Team jameda
33 Prozent der Erwachsenen in Deutschland rauchen. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände möchte jeder zweite Raucher aktuell mit dem Rauchen aufhören. Drei Viertel der Befragten geben als Grund für den geplanten Rauchverzicht die Gesundheitsschädigung durch Rauchen an.
Die Lebenserwartung von Rauchern ist im Durchschnitt etwa 6-10 Jahre kürzer als die von Nichtrauchern. Jährlich sterben in Deutschland bis zu 140.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Rauchen fordert damit mehr Todesopfer als Alkohol, Heroin, AIDS und der Straßenverkehr zusammen.
Das Lungenkrebsrisiko wird durch Rauchen drastisch erhöht, aber auch für viele andere schwere Erkrankungen ist Rauchen ein gesicherter Risikofaktor Potenzstörungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Asthma, vorzeitige Hautalterung, Leberzirrhose, Lungenemphysem, chronischer Zahnfleischschwund …).
98% aller Herzinfarktpatienten unter 40 sind Raucher, mehr als 85% der Lungenkrebspatienten sind Raucher. Selbst bei ehemaligen Rauchern bleibt ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko zurück. Je früher mit dem Rauchen begonnen wird, desto höher ist das Risiko gesundheitlicher Schäden. Das durchschnittliche Einstiegsalter in Deutschland liegt bei etwa 13 Jahren.
Rauchen in der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Früh- und Totgeburten, führt vermehrt zu Missbildungen und das Geburtsgewicht der Babys ist im Durchschnitt deutlich erniedrigt. Auch in Gegenwart von Kinder sollte Rauchen tabu sein: Kinder aus Raucherhaushalten leiden vermehrt an Atemwegserkrankungen und zeigen im Schulalter gehäuft Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Konzentrationsschwäche, Aggressivität oder auch Störungen der Lautsprachentwicklung.
Rauchen schädigt die Gesundheit und ist zudem sehr teuer - das weiß jeder… Doch warum ist es so schwierig mit dem Rauchen aufzuhören?
Der Tabakrauch einer Zigarette befördert das Nikotin über die Lunge direkt in den Blutkreislauf. Da Nikotin die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann (viele andere Giftstoffe werden hier gestoppt), erreicht es direkt nach schon 7-8 Sekunden das Gehirn. Dort bindet Nikotin an körpereigene Rezeptoren und fördert die Ausschüttung des Hormons Adrenalin sowie der Neurotransmitter, Dopamin und Serotonin. Auf diese Weise wird das Nervensystem stimuliert, der Herzschlag beschleunigt sich, der Blutdruck steigt… es entsteht der Eindruck, nach dem „Genuß’ einer Zigarette wacher und leistungsfähiger zu sein, angenehme Erfahrungen werden intensiver erlebt.
Allerdings steigt die Anzahl der Rezeptoren im Körper bei häufigerem Rauchen und die zur Stimulation notwendige Nikotinmenge erhöht sich.
Außer den angenehmen stimulierenden Wirkungen hat Nikotin jedoch auch zahlreiche nachteilige Effekte. So steigert es zum Beispiel die Magensaftproduktion und führt dadurch zu Magenbeschwerden. Nikotin verengt die Blutgefäße vor allem an Armen und Beinen und kann so zu ernsthaften Durchblutungsstörungen und Arteriosklerose führen. Die Folgen einer verminderten Durchblutung sind außerdem vorzeitige Hautalterung, schlechte Wundheilung und, bei Männern, Potenzstörungen.
Nikotin ist allerdings nicht krebserregend. Für diese Wirkung sind schädliche Begleitsubstanzen in der Zigarette verantwortlich.
Nikotin ist ein Nervengift und eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Bereits nach wenigen Tagen mit niedrigem Zigarettenkonsum zeigen sich die ersten Symptome körperlicher Abhängigkeit (Unruhe, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche…).
Die Abhängigkeit von Nikotin entsteht in einem kleinen Hirnareal, dem so genannten „Belohnungszentrum’: Der Genuss von Zigaretten führt über den Botenstoff Dopamin im Belohnungszentrum zu ähnlichen Reaktionen wie Heroin. Von Natur aus wird Dopamin unter anderem ausgeschüttet, wenn wir an etwas Vergnügen finden (Essen, Sex…), irgendeine Art von Glück erleben, etwas Tolles geleistet haben und sehr zufrieden sind. Nikotin gaukelt dem Gehirn vor, dass genau das der Fall ist und der Raucher wird mit dem Wohlfühl-Botenstoff Dopamin belohnt. Bei jeder Zigarette wird die Erfahrung wiederholt, dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist. Im Unterbewusstsein entsteht ein sogenanntes „Suchtgedächtnis’.
Die körperliche Abhängigkeit ist bei einem Entzug nach einigen Wochen überwunden (für die Übergangszeit helfen Nikotinersatzpräparate gegen die körperlichen Entzugssymptome).
Das oft größere Problem ist die psychische Abhängigkeit durch erlernte Verhaltensmuster, die auch Jahre nach einem Entzug noch vorhanden sind.
