Team jameda
Sie denken, dass nur Alkoholiker von einer Fettleber bedroht sind? Stimmt nicht! Die nicht-alkoholische Fettleber tritt sogar häufiger auf. Lesen Sie hier, wer von dieser nicht gerade seltenen Erkrankung betroffen ist, wie sie festgestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Die Leber ist das wichtigste Stoffwechselorgan des Körpers und reinigt das Blut von Giften. Sie bildet Substanzen, die für die Hormonbildung, die Fettverdauung und weitere wichtige Prozesse nötig sind, sie verwertet Nahrungsbestandteile, speichert Energie, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und baut schädliche Substanzen ab, damit sie ausgeschieden werden können.
Der normale Fettgehalt der Leber beträgt weniger als 5 Prozent. Eine Fettleber, auch Steatosis hepatis genannt, entsteht, wenn sich mehr Fett, insbesondere Triglyceride, in den Leberzellen ansammelt.
Die Erkrankung lässt sich je nach Schweregrad wie folgt einteilen: Bei einer leichtgradigen Fettleber ist weniger als ein Drittel übermäßig verfettet, bei einer mäßigen Fettleber mehr als ein Drittel und bei einer schweren Fettleber sind mehr als zwei Drittel der Leberzellen stark verfettet.
Ungefähr 25 Prozent der Deutschen haben eine Fettleber, die somit die häufigste chronische Leberkrankheit in unserem Land ist. Die meisten erkranken zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr, Kinder und Jugendliche sind jedoch auch immer häufiger betroffen.
Die bekannteste Ursache einer Fettleber ist der übermäßige Alkoholkonsum. Dennoch erkranken nicht alle Menschen, die viel trinken, daran. Auf der anderen Seite sind nicht alle Fettleberkranken Alkoholiker. Tatsächlich kommt die nicht-alkoholische Fettleber am häufigsten vor.
Ursachen einer nicht-alkoholischer Fettleber:
Seltene Ursachen:
Eine Fettleber kann auch plötzlich nach der 30. Schwangerschaftswoche entstehen. Diese Form der Erkrankung ist zwar sehr selten, da sie nur bei einer von eine Millionen Schwangeren vorkommt, kann aber in 30 bis 70 Prozent der Fälle tödlich enden. Sie wird wahrscheinlich von einem vererbten Enzymdefekt ausgelöst.
Häufig haben Menschen mit einer Fettleber überhaupt keine Beschwerden. Einige spüren ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, haben ein Völlegefühl oder leiden unter Blähungen. Die ersten Anzeichen der Erkrankung sind auf die Vergrößerung der Leber zurückzuführen, die Druck auf die Nachbarorgane ausübt. Sie ist ein typischer Tastbefund bei der körperlichen Untersuchung.
Die Auswirkungen einer durch Fett verdickten Leber, die lange unbehandelt bleibt, sind gravierend. Das übermäßige Fett verändert die innere Struktur des empfindlichen Organs, was zu mehreren Folgeerkrankungen führen kann, wie zum Beispiel:
Weitere Komplikationen der Fettleber sind die Zuckerkrankheit, wenn sie nicht schon vor der Erkrankung bestand, sowie Nierenerkrankungen und -versagen.
Je nach Schweregrad, Ursache und Folgeerkrankungen wird eine Fettleber wie folgt eingeteilt:
1. Einfache Fettleber
2. Fettleberentzündung
nichtalkoholische Fettleberentzündung
Grad 0: Fetteinlagerung ohne Entzündung
Grad 1: Fetteinlagerung mit leichter Entzündung
Grad 2: Fetteinlagerung mit mittlerer Entzündung
Grad 3: Fetteinlagerung mit starker Entzündung
alkoholische Fettleberentzündung
3. Fettleberzirrhose
Die Ultraschalluntersuchung der Leber ist das wichtigste bildgebende Verfahren für die Diagnose. Die Leber erscheint heller als normal, weil das überschüssige Fett den Schall stärker reflektiert. Darüber hinaus ist sie deutlich vergrößert und kann genau abgemessen werden.
