Frakturen des Schlüsselbeins sind mit einem Anteil von 5-10 % häufige knöcherne Verletzungen des Menschen. Sie treten vor allem beim Sport und nach Stürzen auf.
Etwa drei Viertel aller Klavikulafrakturen sind im mittleren Drittel lokalisiert. Deutlich seltener sind die Frakturen im inneren oder äußeren Drittel des Schlüsselbeins. Bei ungefähr 75 % der Frakturen handelt es sich um einfache Brüche, ca. 25 % zählen zu den komplexen und mehrfragmentären Brüchen.
Brüche, bei denen die Knochenteile nicht weit auseinander gezogen werden, sind traditionell die Domäne der konservativen Therapie.
Klassische Indikationen für die Operation sind offene Frakturen, begleitende Nervenschäden und ausgedehnte Verschiebungen der einzelnen Frakturanteile, die die Haut zu durchspießen drohen. Ein weiterer Fall, bei dem eine Operation empfohlen wird, ist die sogenannte Pseudarthrosenbildung. Hier bildet sich ein Falschgelenk, wenn der Knochen nicht richtig zusammenheilt.
Laut aktueller Literatur scheinen jedoch Frakturen mit schwerer Fragmentverschiebung und Brüche, die aus vielen Fragmenten bestehen, häufiger zu Pseudarthrosenbildung und Verheilung in Fehlstellung zu führen. So entsteht zum Beispiel eine Verkürzung des Knochens. Diese Folgen führen nicht selten zu anhaltenden Beschwerden und Schmerzen im Bereich der Schulter.
Daher besteht in diesen Fällen eine relative OP-Indikation, um Spätfolgen möglichst zu vermeiden, was mit dem Patienten ausführlich besprochen werden muss. Die verschobenen Brüche im äußeren Drittel des Schlüsselbeins sollten operativ stabilisiert werden, da diese Frakturen bei konservativer Therapie häufig in einer Pseudarthrose enden. Sie muss sonst aufwändig sekundär versorgt werden.
Bei der konservativen Therapie wird die Schulter in einem Schlingenverband für ca. drei bis vier Wochen ruhig gestellt. Die Schmerztherapie enthält nicht steroidale Antirheumatika (NSAR). Von Beginn an werden Pendelübungen und Lymphdrainagen des Armes durchgeführt. Es folgt die Physiotherapie zur Mobilisation der Schulter, indem der Arm bis zu 90° anghoben wird.
Die regelmäßige radiologische Kontrolle sichert das Ergebnis. Bei sekundärer Verschiebung der Fragmente im Zuge des Heilungsverlaufs kann eine verzögerte operative Behandlung notwendig werden.
Neben der klassischen Frakturversorgung mittels Titanplatte und Schrauben stehen heute verschiedene Implantate zur Verfügung, die in den Markkanal eingebracht werden. Bei einfachen Frakturen im Schaftbereich kann der Bruch damit im Marknagel geschient werden. Komplexe, mehrfragmentäre Bruchformen und verschobene Brüche im äußeren Drittel werden am besten mit einer winkelstabilen Platte versorgt.
Die Literatur gibt das Risiko für eine Pseudarthrose nach operativer Therapie mit drei bis acht Prozent an. Zudem kann es zu übersteigerter Narbenbildung, Taubheitsgefühl im Zugangsbereich, Infektionen oder implantatassoziierten Komplikationen kommen. Durch eine sorgfältige OP-Planung und Implantatauswahl lässt sich das Risiko reduzieren.
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