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Artikel 13/05/2015

Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) als mögliche Ursache von Kieferschmerz, chronischen Kopfschmerzen, HWS-Beschwerden und Tinnitus – oft unerkannt und fehlbehandelt

Team jameda
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Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine systemische Störung der Funktionszusammenhänge bzw. des Zusammenspiels im Kopf-, Nacken und Schulterbereich, die oft vom Kiefergelenk ausgeht. Sie wird dabei überwiegend durch Zahnfehlstellungen mit Zwangsbissführungen und einem sog. „falschen Biss“ verursacht.

Diese Zwangsbissführungen der Verzahnung können die verschiedensten Formen der Muskelverspannungen und Schmerzen im Kiefer-, Kopf-, und Schulterbereich verursachen sowie Kiefergelenkskompressionen mit Kiefergelenkknacken und –schmerzen. Typisch ist also, dass durch eine angeborene oder sich allmählich entwickelnde Fehlstellung der Zähne bzw. des Gebisses meist schmerzhafte Beschwerden nicht nur im Kiefergelenk, sondern auch verschiedene Kopfschmerzen und Halswirbelsäulenbeschwerden entstehen können.
Groß angelegte Studien zeigen, dass die Häufigkeit von CMD in der Bevölkerung zunimmt. Immer mehr Menschen leiden unter chronischen Kopf-, Gesichts-, Nacken- und Rückenschmerzen. Nicht selten kann eine CMD Ursache oder Teilursache eines solchen an einer anderen Körperstelle bestehenden Schmerzsyndroms sein.
Auch beständige Ohrgeräusche (sog. Tinnitus), Bruxismus und Bewegungsstörungen der Kiefergelenke mit der Folge von Knacken und eingeschränkter Mundöffnung sind in unserer leistungsorientierten Gesellschaft zunehmend verbreitet.
Ebenfalls sind Kinder und Jugendliche zunehmend betroffen. Am häufigsten zeigen sich die Symptome der CMD in der Altersgruppe der 18 – 45 Jährigen. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei letzteren kann sich eine CMD häufig auch in Form von Rückenschmerzen äußern.

Warum kann ein falscher Biss auch Kopf- und Rückenschmerzen verursachen?

Ein gestörter Zusammenbiss der Zähne führt zu einer Fehlbelastung der Kiefergelenke mit unnatürlich hoher Beanspruchung der umliegenden Gewebe und Verspannung der angrenzenden Muskulatur. Das Kiefergelenk liegt anatomisch in sehr enger Lagebeziehung zu dem Ohr, so dass die Symptome der CMD sich auch auf diesen Bereich ausweiten können. Folgende Symptome treten bei dem Vorliegen einer CMD gehäuft auf:

  • Nackenverspannung
  • Kopfschmerzen vom Spannungstyp, zum Teil auch Migräne
  • Schmerzen und Knacken im Bereich der Kiefergelenke
  • Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur
  • Bewegungseinschränkung des Unterkiefers, verkleinerte Mundöffnung
  • Ohrenschmerzen, Tinnitus
  • Schwindel
  • Schluckbeschwerden

Ganz typisch ist leider oft eine sehr lange Leidensgeschichte, wenn die Betroffenen zum ersten Gespräch in eine Fachpraxis für CMD kommen.
Jahrelange Schmerzen, Schwindel oder auch der oben erwähnte Tinnitus bringen viele Patienten an den Rand ihrer Belastbarkeit. Viele Fachärzte wurden nicht selten bereits konsultiert, ohne dass eine eindeutige Diagnose gestellt und ein Therapiekonzept erarbeitet werden konnte.

Ein sogenannter CMD – Selbsttest kann einen Hinweis liefern, ob eine CMD im Zusammenhang mit bestehenden chronischen Beschwerden im Kopf-Schulterbereich vorliegen könnte:

  • Haben Sie das Gefühl, Ihr Biss stimmt nicht?
  • Haben Sie Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke?
  • Bemerken Sie Knack- und, oder Reibegeräusche im Bereich der Kiefergelenke?
  • Leiden Sie unter Kopfschmerzen oder Migräne?
  • Leiden Sie unter Schwindel, Ohrgeräuschen oder Tinnitus?
  • Ist Ihre Nackenmuskulatur verspannt?
  • Knirschen oder pressen Sie während des Schlafens mit den Zähnen?

