Artikel 27/09/2016

Retainer nach einer kieferorthopädischen Behandlung - sinnvoll oder Luxus?

Dr. med. dent. Michael Schauseil Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. med. dent. Michael Schauseil
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
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Auch gerade Zähne wollen wieder schief werden

Unabhängig davon, ob vorher eine kieferorthopädische Behandlung stattgefunden hat oder nicht, haben Zähne den Drang, nach einer gewissen Zeit wieder einen Engstand auszubilden. Nach umfangreichen kieferorthopädischen Zahnbewegungen ist diese Rückstelltendenz deutlich stärker - und vom Patienten nicht gewollt, denn er möchte ja „ein Leben lang“ schöne und gerade Zähne haben.

Herausnehmbar oder festsitzend - beides ist sinnvoll

Der Kieferorthopäde hat mehrere Möglichkeiten, das Behandlungsergebnis zu stabilisieren. Nach Entfernen der festen Zahnspange kann hinter die Frontzähne (meist vom Eckzahn der einen Seite bis zum Eckzahn der anderen Seite) ein sogenannter „festsitzender Retainer“ eingeklebt werden.

Hierfür muss der Zahn nicht beschliffen werden und eine Anästhesie ist nicht notwendig. Vielmehr legt der Arzt einen grazilen Draht auf die Innenflächen der Zähne und fixiert ihn mit etwas Kleber.

Unabhängig davon wird in den meisten Fällen zusätzlich zur Stabilisierung eine herausnehmbare Zahnspange angefertigt. Der Patient soll sie aber nach Entfernung der festen Spange in der Regel nur nachts tragen. Der Grund für eine solche lose Spange ist meist, dass der Kieferorthopäde noch minimale Zahnbewegungen im Seitenzahnbereich durchführen möchte.

Was passiert, wenn man die Zahnstellung nicht absichert

Wenn der Patient weder einen festsitzenden Retainer hat, noch seine herausnehmbaren „Nacht-Zahnspangen“ trägt, werden die Zähne mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit wieder schief.

Die Literatur nennt eine Rückfallwahrscheinlichkeit von ca. 90% nach 10 Jahren, was extrem hoch ist. Aus diesem Grund sollte jeder Patient versuchen, das erzielte Ergebnis zu stabilisieren, da der Frust im Falle eines Wieder-Verschiebens der Zähne extrem hoch sein kann und jahrelange Behandlungen umsonst erscheinen lassen könnte.

Schwierigere Reinigung - aber nicht mehr Karies

Die Reinigung der Frontzähne ist durch den Retainerdraht, der die innenliegenden Zahnflächen verbindet, naturgemäß erschwert.

Zwar kann der Patient theoretisch mit einer speziellen Zahnseide auch zwischen diese Retainer-Klebestellen einfädeln, erfahrungsgemäß werden das die meisten Patienten aber nicht tun, da es mit einem erhöhten Zeitaufwand einhergeht.

Studien haben gezeigt, dass Patienten mit einem festsitzenden Retainer zu mehr Belägen neigen. Da aber der Mundraum gut von Speichel umspült wird, werden die Beläge zu Zahnstein, ohne dass sich die Kariesgefahr erhöht. Herausnehmbare Zahnspangen erschweren nicht die häusliche Mundhygiene, da sie vor dem Zähneputzen einfach herausgenommen werden können.

Bezahlt die Krankenkasse die Retainer?

Private Krankenkassen und Beihilfestellen übernehmen meist sowohl feste als auch herausnehmbare Retentionsgeräte.

Die gesetzliche Krankenkasse bezahlt in der Regel zwar nicht die festsitzenden Retainer, wohl aber die herausnehmbaren Retentionsgeräte. Kassenpatienten können dennoch auch mit festsitzenden Drähten versorgt werden, müssen diese aber privat begleichen.

Die Kosten pro Draht variieren von Arzt zu Arzt und sollten deswegen von interessierten Patienten spätestens kurz vor dem Entfernen der festen Zahnspange erfragt werden.

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