Nach Verlust eines Zahnes stellt sich automatisch die Frage, was zukünftig mit der entstandenen Lücke geschehen soll. Soll diese Lücke so belassen werden oder mit Zahnersatz versorgt werden?
Welcher Zahnersatz bietet sich an: festsitzend oder herausnehmbar?
Bei einer einzelnen Lücke entscheiden sich natürlich die meisten Patienten für eine festsitzende Lösung: Möglichst nicht sichtbar sollte sie sein und vernünftig kauen sollte man damit!
Hier stellt sich dann logischerweise die Frage nach den Alternativen: Implantat oder Brücke.
Diese Entscheidung ist nicht immer einfach und hängt von mehreren Faktoren ab.
Ist genügend Knochen vorhanden, um ein Implantat erfolgreich und dauerhaft zu inserieren?
Manchmal ist es möglich, einen Zahn zu ziehen und sofort ein Implantat in das entstandene Knochenfach einzuschrauben.
Nach ca. drei Monaten ist es dann fest in den Knochen eingewachsen und kann belastet werden. Es wird dann einfach mit einer Krone nach Wunsch versorgt. Allerdings sind diese Fälle eher selten sicher und erfolgversprechend.
Meistens wird nach einer Zahnentfernung das Knochenlager doch mehr oder weniger geschädigt und man muss von wenigen Wochen bis zu drei Monaten warten, bis sich der Knochen regeneriert hat. Erst dann ist es möglich, in den gesunden Knochen einen Schacht zu bohren und ein formkongruentes Implantat – wie einen Dübel – primärstabil einzubringen.
Im Seitenbereich des Oberkiefers ergibt sich oftmals das Problem, dass nicht mehr genügend Knochensubstanz zwischen der Mundhöhle und der Kieferhöhle existiert und deshalb aufwändige Knochenaufbaumaßnahmen notwendig werden. Sie verdoppelt die normale Einheilzeit mindestens und treiben die Kosten nach oben.
Ist der Patient gesund? Gibt es Krankheiten wie Diabetes, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc., die das Einwachsen eines Implantats in den Knochen beeinträchtigen?
Rauchen ist ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor.
Gibt es eine genetische Anlage zu verstärkter Abstoßung speziell von Implantaten aus Titan?
Hierzu sollte vor einer ersten Implantation stets ein spezieller Bluttest angefertigt werden, der über die individuelle Immunabwehrlage Auskunft gibt und so die Risiken klassifiziert. Bei Bedarf kann dann auf ein alternatives Implantatsystem aus Zirkon zurückgegriffen werden. Es ist allerdings erheblich teurer und komplexer in der Behandlung.
Wie sehen die Nachbarzähne aus, die die Lücke begrenzen?
Sind die Nachbarzähne frei von Karies, wäre es sicherlich schade, sie für eine Brücke beschleifen zu müssen. Denn die Präparation eines Zahnes für eine Krone stellt immer ein gewisses Risiko dar. Durch den Beschleifvorgang können Zahnnerven beschädigt werden, sodass eine Wurzelbehandlung nötig werden kann – manchmal zeitnah, manchmal erst Monate oder sogar Jahre später.
Wenn die Nachbarzähne allerdings vorgeschädigt sind und sowieso eine Überkronung benötigen, spricht das eventuell aus Kostengründen eher für eine Brücke.
Wenn man die Kosten eines Implantats den Kosten einer Brücke gegenüberstellt, sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen:
Wie ist der Patient versichert? Dem gut abgesicherten Privatpatienten sind die Kosten in der Regel nicht so wichtig und es kann rein nach medizinischen Gesichtspunkten entschieden werden.
Nachdem ein Zahn entfernt wurde, sollte man ca. drei Monate bis zur Brückenversorgung warten. Es dauert so lange, bis der Knochen regeneriert ist und die Lücke nicht weiter durch die Wundschrumpfung absackt. Jetzt erst kann das Brückenglied exakt an den Kieferkamm angepasst werden, so dass es nicht drückt, aber auch kein Spalt entsteht, in dem sich Speisereste festsetzen.
Die Herstellung der Brücke dauert einige Tage bis Wochen, je nachdem ob mit Abdruck oder digital verfahren wird und wie schnell das Dentallabor liefern kann.
Dem gegenüber sind bei einer Implantation die Einheilzeiten abzuwarten, wodurch das Endergebnis erst viel später erreicht werden kann.
Die Geduld wird allerdings gern aufgebracht, wenn die Lücke nicht sichtbar ist, im täglichen Leben wenig einschränkt und aufgrund des Lebensalters mit einer nachhaltigen Nutzungsdauer gerechnet werden kann.
Anders im sichtbaren Frontzahnbereich: Hier wird eine möglichst schnelle, ästhetisch befriedigende Versorgung gewünscht. Im Einzelfall sind hier die persönlichen Präferenzen des Patienten zu berücksichtigen.
Der Kassenpatient bekommt von seiner gesetzlichen Krankenkasse lediglich den „befundbezogenen Festzuschuss“. Das bloße Vorhandensein der Lücke löst hier einen festgelegten Geldzuschuss aus, egal welche Versorgung der Patient dann wählt.
Hier kommen die Unterschiede zwischen einer aufwändigen Implantatversorgung und einer einfachen funktionellen Brücke am deutlichsten zum Vorschein. Aber selbst bei tausend Euro Unterschied sollte man bedenken, dass die Versorgung letztendlich für eine (fast) lebenslange Nutzungsdauer hergestellt wird.
Viele Kassenpatienten haben heutzutage eine schon über Jahre bestehende private Zusatzversicherung, die die Kosten für Implantate anteilig übernimmt. Auch hier wird die finanzielle Belastung überschaubar.
Die Entscheidung zwischen den Therapieformen bleibt immer sehr individuell und kann nur nach genauer Aufklärung und Absprache mit dem Behandler erfolgen. Im Zweifelsfall sollte der Patient sich eine zweite Meinung oder einen Kostenvoranschlag einholen.
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