Sollten Sie zwei oder mehr Fragen mit JA beantwortet haben, so ist es ratsam einen auf CMD spezialisierten Zahnarzt oder Kieferorthopäden zur Abklärung der Symptome aufzusuchen.

Therapiekonzept bei CMD

Der Therapie geht immer eine ausführliche Anamnese mit Betrachtung der individuellen Stressbelastung und anschließend eine umfassende Untersuchung des craniomandibulären Systems (Kiefergelenke, Kau- und Nackenmuskulatur) voraus.
Nur eine fundierte fachübergreifende Behandlung mit sehr gut aufeinander abgestimmten Netzwerken von CMD-Spezialisten (Ärzte, Zahnärzte, Kieferorthopäden, spezialisierte Physiotherapeuten, Osteopathen u.v.a.) bringt dem Patienten langfristig Erfolge.
Bei falscher Bisslage, einer der Hauptursachen der CMD, wird zunächst mit einer Schiene gearbeitet, die jedoch sehr viel aufwändiger als die herkömmliche nächtliche Knirscherschiene ist.
Diese Schiene ist herausnehmbar und kann je nach Befund im Oberkiefer oder Unterkiefer eingesetzt werden. Sie verändert zunächst nicht die Zähne, harmonisiert aber sofort die Bisssituation des Patienten und lindert damit häufig sehr zeitnah die Beschwerden.
Parallel zur Schienentherapie wird Osteopathie oder manuelle Therapie (spezielle Physiotherapie für das Kiefergelenk) empfohlen, um die Verspannung der betroffenen Muskulatur zu lösen und Bewegungseinschränkungen zu beseitigen.
In akuten Fällen kann auch die Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln sinnvoll sein.
In den meisten Fällen kann eine deutliche Linderung der Beschwerden erreicht werden. Eine völlige Beschwerdefreiheit ist allerdings nicht immer erzielbar.
Nach erfolgreicher Schienentherapie in Kombination mit manueller Therapie oder Osteopathie gilt es dann eine für den Patienten optimale definitive Verbesserung der Bisssituation zu finden.
Hierfür stehen unterschiedliche, sehr effektive Konzepte aus dem Fachgebiet der Prothetik und der Kieferorthopädie zur Verfügung.
Durch die Entwicklung der unsichtbaren lingualen Bracketapparatur wird die kieferorthopädische Beseitigung von Fehlbisssituationen mit Zwangsführungen auch für erwachsene Patienten sehr komfortabel möglich. Durch beständige Weiterentwicklung dieser speziellen Behandlungsapparatur und umfassende Schulung der in diesem Bereich interessierten Behandler ist die Korrektur von Fehlbissen jeder Art in einer optimalen Zeit und mit maximalem Komfort für die Patienten möglich.

Literatur:
Biesinger E, Groth A, Höing R, Hölzl M. HNO. 2015 Apr; 63(4):266-71. doi: 10.1007/s00106-014-2971-9. German. 
Gündel G. Troubleshooting in der lingualen Orthodontie unter besonderer Berücksichtigung einer vollständig individuellen lingualen Apparatur. Masterthesis „Lingual Orthodontics“, Medizinische Hochschule Hannover 2011
www.koenecke.de
Ossi Miettinen, Satu Lahti & Kirsi Sipilä, Acta Odontologica Scandinavica, 2012; 70: 331–336
Dr. Georg Risse, Institut für Craniomandibuläre Dysfunktion, CMD-KFO und Bio – Funktionelle Orthodontie, BFO, Münster.
Wiechmann D. A new bracket system for lingual orthodontic treatment. Part 1: Theoretical background and development. J Orofacial Orthop. 2002;63:234-45
Wiechmann D. A new bracket system for lingual orthodontic treatment. Part 2: First clinical experiences and further development. J Orofac.Orthop. 2003; 64:372-88

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