Falsche Seite der Spritze

So bin ich selber erst, nachdem die linke Schulter seit Monaten das Zuhaken des BHs nur unter schmerzhaften Verrenkungen zuließ, zum Orthopäden meines Vertrauens gegangen. Untersuchung und MRT ergaben das von mir befürchtete Ergebnis: Subscapularis- und Supraspinatussehne sind schon halb abgerissen, reiben sich an einem Knochenvorsprung auf.

Es entspannte sich der typische Dialog. Orthopäde: ‘Das sollten Sie operieren lassen, denn jede Bewegung verschlimmert den Schaden noch’. Ich: ‘Für sowas habe ich keine Zeit! Kann man da nichts mit Spritzen machen?’. Er: ‘Die könnten vorübergehend abschwellen, aber das Problem wird sich dadurch nicht auf Dauer lösen’. Ich: ‘Aber so darf ich ja nichts mehr tun, was mir Freude macht! Kein Golf, kein Rhythmusboxen mit der Wii mehr…’. Er: ‘Na gut, versuchen wir es mit Lipotalon und KG.’. Ich: ‘Aua! Das war ja etwas schmerzhaft’. Er: ‘Aber Sie wollten doch…’ Ich: ‘Schon gut! Warum KG?’ Er: ‘Das könnte den Muskelzug harmonisieren und das Gelenk entlasten.’

Eine Woche nach der Spritze jaulte die Schulter wieder bei jeder Elevation. Zur KG ging ich brav, woran der gut aussehende Physiotherapeut mit seinem Charme nicht ganz unschuldig war. Dennoch dämmerte mir, dass diese nicht wirklich half. Eine endlos geduldige Dame in der Klinik meines (und meines Orthopäden) Vertrauen gab mir einen OP-Termin in einigen Wochen. Den sagte ich ab, als ich erfuhr, dass ich nicht 5 Tage nach dem Eingriff nach Hamburg fliegen kann. Ein Blick auf den Terminkalender machte klar, dass ein halbwegs passender OP-Zeitpunkt erst drei Monate später kam.

Jetzt warte ich, versuche zu joggen (meine Güte, wie anstrengend!), vermisse den Golfplatz, nehme an Gewicht zu, futtere hin und wieder Voltaren und jammere über mein Schicksal. Dem hübschen Krankengymnasten habe ich abgesagt, weil seine Bemühungen fruchtlos blieben. Wir haben uns für die Zeit nach der OP wieder verabredet… Der einzige Trost. Ansonsten fühle ich mich auf der falschen Seite der Spritze wie im falschen Film. Aber meine Patient(inn)en kommt es zu Gute, dass ich verstehe, wie sie sich fühlen!

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