Team jameda
Die Gesundheit ist das Wertvollste, das wir besitzen. Niemand wird das bestreiten. Selbst die Politiker sind sich da parteiübergreifend einig. An pflichtschuldigen Beteuerungen, alles für den Erhalt unserer Gesundheit tun zu wollen, fehlt es nie, auf keiner Ebene. Das ist ein Gemeinplatz, selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich aber betrachten wir die Gesundheit als etwas, das uns sozusagen von Natur aus, also umsonst zustehen soll. Und genau hier beginnen dann auch die Debatten und Diskussionen, Kontroversen, die aus Irrtümern und Missverständnissen entspringen. Ganz abgesehen davon, dass die Behauptung, der gesunde sei der normale Zustand, so nie stimmte, stimmt sie in der modernen Welt mit ihren immer neuen, unnatürlichen Bedrohungen gleich gar nicht. Man denke nur an die psychischen Belastungen der vielfach vernetzten Arbeitswelt, an das plötzliche Auftauchen bisher unbekannter Epidemien oder an die bedrohliche Zunahme der Allergien. Immer weiter dehnt sich das Feld. Wie ist es überhaupt abzustecken? Ist jemand, der eine Kniegelenksarthrose hat und deshalb hinkt, nun krank oder nur körperlich „angeschlagen“? Hat er nicht auch einen Anspruch auf die denkbare beste Versorgung? Wollen wir nicht alle immer umfassender und besser behandelt werden?
Und dennoch, ungeachtet solcher Erfahrungen, betrachten wir alle Aufwendungen für die medizinische Vorsorge und Versorgung als eine Last, die wir eher unwillig tragen, persönlich wie in der Volkswirtschaft. Jeder Euro, den wir für unser medizinisches Wohlergehen ausgeben sollen oder gar müssen, tut irgendwie weh, wird ständig hinterfragt. Dabei geht doch es um das Lebensnotwendige, nicht anders als bei der Ernährung, für die wir ganz frag- und vorbehaltlos aufkommen, mit privaten Ausgaben und mit staatlichen Subventionen für die Landwirtschaft unter anderem.
Diesen Vergleich muss man einmal anstellen, um sich die ganze Absurdität, den weltweit falschen Ansatz der Kostendiskussion im Gesundheitswesen vor Augen zu führen. Während wir auf der einen Seite, in der Lebensmittelbranche, um den Erhalt von Arbeitsplätzen kämpfen, alles tun, um den „Wirtschaftsfaktor“ zu stärken, sprechen wir beim Gesundheitswesen von einem „Kostenfaktor“, der uns über Gebühr strapaziert. Vielfach werden die Leistungen dieses Bereiches noch nicht einmal bei der Berechnung des Bruttosozialproduktes berücksichtigt. Mit anderen Worten, was da getan wird, von Ärzten, Schwestern, Pflegern, Therapeuten, wird nicht als Wertschöpfung betrachtet, obwohl es doch um das wertvollste unserer Güter, um die Gesundheit, um unser Leben geht.
Nein, so werden wir der Wirklichkeit und den Anforderungen der Zukunft nicht gerecht werden können. Wer die Medizin immer weiter ausschließlich als einen Samariterdienst verstehen möchte, macht sich und anderen etwas vor. Haben wir es doch längst und zum Glück mit einer Gesundheitswirtschaft zu tun, ohne deren Erträge der medizinische Fortschritt gar nicht mehr denkbar wäre. Etwa zwölf Prozent aller in Deutschland Beschäftigen, über 4,4 Millionen, arbeiten heute bereits in diesem Wirtschaftszweig, Tendenz steigend. Noch gar nicht eingerechnet ist dabei der weitere Umkreis, etwa die für die Medizin tätige Industrie, insbesondere die Entwicklung und Produktion von Hochtechnologie. Nicht zu vergessen der Gesundheitstourismus, die Fitness- und Wellness-Bewegung, der ökologische Wohnungsbau und anderes mehr bis hin zur einschlägigen Informationstechnologie.
Nimmt man das alles zusammen, zeigt sich schnell, dass die Gesundheitswirtschaft von der ärztlichen Behandlung über die soziale Dienstleistung, die Herstellung naturheilkundlicher Präparate oder gerontologischer Hilfsmittel bis hin zur Hightech-Produktion medizinischer Geräte und sogar bis hin zur Beteiligung an städtebaulicher Planung durchaus mehr ist als der gebetsmühlenhaft beklagte Kostenfaktor. Hier werden nicht nur die Überschüsse anderer verbraucht, hier wird auch volkswirtschaftlich Relevantes geschaffen. Es geht, man kann das nicht oft genug wiederholen, um den größten Arbeitgeber und damit um einen eigenen Wirtschaftszweig – um den Wachstumsmotor der Zukunft. Für den Antrieb dieses Motors sorgen schon unsere deutlich erhöhten Gesundheitsansprüche und die steigende Lebenserwartung. Daran können und wollen wir nichts ändern, im Gegenteil. Ändern müssen wir jedoch unsere Sicht auf die Dinge.
Solange wir uns in der Auseinandersetzung mit der Medizin und dem Gesundheitswesen auf die Kostendiskussion fixieren, werden wir uns immerfort im Kreis drehen, unentwegt darüber klagen, dass das Ganze viel zu teuer und am Ende nicht zu bezahlen ist, womit die Diskussion dann wieder von vorn beginnt. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, müssen wir endlich sehen, dass es nicht um persönliche oder volkswirtschaftliche Lasten, sondern um Investitionen geht, die medizinisch nötig und zugleich wirtschaftlich höchst sinnvoll sind.
Nur wenn wir die Gesundheitswirtschaft med. in Germany – analog zum Gütesiegel Made in Germany - als solche wahrnehmen und ihr die Möglichkeit der umfassenden Expansion bieten, werden wir am Ende auch genug erwirtschaften, um uns ein modernes Gesundheitswesen weiterhin leisten zu können. Wenn wir dagegen das, wonach die Zeit verlangt, den Ausbau einer humanen medizinischen Dienstleistung, in seinen Entwicklungsmöglichkeiten, Innovationsangeboten und wachsenden Therapiemöglichkeiten beschneiden, drohen volkswirtschaftliche Einbußen, unter denen nicht zuletzt die Gesundheitsversorgung zu leiden haben wird, die in der Breite zuerst. Wir vertun eine der größten Chancen unserer Zeit. Denn einzig mit wirtschaftlicher Vernunft, mit der Schaffung von Arbeitsplätzen rund um die Gesundheitswirtschaft, nicht mit der Subventionsmentalität früher Zeiten lässt sich eine anspruchsvollere medizinische Versorgung und damit unsere Zukunft absichern. Investitionen sind unabdingbar und allemal lohnend, weil abgesichert durch die erhaltene oder wiedergewonnene Gesundheit, das Wertvollste überhaupt. Deshalb: Raus aus dem Teufelskreis der Kostendiskussion. Alle Zeichen der Zeit weisen in eine andere Richtung. Deutschland könnte das erste Gesundheitsland werden. Wir müssen die Herausforderung nur annehmen.
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