Möglichkeiten der Raucherentwöhnung:
Bei der Nikotinersatztherapie wird dem Körper Nikotin sozusagen „rauchfrei’ zugeführt, um die Entzugssymptome zu mildern und so den Entwöhnungsprozess zu erleichtern. Das angenehme Gefühl einer Zigarette kann allerdings nicht vermittelt werden, da Nikotin hier viel langsamer vom Körper aufgenommen und so das Dopaminsystem, also das Belohnungszentrum, nicht stimuliert wird. Euphorische Wirkungen treten daher nicht auf und eine Abhängigkeit von Nikotinersatzmitteln ist unwahrscheinlich.
Es stehen verschiedene Präparate zur Nikotinersatztherapie zur Verfügung. Man sollte sich vom Arzt oder in der Apotheke beraten lassen, welche Form der Therapie für jeden persönlich am besten ist.
Nikotinkaugummis setzen beim Kauen Nikotin frei, welches dann über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Diese Kaugummis stehen in verschiedenen Geschmacksrichtungen und in den Stärken 2 mg und 4 mg zur Verfügung, wobei nur etwa 50% des enthaltenen Nikotins vom Körper aufgenommen wird. Diese Menge reicht jedoch aus, um die Entzugserscheinungen spürbar zu lindern.
Ziel einer Therapie mit Nikotinkaugummis ist es, den Zigarettenkonsum kontinuierlich zu verringern, den Alltag ohne Zigarette wieder schrittweise zu erlernen und so das Rauchen ganz aufzugeben.
Die Anwendung der Nikotinkaugummis ist einfach. Allerdings werden sie nicht wie normale Kaugummis, sondern nach der speziellen „Kauen-Parken-Kauen’- Technik gekaut. Beim Kauf der Kaugummis in der Apotheke sollte man sich hinsichtlich Stärke und Kau-Technik beraten und aufklären lassen.
Nikotinlutschtabletten sind gut geeignet für Gelegenheitsraucher und stehen in den Stärken 1 mg und 2 mg zur Verfügung. Lutschtabletten sind eine diskrete Alternative zum Kaugummi und gut einsetzbar, wenn zum Beispiel aufgrund von Zahnersatz kein Kaugummi gekaut werden kann. Auch Nikotinlutschtabletten werden, wie die Kaugummis, mit einer speziellen „Lutschen-Parken-Lutschen’-Technik angewendet.
Sowohl Nikotinkaugummis, als auch Nikotinlutschtabletten sind für starke Raucher (mehr als 30 Zigaretten am Tag) wenig geeignet. Hier sind Nikotinpflaster oder der Nikotin-Inhaler die besseren Alternativen.
Nikotinpflaster geben, je nach Hersteller, über einen Zeitraum von 16 bzw. 24 Stunden gleichmäßig Nikotin an den Körper ab und sind so gut geeignet für regelmäßige Raucher. Die Pflaster stehen in 3 Wirkstoffstärken zur Verfügung und werden über einen Zeitraum von 9-12 Wochen angewendet. Die Pflasterstärke wird dabei stufenweise reduziert und damit der Körper vom Nikotin entwöhnt.
Mit Beginn und während der Behandlung mit einem Nikotinpflaster muss das Rauchen vollständig eingestellt werden. Auch jede weiter Nikotinzufuhr, zum Beispiel durch Nikotinkaugummis oder Schnupftabak, ist zu vermeiden, da es ansonsten vermehrt zu unerwünschten Nebenwirkungen (u.a. Herz-Kreislauf-Reaktionen) kommen kann.
Die Anwendung der Pflaster ist einfach und diskret. Sie werden am besten morgens auf die Haut geklebt, wobei die Klebestelle täglich gewechselt werden sollte. Durch das Aufkleben direkt nach dem Aufstehen werden eventuell auftretende Schlaftstörungen in der Nacht vermieden und das typische morgendliche Verlangen nach einer Zigarette verhindert.
Nikotinpflaster dürfen in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Den Nikotin-Inhaler gibt es in Deutschland seit Dezember 2008. Er ist die neueste Darreichungsform zur Nikotinersatztherapie, sieht aus wie eine Zigarettenspitze und wird mit Patronen befüllt, die Nikotin enthalten. Mit dem Inhaler wird das Nikotin, wie beim Zigarettenrauchen, gezogen, das Rauchen also imitiert. Durch das Ansaugen von Luft wird Nikotin aus den Patronen des Inhalers freigesetzt, eingeatmet und über die Mund- und Rachenschleimhaut aufgenommen.
Die Therapie dauert 12 Wochen, wobei die Anzahl der pro Tag verwendeten Patronen schrittweise reduziert wird.
Der Inhaler ist vor allem für Raucher geeignet, denen es schwer fällt, ihre Rauchgewohnheiten wie das „Hand-zum-Mund-Führen’ aufzugeben.
