Artikel 22/06/2015

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Priv.-Doz. Dr. med. Christian Berg

Priv.-Doz. Dr. med. Christian Berg Arzt, Internist, Endokrinologe & Diabetologe
Priv.-Doz. Dr. med. Christian Berg
Arzt, Internist, Endokrinologe & Diabetologe
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Priv.-Doz. Dr. med. Christian Berg interessante Fragen zu seinen Beweggründen, Diabetologe zu werden und Neuerungen in der Inneren Medizin.

jameda: Herr Dr. Berg, was hat sie motiviert, Endokrinologe, Diabetologe und Gefäßmediziner zu werden?
Herr Dr. Berg: Hormone steuern unser Leben. Egal ob Schilddrüsen, Stress- oder Sex-Hormone, Hormone sorgen dafür, dass unser Körper und somit auch unser Wohlbefinden im Gleichgewicht bleiben. Gefäße sind die wichtigen „Versorger“ in unserem Organismus, wenn mit ihnen etwas nicht stimmt, kann der Körper Schaden erleiden. Der Stoffwechsel steuert unser Leben. Insbesondere Diabetes mellitus ist weit verbreitet und eine ernstzunehmende Stoffwechselstörung und Vorbote für viele andere Erkrankungen.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Berg: Patienten dabei zu unterstützen, ihr Wohlbefinden wiederzuerlangen. Die Herausforderung ist, dies mit den besten Methoden zu tun. Als Chefarzt einer großen internistischen Abteilung habe ich dabei viele Möglichkeiten und kann mir oft den Blick über das Ganze machen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Berg: Hormonstörungen seien häufig psychisch bedingt. Aber oft ist genau das Gegenteil der Fall, eine Störung im Stoffwechsel ist sehr oft der Auslöser für Beschwerden, man muss nur gezielt suchen und sie finden.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Berg: Ja, z.B. der Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die von den Betroffenen weitgehend selbst gemanagt werden muss. Das verlangt oft großen Einsatz und bedeutet viel Verantwortung. Dabei unterstütze ich meine Patienten gerne. Auch Gefäßerkrankungen wie die Schaufensterkrankheit fordern vom Betroffenen viel Engagement mit Sport und gesunder Ernährung. Das fördern wir hier.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Berg: Wichtig ist, sich gegenseitig zu vertrauen und alles offen zu besprechen. Das ist doch immer das wichtigste, denn wir sind ja alle nur Menschen und ich kann mich zuweilen selbst nicht immer an feste Pläne halten, da kann und darf es auch mal Abweichungen geben.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Berg: Ich würde Ärzten mehr Zeit für Gespräche mit ihren Patienten ermöglichen. Zeit, Beschwerden richtig zu verstehen, bedeutet auch, dass man manche technische Untersuchung gar nicht braucht.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Berg: Ärzte sollten sich besser in den Betroffenen hineinversetzen, sollten viel Empathie mitbringen und sich vor allem mehr Zeit nehmen für das Gespräch mit dem Betroffenen. Das kann die Beratung verbessern und wirkt oftmals mehr als eine Tablette.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Berg: Ja, wir arbeiten im Bereich der Diabetes-Patienten z.B. mit neuen Medikamenten zur Gewichtsreduktion, in der Inneren Medizin mit neuesten Geräten zur Beurteilung der Organfunktion und setzen in der Therapie von Gefäßerkrankungen die neuesten Stents und Ballons ein. Das menschliche Gefäßsystem reagiert schon früh auf die Beeinflussung durch viele Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Zigarettenrauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung. Für Patienten mit solchen Risiken, - insbesondere auch für junge Menschen oder für Menschen mit Diabetes- steht die High-Tech Gefäßdiagnostik mit Ultraschall und dem Gefäßlabor mit Spezialverfahren zur Durchblutungsmessung bei uns zur Verfügung.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Berg: Ja, da gibt es einige. Z.B. die Kinderwunsch-Patienten, die nach jahrelanger Odyssee endlich schwanger werden können, wenn die Hormonstörung gefunden und therapiert ist. Oder ich erinnere mich an den Patienten, der wieder schmerzfrei laufen kann, nachdem seine Durchblutungsstörung der Beine von mir mit dem Katheter bzw. Ballon behandelt wurde. Und zuletzt erinnere ich mich an einen Patienten, der wegen einer Unterfunktion der Schilddrüse zu mir kam. Er war so abgeschlagen und niedergeschlagen, dass er erst durch meine Behandlung wieder mit voller Lebensfreude und Kraft seinem Beruf nachgehen konnte.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Berg: Nikotin, falsche Ernährung mit weit überhöhter Fettaufnahme, ein Mangel an Bewegung können mitverantwortlich sein für Verkalkungen der Arterien. Hektik und Stress tragen dazu bei. Interessanterweise findet man Symptome meist erst dann, wenn sich die Krankheiten bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befinden und Organe schon Schädigungen aufweisen. Arteriosklerose z.B. geht langsam vor sich und wird von den davon betroffenen Menschen zunächst gar nicht registriert. Aber nur eine Früherkennung und Diagnose eröffnet die Möglichkeit, diese Krankheiten zu stoppen und ihre drastischen Konsequenzen (bei Arteriosklerose die sog. Schaufensterkrankheit, pAVK) zu verhindern. Falls bereits Gefäßerkrankungen vorliegen, können diese schonend durch eine Intervention mit Ballon oder Stentimplantation behandelt werden.
Ausreichende Bewegung, einfache-gute Ernährung und Maßhalten in allen Dingen, das hat schon Hippokrates vor 2500 Jahren gesagt. Ich glaube, da ist viel Wahres dran.

Zur Person

1997 nahm Priv.-Doz. Dr. med. Berg sein Studium an der Universität Duisburg-Essen auf, 2004 folgte die Promotion, 2013 die Habilitation für das Fach Innere Medizin. Seit 2010 verfügt er über die Zusatzqualifikation als Endokrinologe und Diabetologe, wodurch er besonders Patienten mit Erkrankungen der Schilddrüsen, des Knochenstoffwechsels (Osteoporose), mit Störungen der Hirnanhangsdrüse, Nebennierenerkrankungen etc. behandelt. Seit 2012 behandelt er auch Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und Thrombose (Schwerpunkt Gefäßmedizin/ Angiologie).

Zur Praxis

Priv.-Doz. Dr. med. Christian Berg arbeitet in der Inneren Abteilung des Evangelischen Krankenhauses Mettmann. Hier sorgt ein kompetentes Team für die Gesundheit der Patienten. Hochwertige und effiziente technische Ausstattung macht eine rasche und genaue Diagnose und Behandlung möglich.

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