Team jameda
„Prevention is so much better than healing because is saves the labour of being sick“ Thomas Adams (1618)
Präeklampsie bleibt nach wie vor weltweit eine der mysteriösen Krankheiten. Sie wurde bereits vor ca. 4000 Jahren beschrieben und tritt in zwei bis acht Prozent aller Schwangerschaften auf. Jährlich sind über vier Millionen Frauen weltweit betroffen. In Europa steht sie an erster bis zweiter Stelle der mütterlichen Krankheiten und Todesursachen. Weltweit ist Präeklampsie für rund 70.000 mütterliche Todesfälle jährlich verantwortlich.
Die Präeklampsie macht sich durch schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck und Proteinurie bemerkbar. Dabei werden mehr als 300 mg Protein innerhalb von 24 Stunden im Sammelurin ausgeschieden oder mehr als 30 mg/mmol in der Protein-Kreatinin-Ratio nachgewiesen. Die Erkrankungen können nach der abgeschlossenen 20. Schwangerschaftswoche auftreten.
Weltweit steigt die Anzahl der an Präeklampsie erkrankten Mütter. Das liegt daran, dass auch das mütterliche Alter angestiegen ist. Hinzu kommen vermehrtes Übergewicht, assistierte Reproduktionstechniken und medizinische Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Nierenerkrankungen.
Die Präeklampsie kann nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch nach der Geburt persistieren oder erstmals auftreten.
Längerfristig haben Frauen mit Präeklampsie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ob das Risiko für Diabetes Mellitus Typ II im späteren Leben erhöht ist, ist nicht abschließend geklärt.
Präeklampsie ist mehr als eine Plazenta-Erkrankung, sie ist ein lebenslanges Risiko. Die Präeklampsie-Patientinnen sind in Deutschland und weltweit noch völlig unterversorgt. In Entwicklungsländern ist die Erkrankung noch heute oft ein Todesurteil, weil sie unbemerkt bleibt. Es gibt derzeit in keinem Land ein wirklich strukturiertes und auch finanziertes Programm für die Nachbetreuung dieser Frauen.
Frauen mit Präeklampsie in der Schwangerschaft zu identifizieren, reduziert die mütterliche Sterblichkeit.
Es ist notwendig, die akademischen Hebammen mit evidenzbasierter Arbeit in die Gesamtbetreuung der Präeklampsie-Patientinnen mit einzubeziehen und neue Strukturen und Vertiefungen der interdisziplinären Zusammenarbeit aufzubauen.
Die akademische Hebamme ist die erste Schlüsselperson in der Vor- und Nachsorge und in der Früherkennung langfristiger negativer Folgen einer Präeklampsie. Nur so kann dieses noch unverstandene, schlecht definierte Syndrom so adäquat wie möglich behandelt werden.
Die Präeklampsie tritt oft unerwartet auf und beeinflusst die Gesundheit der Mutter und des Kindes nach der Geburt maßgebend. Die Rolle einer akademischen Hebamme ist, die Bedürfnisse der Betroffenen und einen möglichen Optimierungsbedarf des Vorgehens aufzuzeigen, beziehungsweise die nachgeburtliche Versorgungslücke von Präeklampsie-Patientinnen zu schließen.
Um die Praxisentwicklung in der Nachsorge von Präeklampsie-Patientinnen voranzutreiben und sie auf die Bedürfnisse der Frauen abzustimmen, sind längerfristige ganzheitliche Versorgungsmodelle und eine Betreuung durch akademische Hebammen als Präeklampsie-Expertinnen notwendig.
Die Betreuung von Frauen mit oder nach Präeklampsie ist im klinischen Wochenbett und in der Nachsorge vorwiegend medizinisch orientiert.
Bei Frauen nach Präeklampsie - insbesondere nach schweren Formen der Erkrankung - ist der Klinikaufenthalt oft länger als die vorgesehenen drei bis fünf Tage. Trotzdem ist es möglich, dass die Kinder insbesondere bei Frühgeburten weiterhin in der Klinik aufgenommen sind und ihre Mütter bereits aus der Klinik entlassen werden. Die Frauen werden in dieser Zeit meistens von außerklinischen Hebammen betreut.
Die ambulante außerklinische Betreuung durch Gynäkologen zur Kontrolluntersuchung ist meistens erst sechs bis acht Wochen nach der Entbindung organisiert.
Über die längerfristige medizinische und psychosoziale Nachsorge ist wenig bekannt. Nach einer engmaschigen Schwangerschaftsbetreuung fühlen sich Frauen nach der Klinikentlassung auf die erste Zeit mit dem Baby ungenügend vorbereitet und von den Hebammen ungenügend unterstützt.
Die akademischen Hebammen sind fähig, neue Rollen und Aufgaben in interprofessionellen Teams zu übernehmen. Sie können die klinische Praxis und das theoretische Wissen evidenzbasiert und bedarfsgerecht weiterentwickeln und damit eine hohe geburtshilfliche Betreuungsqualität gewährleisten.
Durch die aktuelle evidenzbasierte Forschung aus der Perspektive der Frauen wird eine Lücke in der nachgeburtlichen Betreuung offensichtlich. Der beste Versorgungsmodell wäre die kontinuierliche Betreuung der Präeklampsie-Patientinnen.
Die akademische Hebamme ist Expertin der physiologischen Abläufe von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Als Fachverantwortliche während und nach der Geburt kann eine akademische Hebamme eine erweiterte Fachexpertise einfließen lassen. Somit spielt sie eine wichtige Rolle, um die Muttersterblichkeit im Zusammenhang mit Präeklampsie zu reduzieren.
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