schicksals-glueck

Was macht eigentlich glücklich? Ist Glück überhaupt machbar? 
In aller Kürze: Glück ist kein Schicksalsgeschenk. Es muss „erarbeitet“ werden, aber keine Sorge: Dies hat nichts mit Abrackern zu tun, sondern mit der Bereitschaft, Wohlbefinden selbst zu gestalten. Allerdings ist Glück wie alle Gefühle nur vorübergehend, insbesondere wenn es auf Freuden basiert. Kombiniert mit persönlichem Engagement kann aber durchaus ein haltbares Päckchen geschnürt werden, das auch in widrigen Zeiten nützlich ist.

Der bekannteste aller Glücksforscher, Martin Seligman, weiß: „Jeder Mensch trägt den Keim zum Glück in sich.“ Wohl wahr, wie ich als ressourcenorientierter Verhaltenstherapeut und Coach bestätige: Es sind nicht die menschlichen Defizite an sich, die das Leben beschweren. Natürlich mag professionelle Hilfe nötig sein, um psychische Störungen zu heilen. Aber wir haben es selbst im Hirn und in der Hand, glücklich zu sein. Das Schöne daran: Glück vermehrt sich, wenn man es teilt. Glücklichere Menschen haben meist auch glücklichere Beziehungen.

50 Prozent unseres Glücksempfindens sind genetisch bestimmt, so die Glücksexpertin Sonja Lyubomirsky, weitere 10 Prozent hängen von den Umständen ab. Aber ganze 40 Prozent können wir aktiv beeinflussen durch die Art, wie wir uns und die Welt sehen: „Wenn wir wirklich glückliche Menschen beobachten, werden wir feststellen, dass sie nicht einfach untätig darauf warten, dass das Glück zu Ihnen kommt. Sie handeln.“ Nein, die rosa Brille selbsternannter Glücksapostel mit der Botschaft „Alles ist gut … und wenn nicht, wird alles gut“ ist eine Illusion – das Leben ist nun mal kein Kuschelzoo. Aber wenn wir uns für Selbstwirksamkeit öffnen, werden wir glücks-aktiv. Und das sogar oder gerade auch in Krisen, denn dann brauchen wir unsere Ressourcen am meisten.

Es gibt allerdings keine Abkürzungen zum Glück. Ressourcen wie Humor, Ausdauer und Mitgefühl lassen sich nicht mal so eben im Vorbeigehen erhaschen. Wird die Gunst von außen gefordert, verhungert quasi der Glückssucher im Anspruch. Verlust an Authentizität ist die Folge. Nichts kann erzwungen werden und Alles hat seinen Preis, wie die Raucherentwöhner wissen. Sonst kommt Frust, innere Leere oder gar Depression. Überhöhter Glücksanspruch ist ein klassisches Merkmal der Überflussgesellschaft.

Glück darf durchaus im Genuss liegen, wobei Staunen im Kleinen oft mehr wiegt als großes Aufsaugen, das weiß schon der Kleine Prinz von Exupéry. Gegen Abnutzung hilft der Wechsel der Glücksquelle oder das Aktivieren von Talenten und Tugenden. Wenn Sie wissen möchten, was denn Ihre eigentlichen Stärken sind, dann können Sie das im wissenschaftlichen VIA-Test erfahren. Persönliche Ressourcen freizusetzen ist eine hausgemachte Energie, die beeinflussbare Möglichkeiten nutzt. Bis hin zum Flowgefühl, wenn die Zeit scheinbar stillzustehen scheint. Wenn man aufgeht im Tun und nicht anzweifelt.

Sie merken schon, Glück verträgt sich nicht mit Ärger und Grübeln (über Verpasstes, Ungenügendes oder Unmögliches). Nein, Ärger ist natürlich kein Fehler, wenn Groll Missstände ändern hilft. Aber: Die wissenschaftliche Positive Psychologie betont im Unterschied zum banalen Positiven Denken, dass vielmehr Dankbarkeit und Vergeben zufrieden machen, nicht Hadern und narzisstische Selbstbezogenheit. Glücksforscher Seligman beschreibt demnach ein Ethos bestehend aus:

  • einem Selbstwertgefühl, das auf Erfolgen statt Ansprüchen beruht
  • einem Menschen, der sich nicht als Opfer von Umständen sieht
  • einem Individualismus, der sich zügelt
  • einem Glück, das sich Zeit nimmt.

Das hört sich recht global an – als Leitfaden der Lebenseinstellung ist dieses Glücks-Ethos sicher sinnvoll, denn es schafft Orientierung. Stärken können sich entwickeln wie Neugier und Offenheit, Mut und Zivilcourage, Großzügigkeit und Gerechtigkeit sowie Bescheidenheit, Optimismus und Lebenssinn. Das Gestalten und Gehen des Glücksweges ist jedoch höchst individuell. Für den Einen ist die Rosenzucht das größte Glück, für den Anderen der Einsatz in Somalia. Und hierbei kommt es neben dem Tun auch auf eine achtsam-gelassene Haltung an. Einer Geschichte nach stand ein Glückssucher in der philosophischen Schule vor der letzten Prüfung und wurde gefragt, ob der Blumenständer in der Eingangshalle links oder rechts steht – Er ist durch die Prüfung gefallen, da er es nicht wusste, obwohl er doch so viel zu wissen glaubte. Dabei ist es letztlich ganz einfach: Man muss nur die Augen öffnen.

Finden wir also die Glücksstrategie, die zu uns passt. Glücksexpertin Lyubomirsky nennt fünf Schlüssel zu nachhaltigem Glück:

  1. positive Emotionen (Die Freuden des Alltags nutzen)
  2. optimales Timing (Abwechslung gegen Abnutzung)
  3. soziale Unterstützung (Helfen und helfen lassen)
  4. Einsatz und Engagement (Entschlossen dranbleiben)
  5. Gewohnheit (Der Aufwand nimmt ab mit der Zeit)

Fangen Sie damit an. Heute, morgen, jederzeit können Sie etwas für Ihr Glück tun. Eine Übung aus dem „Institut für Glückspsychologie“ in Bremen hilft dabei, der sogenannte Glücksring: Malen Sie einen Kreis um die Aussage „Das ist schon da und erfüllt mich mit Zufriedenheit“, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit in den nächsten Tagen darauf und füllen Sie den Kreis mit positiven Aussagen. Das macht glücklich.

Literatur:

  • Lyubomirsky, Sonja (2008). Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Campus Verlag.
  • Seligman, Martin E.P. (2012). Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Bastei Lübbe Taschenbuch.

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