle durchgeführt. Danach kann der Patient seinem Alltag wieder ganz normal nachgehen. Duschen ist auch bereits am ersten Tag nach dem Eingriff möglich. Auf Baden und Saunen sollte aber eine Woche verzichtet werden.

Die Fäden müssen nicht gezogen werden und lösen sich nach etwa zwei Wochen von selbst auf. Sport und geschützter Geschlechtsverkehr sind nach drei bis fünf Tagen wieder möglich. Ungeschützter Geschlechtsverkehr darf zunächst nicht sein, da die Samenspeicher oberhalb der Unterbindungsstellen liegen und zunächst noch gut gefüllt sind. Nach durchschnittlich zehn Wochen erfolgen dann zwei Ejakulatuntersuchungen im Abstand von zwei bis vier Wochen, um den Erfolg der Vasektomie zu garantieren. Erst, wenn zweimalig keine Spermien im Ejakulat nachgewiesen werden konnten, darf ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfinden.

Welche Komplikationen und Folgeerscheinungen gibt es?

Grundsätzlich gibt es keine Operation, die völlig frei von Komplikationen ist - das gilt natürlich auch für die Non-Skalpell-Vasektomie. Ernstere Komplikationen wie Nachblutungen, Bluterguss im Hodensack, postoperative Infekte oder Notwendigkeit einer Folgebehandlung sind zwar möglich, aber sehr selten und eher theoretischer Natur. Sollten Komplikationen auftreten, werden diese Behandlungen aber von Kassen und Versicherungen übernommen.

Ein leichtes Ziehen im OP-Bereich, kleine oberflächliche blaue Flecken der Haut und leichte Schwellungen sind häufigere, aber harmlose und selbstlimitierende mögliche Folgen des Eingriffes.
Dauerhafte Schmerzzustände nach der Vasektomie, ein sogenanntes Post-Vasektomie-Syndrom, sind sehr selten und entstehen eher psychosomatisch.

Einen Einfluss auf die Sexualfunktionen des Mannes gibt es nicht. Daher hat die Vasektomie weder negativen Einfluss auf die Erektionsfunktion noch auf die Hormonproduktion. Das erklärt sich daraus, dass lediglich Samenleitersücke entfernt werden, die Samenleiter aber keine andere Funktion haben außer dem Samentransport.

Eine dauerhafte Zeugungsunfähigkeit ist selbstvertständlich die gewünschte Folgeerscheinung der Vasektomie, daher muss die Familienplanung abgeschlossen sein, wenn man sich dafür entscheidet. Sollte aber ein vasektomierter Patient durch beispielsweise veränderte Lebensumstände doch nochmals einen Kinderwunsch haben, gibt es auch Möglichkeiten, die Zeugungsfähigkeit wiederherzustellen.

Dies ist aber nicht garantiert und die Erfolgsrate solcher Maßnahmen nimmt mit zunehmendem Zeitabstand zur Vasektomie ab. Nach zehn Jahren nach der Vasektomie liegt die Erfolgschance für die Wiederherstellung nur noch bei etwa 50 %.

Dabei greift man auf eine sogenannte Refertilisierungsoperation zurück, wobei man die Samenleiterenden mikrochirurgisch wieder vereint. Eine andere Möglichkeit ist die TESE, auch testikuläre Spermienextraktion genannt, wobei man mit einer Art Biopsie versucht, direkt aus dem Hoden Spermien zu gewinnen, die dann eingefroren werden können und für eine künstliche Befruchtung zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung

Die Non-Skalpell-Vasektomie ist eine minimalinvasive Variante der klassischen Vasektomie, wobei der Unterschied vor allem darin liegt, dass nur ein Zugang benötigt wird und für diesen Zugang kein Skalpell nötig ist. Der Eingriff ist dauerhaft wirksam, hat eine äußerst niedrige Komplikationsrate, ist sehr sicher und hat den besten Pearl-Index von allen Verhütungsmethoden. Auch wenn die Vasektomie eine Selbstzahlerleistung ist, ist sie durch ihren definitiven Charakter auf Dauer - abgesehen von unsicheren Methoden wie Koitus interruptus oder Temperaturmethode - die günstigste aller Verhütungsmethoden. Die Non-Skalpell-Vasktomie ist ein rein ambulanter Eingriff und kann sehr gut mit lokaler Betäubung durchgeführt werden, auf Wunsch aber auch problemlos mit Analgosedierung, auch Dämmerschlaf genannt.

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