Team jameda
Was hat der Hals mit dem Wunschkind zu tun? Eine ganze Menge, was die hormonproduzierenden Drüsen angeht. An der grazilsten Engstelle des Körpers ganz vorne am Halsansatz ist direkt unter der Haut eine der sensibelsten Hormondrüsen des Organismus zu finden. Dort wird unsere Energie bereitgestellt, mit der wir unseren Familien- und Arbeitsalltag meistern.
Das schmetterlingsförmige zarte Gewebe der Schilddrüse ist in gesundem Zustand kaum tastbar. Das Organ zeigt sich morgens, wenn der Tag gut ausgeschlafen beginnt, in einem völlig anderen Zellzustand als am Abend, wenn wir das Tagwerk erledigt haben und die Entspannung kommen darf: Energieproduktion ganz bedarfsgerecht.
Und so grazil diese Energiedrüse ist, so anfällig ist sie auch. Als zentrales Mitglied des Hormonnetzwerks reagiert die Schilddrüse sowohl auf Hormonmangel als auch auf Hormonüberschuss. Und nicht nur darauf, denn allein die Liste der Auslöser von Schilddrüsen-Unterfunktion-Symptomen ist weitaus länger, als im Standardblutlabor dargestellt werden kann. Hypophysen-Unterfunktion, Konversionsstörung bis hin zur Autoimmunerkrankung wie Hashimoto sind solche Auslöser, wobei sich bei den beiden letzteren der TSH im Blut normal darstellen kann.
Ist die Schilddrüse nun in einer Unterfunktion, wird der Östrogenspiegel verändert und der Prolaktinspiegel angehoben. Prolaktin ist ein Hormon, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort wichtige Dienste erledigt: Es sorgt gegen Ende der Schwangerschaft für die Milchbildung. Es löst Brutpflegeverhalten aus – sowohl beim Menschen als auch bei Tieren. Es sorgt nach erfüllter sexueller Vereinigung für wohligen Ruhezustand.
Allerdings unterdrückt Prolaktin auch den Eisprung und reduziert die Samenreifung. Und somit eine mögliche Schwangerschaft.
Die Crux beginnt womöglich schon einige Zeit früher. Wenn bereits vorher Kontrazeptiva verwendet werden, ist die Funktion der Eierstöcke unter Umständen auf ein Minimum reduziert. Der daraus folgende reduzierte Östrogenspiegel kann sich im Hormonsystem auf die Schilddrüse auswirken und eine Unterfunktion auslösen. Beides - sowohl Schilddrüsenunterfunktion als auch Östrogenmangel - kann dann einen erhöhten Prolaktinspiegel und somit einen ausbleibenden Eisprung oder eine verminderte Samenreifung bewirken.
Allerdings kann beispielsweise auch eine Östrogendominanz - oft einhergehend mit Progesteronmangel - eine Hashimoto-Thyreoiditis begleiten. Das befruchtete Ei kann sich bei verminderter Gebärmutterschleimhaut kaum einnisten. Eine trotzdem entstehende Schwangerschaft ist dann durch eine mögliche Fehlgeburt gefährdet.
Bei gewünschter, aber ausbleibender Schwangerschaft sollte also auf eine ausreichende Schilddrüsendiagnostik Wert gelegt werden, die zumindest mit den Blutwerten TSH, freies T4 und freies T3 dargestellt werden sollte. Das Verhältnis des freien T4 zum freien T3 bezüglich der Laborreferenzwerte kann hier wichtige Informationen darüber geben, woher Unterfunktionssymptome rühren.
Außerdem sollten freie, also aktive Sexualhormone, wie z.B. Östrogene, Progesteron oder Testosteron, in einem Hormon-Speicheltest überprüft werden, da die klassische Unterfunktionsmedikation mit L-Thyroxin zu kurz greifen kann. Da ein verminderter Eisenhaushalt die Schilddrüse ungünstig beeinflussen kann, wäre es ebenfalls wichtig, den Eisenspeicher zu erheben, um den Kinderwunsch zu erfüllen.
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