Zur Raucherentwöhnung stehen in Deutschland zurzeit auch zwei Medikamente mit den Wirkstoffen „Bupropion’ (auch „Amfebutamon’) oder „Vareniclin’ zur Verfügung. Beide Präparate sind verschreibungspflichtig (ärztliche Beratung und Kontrolle bei beiden erforderlich!) und werden von den Krankenkassen nicht erstattet.
Bei starken Rauchern wird die Nikotinersatztherapie mit Buproprion kombiniert. Die Behandlung dauert 7-9 Wochen. Der Wirkstoff wurde ursprünglich als Antidepressivum eingesetzt. Er greift zentral im Gehirn an und hält die Konzentration der beiden Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin konstant. So werden Entzugssymptome gelindert und das Verlangen nach einer Zigarette reduziert. Bupropion reduziert außerdem die Gewichtszunahme, die häufig nach Beenden des Rauchens festgestellt wird.
Das Medikament mit diesem Wirkstoff ist in der Regel gut verträglich, trotzdem kann es, vor allem zu Beginn der Behandlung, zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen oder Hautausschlag kommen. Sehr selten treten Krampfanfälle oder psychatrische Störungen auf. Außerdem kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Eine Therapie mit Bupropion erfolgt deshalb immer unter ärztlicher Kontrolle.
Seit März 2007 ist der Wirkstoff Vareniclin zur Raucherentwöhnung auf dem deutschen Markt. Eine Therapie dauert 12 Wochen, der Rauchstopp erfolgt dabei in Woche 2, um den Einstieg zu erleichtern.
Vareniclin bindet an den gleichen Rezeptor im Körper wie Nikotin und bewirkt eine länger anhaltende, aber verminderte Dopaminausschüttung. Dadurch verringern sich das Nikotinverlangen und die Entzugssymptome. Vareniclin blockiert den Nikotinrezeptor. Der Effekt ist eine Reduzierung des nikotinvermittelten Belohnungsgefühls beim Rauchen einer Zigarette (wichtig in der 1. Therapiewoche, wenn noch geraucht wird). Dadurch wird auch Rückfällen vorgebeugt.
Im Gegensatz zu Bupropion gibt es bei Vareniclin keine klinisch relevanten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Aber auch hier können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit auftreten.
Das Präparat mit dem Wirkstoff Vareniclin wird zusammen mit dem Raucherentwöhnungsprogramm LifeREWARDS angeboten: es hilft werdenden Nichtrauchern, motiviert zu bleiben, erlernte Verhaltensweisen zu ändern und beim Rauchstopp durchzuhalten. Für eine optimale Unterstützung durch LifeREWARDS sollten sich die Teilnehmer spätestens 7 Tage vor dem Rauchstopp mit der Chargennummer des Vareniclin-Präparats für das Programm registrieren. LifeREWARDS ist kostenlos und als Online- oder Handbuchversion verfügbar.
Die medizinischen Leitlinien zur Rauchentwöhnung von 2015 raten von rauchlosen Tabakprodukten, nikotinfreien Zigaretten, E-Zigaretten, homöopathischen Mitteln, Akupunktur und Naturheilmitteln ab. Der Grund: Es fehlen wissenschaftliche Beweise, dass diese Methoden wirklich hilfreich sind.
Nach der Beschreibung all dieser Mittel zur Unterstützung bei der Raucherentwöhnung muss noch einmal ganz klar betont werden, dass vor allem der eigene, feste Wille, mit dem Rauchen wirklich dauerhaft aufzuhören, die Grundlage jeder erfolgreichen Therapie ist. Information, Beratung und Vorbereitung sind die ersten Schritte in ein rauchfreies Leben. Für Raucher, die eine Entwöhnung vorbereitet beginnen, ist die Rückfallgefahr niedriger.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hält für aufhörwillige Raucher unter der Internet-Adresse http://www.rauchfrei-info.de/ ein umfangreiches Angebot bereit.
Interessierte finden hier ein kostenloses, interaktives Ausstiegsprogramm, das sie über 21 Tage begleitet. Außerdem können Materialien zur Unterstützung der Entwöhnung bestellt werden (z. B. ein Start-Paket zum Nichtrauchen mit Informationen, Minzpastillen und einem Relax-Ball für die Hände). Bei der BZgA können zudem Angebote für Gruppenkurse in ganz Deutschland abgerufen werden.
Wie gefährlich Rauchen ist, musste auch der Marlboro-Man Wayne McLaren am eigenen Leib erfahren. Jahrelang warb er für die bekannte Zigarettenmarke, als Inbegriff von Freiheit und romantischen Abenteuern. Er rauchte 1-2 Schachteln pro Tag und starb 1992 im Alter von nur 49 Jahren an Lungenkrebs.
Nach der Diagnose 1990 verbrachte Wayne McLaren die letzten 2 Jahre seines Lebens mit einem engagierten Kampf gegen das Rauchen. Bei seinem letzten TV-Interview sagte er: „Meine Sucht hat sich gerächt, Ich beende mein Leben unter einem Sauerstoffzelt. Ich sage euch, Rauchen ist das nicht wert.’
Quellen:
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