Team jameda
Monat für Monat spielt sich im Körper von Frauen der gleiche Vorgang ab: der Menstruationszyklus. Doch was dabei genau passiert, wissen viele nicht. Das Gesundheitsspecial im Juli gibt einen kleinen Einblick in das Geschehen rund um Eisprung und Co. - und verrät die besten Tipps, wie sich diese Erkenntnisse für Verhütung und Familienplanung nutzen lassen.
Solange Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter sind, reift jeden Monat eine Eizelle in den Eierstöcken heran. Dort ist sie in eine Hülle eingebettet. Beim sogenannten Eisprung wird die Eizelle aus den Eierstöcken herausgeschleudert und macht sich auf den Weg durch die Eileiter in Richtung Gebärmutter. Wenn sie auf diesem Weg auf eine Samenzelle trifft, kann sie befruchtet werden und nistet sich in der Gebärmutter ein - ein Baby entsteht. Wird die Eizelle nicht befruchtet, geht sie zugrunde und wird zusammen mit einem Teil der Gebärmutterschleimhaut ausgestoßen. Die Frau bemerkt das als Menstruationsblutung. Und dann beginnt der Zyklus von vorne.
Im Aufklärungsunterricht wird häufig immer noch erklärt, dass der Zyklus der Frau 28 Tage lang ist. Statistisch gesehen mag das richtig sein, aber im richtigen Leben sind auch Zyklen zwischen 25 und 35 Tagen ganz normal. Und das kann von Monat zu Monat bei der gleichen Frau durchaus schwanken, etwa in stressigen Zeiten. Auch auf das wichtigste Ereignis im Zyklus, den Eisprung, ist nicht immer Verlass: Er liegt nur selten genau in der Mitte und kann sogar gelegentlich ganz ausbleiben, ohne dass es einen medizinischen Grund dafür gibt.
Wenig bekannt ist es, dass sich die Phasen des Zyklus und der Eisprung auch wesentlich genauer beobachten lassen als nur durch die Menstruationsblutung. So verändert sich beispielsweise im Laufe des Monats die Körpertemperatur direkt nach dem Aufwachen (die sogenannte Basaltemperatur) um wenige Zehntelgrad. Aber auch der Gebärmutterhals macht Veränderungen durch: So verändert sich die Konsistenz des Schleims an dieser Stelle und verflüssigt sich zur Zeit des Eisprungs, um die Samenzellen passieren zu lassen. Über diese Zeichen kann frau feststellen, an welchen Tagen ihres Zyklus sie fruchtbar ist.
Eine Schwangerschaft kann nämlich nicht an allen Zyklustagen auftreten. Eine Eizelle ist nach dem Eisprung nur für 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig - in dieser Zeit muss sie also auf eine Samenzelle treffen. Allerdings sind die Spermien deutlich langlebiger und können im Körper der Frau 3 bis 5 Tage auf eine Eizelle warten. Die fruchtbaren Tage beginnen also etwa 5 Tage vor dem Eisprung und enden 1 Tag danach. An allen anderen Tagen des Zyklus ist keine Befruchtung möglich, da es pro Zyklus nur einen Eisprung gibt. Wenn frau also den Termin des Eisprungs kennt, kann sie auch ohne Pille sicher verhüten.
Moderne Methoden der natürlichen Familienplanung ohne Hormone haben mit den Kalendermethoden von Großmutter nichts zu tun. Die Methode „Sensiplan’ benutzt beispielsweise ein Zyklusthermometer, um die Basaltemperatur zu bestimmen, und beurteilt die Konsistenz des Schleims am Gebärmutterhals. Durch die Kombination der beiden Faktoren lässt sich nach bestimmten Regeln der Zeitpunkt des Eisprungs ermitteln. Wer diese Methode benutzen will, sollte am besten einen entsprechenden Kurs besuchen, bei dem man lernt, Zykluskurven zu führen und auszuwerten. Wer während der fruchtbaren Tage entweder auf Sex verzichtet oder andere Verhütungsmethoden wie Kondome oder Diaphragma benutzt, kann mit etwas Übung durchaus eine Verhütungssicherheit wie mit der Pille erreichen.
Verschiedene technische Hilfsmittel können die natürliche Familienplanung einfacher machen. Dazu gehören Zykluscomputer, die entweder die Basaltemperatur messen oder anhand von bestimmten Hormonen im Urin Vorhersagen über den Zyklus machen. Diese Geräte sind zwar einfacher zu bedienen als „Sensiplan’, haben aber verschiedene Nachteile. So muss sich frau auf die automatische Auswertung der Geräte verlassen und kann bei bestimmten Fehlerquellen nicht selbst korrigieren. Wer sich für einen Zykluscomputer entscheidet, sollte sich die Modelle genau ansehen, denn sie unterscheiden sich stark in der Auswertemethode und dem Preis. Computer mit Hormonmessung werden von Experten schlechter bewertet als Geräte, die die Basaltemperatur bestimmen. Gegenüber Sensiplan haben die Geräte den Nachteil, dass sie in der Regel nur die Temperatur oder die Hormonkurve auswerten und nicht mehrere Symptome kombinieren. Dadurch steigt das Risiko, dass einzelne fehlerhafte Werte die Auswertung verfälschen.
Die natürliche Familienplanung lässt sich natürlich auch dazu verwenden, gezielt schwanger zu werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn das Paar nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt im Zyklus Sex hat, sondern genau in der fruchtbaren Phase rund um den Eisprung. Manche Zykluscomputer geben auch die Tage an, die angeblich eher zur Zeugung eines Mädchens oder eines Jungen führen - Reproduktionsmediziner verweisen diesen Anspruch aber eher in das Reich der Mythen.
Wer sich für natürliche Familienplanung statt Pille entscheidet, muss einige Nachteile in Kauf nehmen: So braucht frau für die tägliche Messung und Beobachtung Zeit und Disziplin, ansonsten ist die Methode zu unsicher. Die Temperatur muss täglich zur gleichen Zeit gemessen werden. Zu wenig Schlaf kann die Messung stören. Viele Frauen schätzen die hormonfreie Verhütungsalternative aber, weil sie beide Partner einbezieht und die Sensibilität für den eigenen Körper erhöht. Letztlich lässt sich eine Entscheidung für eine bestimmte Verhütungsmethode nur ganz individuell treffen - denn dabei kommt es auch auf die jeweilige Lebensplanung, Partnerschaft, Gesundheit, Weltanschauung und viele weitere Faktoren an.
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