Artikel 26/12/2014

Silver Love - Liebe, Sex und Partnerschaft in der 2. Lebenshälfte - Teil 2

null Jochen Rögelein Heilpraktiker für Psychotherapie
null Jochen Rögelein
Heilpraktiker für Psychotherapie
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Doch fraglos hinnehmen braucht man Trends nun auch nicht. Viele Angehörige der Silver Generation wollen sich 15 Jahre jünger fühlen, weil zum gesellschaftlichen Trend eben auch Gesundheitsdiktat und Jugendwahn gehören.

Zwar wollen die meisten Menschen sicher alt werden, was es dann aber bedeutet, ein gutes Leben im Alter zu führen scheint kaum jemand zu wissen. Jugendlichkeit im Alter wird dann schnell zum einzigen Maßstab und die Abwehr des Alters zum Fokus.

Dabei steckt die Altersforschung selbst noch in den Kinderschuhen: Zwar gibt es Bio-Marker im Blut, im Gewebe, bei Körperfunktionen, doch weiß man um die verschiedenen Wechselbeziehungen noch viel zu wenig. Beispiel Testosteron: Kürzlich wurde erneut im Wissenschaftsmagazin Lancet vor dem Einsatz von künstlichem Testosteron gewarnt, weil nicht bekannt sei, wie es wirklich im Organismus wirke. Die anfänglich gefeierten Anti-Aging Hormontherapien für Frauen und Männer wurden wegen unkalkulierbarer Krebsrisiken oder auch erheblicher psychischer Nebenwirkungen auf wenige medizinische Indikationen eingeschränkt.

Neben allgemeinen Ratschlägen einer gesundheitsorientierten Lebensführung wie ausgewogener Ernährung, wenig Genussmittel und körperlicher Aktivität zur Steigerung von Kraft und Ausdauer, kommt von Hirnforschern immer häufiger und eindringlicher die Aufforderung zur Vermeidung von Stress, denn der sei es, der letztlich krank mache und das Leben verkürze. Gestützt wird diese These durch die Forschung an Hundertjährigen, aber auch zu komplexen Zusammenhängen von körperlicher Organebene, immunologischen Prozessen und Psyche. Im Widerspruch dazu stehen Gesundheitsforscher, die jegliche Prävention infrage zu stellen scheinen.

Zwar wird der Einzelne zu 75% für seine Alterungsprozesse selbst verantwortlich gemacht und nicht etwa seine Gene, dennoch sieht Altern und seine Auswirkungen auf Liebe, Sexualität und Partnerschaft doch sehr individuell und kulturspezifisch aus. Die einen begeben sich in einen zweiten Partnerschaftsmarkt nach Trennung oder Verwitwung und nutzen dafür auch die vielfältigen Möglichkeiten des Internets von Partnerbörse bis Geodating (Partnersuche via Smartphone App), die anderen gründen mit Beginn der zweiten Lebenshälfte Anfang 40 ihre erste oder zweite Familie, langjährige Paare sehen sich gezwungen ihre Partnerschaft völlig neu auszuhandeln, die Bindungsmotive neu zu verstehen und das Modell der Partnerschaft zu überdenken.

Ältere homosexuelle Männer arrangieren sich vielleicht in offenen Beziehungen oder tun sich als Single schwer, einen geeigneten Partner zu finden. Homosexuelle Frauen hingegen bilden familiäre Lebensgemeinschaften mit Kindern, Migranten sind geprägt vom Umgang mit dem Alter aus ihrer Herkunftskultur usw.

Altern bedeutet aber auch immer wieder in neue Lebensphasen einzutreten mit ihren ganz eigenen Chancen und Risiken. Schmerzlich bewusst wird das oft Paaren mit großem Altersunterschied, weil die Partner immer wieder gefordert sind, sich mit den unterschiedlichen Bedürfnissen in diesen Lebensphasen angemessen auseinander zu setzen.

Den einen Umgang mit Alter, Sex und Partnerschaft gibt es nicht, vielmehr gibt es auch im Alter eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Zunehmend entstehen neue Lebensformen wie Partnerschaft in getrennten Wohnungen als neue Nähe-Distanz-Regulation, die jede Beziehung benötigt, intergenerationale Wohngemeinschaften oder Nutzung von Swingerklubs und neuen anderen erotischen Angeboten.

Paartherapie, Sexualtherapie und Familientherapie können hier sehr gute begleitende Hilfen anbieten, diesen notwendigen Wandel zu gestalten hin zu einem möglichst guten Leben im Alter geprägt von Selbstbestimmung und Lebensqualität.

Vieles, das bisher gewohnt war, wird dabei zwar infrage gestellt, doch gleichzeitig entsteht viel Neues, das es lohnt, entdeckt zu werden.

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