Bei einer Fettleber sind bestimmte Blutwerte, die auf die Leberfunktion hinweisen, dauernd erhöht. Es handelt sich um den Bilirubinwert und Enzyme, wie zum Beispiel die γ-Glutamyltransferase, die Teile der Abwehr gegen reaktive Sauerstoffspezien bildet. Oft schöpft der Arzt Verdacht auf eine Fettleber, weil bei einer Routineuntersuchung die Leberenzyme erhöht sind. Auch Blutzucker- und Blutfettwerte, insbesondere die Triglyzeridewerte, sind meistens erhöht.
Es gibt die Möglichkeit, den Fettleber-Index zu berechnen, der die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Fettleber vorhersagen kann. Die Berechnung des Index basiert auf den folgenden Parametern:
Fettleber-Index-Werte zwischen 0 und 29 schließen eine Fettleber aus, Werte zwischen 30 und 60 sind nicht schlüssig und bei Werten zwischen 61 und 100 ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit hoch.
Weitere hilfreiche Untersuchungen sind die Leberbiopsie und die Bauchspiegelung.
Toxisch bedingte Leberverfettungen werden durch das Weglassen der auslösenden Substanz behandelt. Bei akuten Leberschäden durch Paracetamol wird das Gegenmittel Acetylcystein empfohlen.
Des Weiteren gibt es keine spezifische medikamentöse Therapie für eine Fettleber.
Bei fortgeschrittenen Fällen mit Leberversagen ist eine Lebertransplantation die einzige Rettung. Zur Überbrückung der Zeit bis zur Transplantation kann die Leber mit einer Leberdialyse entlastet werden.
Selbsthilfe: Was tun?
Durch eine geeignete Ernährung können Sie das Fett der Leber abbauen, wobei der Verzicht auf Alkohol, eine ausgewogene, fett- und zuckerarme Diät, die Reduzierung des Körpergewichts um mindestens 3 bis 5 Prozent und regelmäßige Bewegung eine vorteilhafte Wirkung auf den Fettgehalt der Leber haben. Mit diesen Maßnahmen kann sich eine Fettleber vollständig regenerieren.
Sie sollten Ihrem neuen, gesunden Lebensstil auch im Anschluss immer treu bleiben, damit sich die Fettleber nicht wieder nachbildet. Die Kontrolle der Blutzucker- und Fettwerte ist ebenso wichtig, wenn nötig mit Hilfe der geeigneten Medikamente.
Mariendistel schützt und regeneriert die Leberzellen
Aus den Früchten der Mariendistel lässt sich ein Extrakt gewinnen, das die Susbstanz Silymarin enthält. Der Wirkstoffkomplex Silymarin soll leberschützend, -stärkend und entgiftend sein und den Gallenfluss sowie den Kreislauf anregen. Silymarin verändert die Struktur der äußeren Zellmembran der Leberzellen, so dass Lebergifte nicht mehr in das Zellinnere eindringen können. Silymarin stimuliert zudem auch die Proteinsynthese und unterstützt die Regeneration der Leber.
Mariendistel ist als ergänzende Behandlung einer Fettleber hilfreich, ersetzt aber nicht den Verzicht auf Alkohol und die weiteren Maßnahmen zum Abbau des Fettes in der Leber.
Prognose und Heilungschancen
Die Prognose und die Heilungschancen der Fettleber sind vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig. Je früher die Fettleber entdeckt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der geeigneten Behandlung völlig abgebaut und geheilt wird. Die Leber kann sich nämlich gut regenerieren. Ist der Alkohol die Ursache der Erkrankung, ist die Prognose schlechter. Bei einer Leberzirrhose ist gar keine Heilung mehr möglich.
Die Fettleber kommt häufig vor und kann jeden betreffen. Symptome gibt es zu Beginn keine oder sie sind sehr unspezifisch. Deswegen wird eine Fettleber entweder zufällig bei einer Routineuntersuchung anhand von erhöhten Leberenzymwerten entdeckt oder aber wenn schon Folgeerkrankungen entstanden sind. Erstaunlich ist, dass es keine gezielte Therapie gegen die Fettleber gibt, die aber glücklicherweise mit Selbsthilfemaßnahmen rückbildungsfähig ist.
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