Artikel 22/11/2024

Männer, warum tut ihr euch das an?

Carlson El Murtadi; M.Sc. Heilpraktiker für Psychotherapie
Carlson El Murtadi; M.Sc.
Heilpraktiker für Psychotherapie

Einleitung: Männer, Resilienz und die gesellschaftliche Perspektive

„Ein Mann muss stark sein“ – dieser Satz bestimmt seit Generationen, wie Männer mit Belastungen umgehen sollen. Doch was passiert, wenn dieser Druck zu groß wird?

Viele Männer geraten in Überlastung oder entwickeln psychische Probleme wie Depressionen. Trotzdem suchen sie selten Hilfe – häufig, weil sie ihre Probleme anders zeigen: durch Rückzug, Gereiztheit oder riskantes Verhalten.

Eine integrative Resilienztherapie kann helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Sie bietet Männern Werkzeuge, um mit Belastungen besser umzugehen, und unterstützt sie dabei, langfristig psychisch stark zu bleiben.

Schwarz-weiß Foto einer Statue eines Mannes, der aus einer groben Steinwand zu treten scheint.

Resilienz: Ein dynamischer Schutzschild

Resilienz bedeutet, in schwierigen Zeiten stark zu bleiben – wie ein Baum, der sich im Sturm biegt, aber nicht bricht. Sie hilft uns, nach Belastungen wieder zur Ruhe zu kommen und Herausforderungen zu meistern.

Wie Resilienz funktioniert - Resilienz entsteht aus verschiedenen Stärken, die zusammenspielen:

  • Klare Gedanken: Menschen, die belastende Situationen aus einem anderen Blickwinkel sehen können, fühlen sich oft weniger gestresst. Zum Beispiel: Statt „Ich habe versagt“ zu denken, hilft der Gedanke „Ich habe mein Bestes gegeben und kann daraus lernen.“
  • Umgang mit Gefühlen: Wer lernt, mit schwierigen Gefühlen wie Trauer oder Wut umzugehen, bleibt in belastenden Momenten ruhiger.
  • Unterstützung durch andere: Gute Freunde oder Familie können in schweren Zeiten Halt geben – und das Gefühl, Probleme nicht allein tragen zu müssen.

Laut dem Deutschen Resilienz Zentrum Mainz (2018) wird Resilienz nicht als starres Persönlichkeitsmerkmal betrachtet, sondern als ein dynamischer Prozess, der ein Leben lang trainiert und gestärkt werden kann.

Integrative Resilienztherapie bei Depressionen: Ein innovativer Ansatz?

Warum Depressionen oft unentdeckt bleiben

Männer zeigen depressive Symptome oft anders als Frauen. Anstatt Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit zu empfinden, reagieren sie häufig mit Gereiztheit, Rückzug oder riskantem Verhalten. Solche „untypischen“ Symptome werden oft nicht als Anzeichen einer Depression erkannt, was die Diagnose erschwert.

Was ist integrative Resilienztherapie?

Die integrative Resilienztherapie kombiniert verschiedene Ansätze, die gezielt auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind:

  • Neue Denkweisen entwickeln: In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Menschen, negative Gedanken wie „Ich schaffe das nicht“ durch positive Alternativen zu ersetzen: „Ich habe Herausforderungen gemeistert – ich kann es wieder tun.“
  • Achtsamkeit üben: Meditation oder Atemtechniken helfen, sich zu beruhigen und sich weniger von starken Gefühlen überwältigen zu lassen.
  • Bewegung als Stresskiller: Sport und Atemübungen helfen dem Körper, Spannungen abzubauen und ein inneres Gleichgewicht zu finden.

Praxisbeispiel: Ein Weg aus der Krise

Ein 50-jähriger Ingenieur fühlte sich nach Jahren im Job ausgelaugt und von ständigem Druck überfordert. Er zog sich von seiner Familie zurück und fand sich immer häufiger in dunklen Gedanken wieder. Schließlich wagte er den Schritt in die integrative Resilienztherapie. Dort lernte er, destruktive Gedanken wie „Ich muss alles alleine schaffen“ zu erkennen und durch positive Alternativen zu ersetzen: „Es ist okay, um Hilfe zu bitten.“

Achtsamkeitsübungen gaben ihm die Möglichkeit, seinen stressigen Alltag kurz loszulassen und innere Ruhe zu finden. Nach sechs Monaten Therapie sagt er: „Ich dachte immer, Hilfe anzunehmen wäre ein Zeichen von Schwäche. Jetzt weiß ich, dass es das Gegenteil ist.“ Auch seine Familie bemerkte die Veränderung: „Er ist viel ausgeglichener. Es ist schön, ihn wieder lächeln zu sehen“, berichtet seine Tochter.

Prävention: Wie Männer ihre Resilienz stärken können

Neben der Therapie spielt die Prävention eine entscheidende Rolle. Männer können durch alltägliche Maßnahmen aktiv ihre Resilienz fördern:

Regelmäßige Bewegung: Schon 30 Minuten Bewegung am Tag – sei es ein Spaziergang, Radfahren oder Tanzen – können das Risiko für Depressionen deutlich senken (Schuch et al., 2018).

Netzwerke aufbauen: Soziale Kontakte sind eine der stärksten Resilienzquellen. Ein Gespräch mit einem guten Freund oder ein gemeinsames Hobby können Wunder wirken.

Achtsamkeit üben: Tägliche Atem- oder Meditationsübungen helfen, Stress besser zu bewältigen und den Geist zu klären.

Emotionale Kompetenz entwickeln: Offenheit gegenüber den eigenen Gefühlen stärkt die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen.

Die Rolle der Gesellschaft: Warum Männer anders lernen müssen

Viele Männer glauben, sie müssten immer stark sein und keine Schwäche zeigen. Diese Erwartungen führen oft dazu, dass sie ihre Gefühle unterdrücken und keine Hilfe suchen – selbst wenn der Druck zu groß wird. Initiativen wie das kanadische „Man Therapy“, das humorvolle Kampagnen (https://mantherapy.org/) zur Sensibilisierung nutzt, zeigen, dass ein kultureller Wandel möglich ist (Forbes & Fikretoglu, 2018). Solche Ansätze könnten auch in Deutschland dabei helfen, die Hemmschwelle für Männer zu senken, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Fazit: Resilienz als Schlüssel zur Veränderung

Die integrative Resilienztherapie bietet Männern einen ganzheitlichen Ansatz, um mit Belastungen umzugehen und Depressionen vorzubeugen. Sie unterstützt nicht nur bei der Bewältigung akuter Krisen, sondern fördert langfristig die persönliche Entwicklung. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Offenheit und Akzeptanz ist entscheidend, um Männer auf diesem Weg zu begleiten.

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