Team jameda
Sollten Sie noch nie etwas von der sogenannten Pankreaslipomatose gehört haben, ist das ganz normal. Veröffentlichungen zum Thema sind rar und es gibt keinen dazu gehörigen ICD-Code. Lesen Sie hier alles, was über Pankreaslipomatose bekannt ist, eine in Vergessenheit geratene Erkrankung, die in milder Form eigentlich gar keine ist.
Bei einer Pankreaslipomatose hat sich übermäßig viel Fett in der Bauchspeicheldrüse angesammelt. Dabei ist es wichtig, zwischen einem irreversiblen Ersatz des Pankreasgewebes durch Fett und einer eventuell umkehrbaren Infiltration der Bauchspeicheldrüse durch Fettzellen zu unterscheiden.
Wichtig ist auch, welche Zellen quasi ,verfettet‘‘ werden. Sind es die sogenannten exokrinen Zellen, die den Verdauungssaft produzieren? Oder handelt es sich um die endokrinen insulinproduzierenden Zellen, deren Funktionsunfähigkeit Diabetes verursacht?
Je nachdem, welcher Anteil welcher Zellen von übermäßigem Fett befallen ist, wirkt sich die Pankreaslipomatose jeweils unterschiedlich aus. Sie kann harmlos sein und zu diffusen Fettzellen im exokrinen Pankreas führen oder aber ganze Teile der Drüse mit Fett ersetzen. Sehr selten besteht die ganze Bauchspeicheldrüse nur noch aus Fett.
Die Pankreaslipomatose wurde im Jahr 1933 zum ersten Mal beschrieben. Danach wurde sie als harmlos und uninteressant bezeichnet und vergessen. In den letzten Jahren jedoch gibt es immer mehr Berichte über die möglichen Risiken, die damit verbunden sind.
Zum Beispiel
Heutzutage ist die Ausbreitung der Pankreaslipomatose weitgehend unbekannt, weil sie bis vor einigen Jahren nicht beachtet und registriert wurde.
Fett in der Bauchspeicheldrüse haben fast alle Menschen, aber bei der Pankreaslipomatose ist die Fettmenge entscheidend. Bei fettleibigen Menschen fanden Forscher im Durchschnitt 17,1 % Fett in der Bauchspeicheldrüse. Bei Normalgewichtigen waren es 9,3 %. Darüber hinaus haben die meisten fettleibigen Menschen mit einer Pankreaslipomatose auch eine nicht-alkoholische Fettleber.
Weitere Ursachen und Risikofaktoren sind:
1. Vererbbare Erkrankungen:
2. Cushing-Syndrom, die übermäßige Produktion von Cortisol der Nebenniere, bedingt durch einen Hirnanhangsdrüsen-Tumor
3. Einnahme bestimmter Medikamente
4. Virusinfektionen durch Reoviren, Hepatitisviren und HIV
6. höheres Alter
7. Alkoholkonsum
8. metabolisches Syndrom, eine Kombination von Bluthochdruck, niedrigem ‘guten’ Cholesterin, zu hohen Triglykeridwerte, einem gestörtem Glukosemetabolismus und Fettleibigkeit, insbesondere im Bauchbereich
9. Diabetes mellitus, wobei der Zusammenhang mit der Pankreaslipomatose unklar ist
Forscher fanden heraus, dass Menschen mit mehr als 25 % Fettanteil in der Bauchspeicheldrüse ein höheres Diabetesrisiko haben. Andere Studien haben jedoch andere Ergebnisse zu Tage gefördert. Vermutlich werden sowohl Diabetes mellitus als auch Pankreaslipomatose durch Fettleibigkeit verursacht.
Eine leichte Pankreaslipomatose bleibt unbemerkt. Die meisten Fälle entdeckt der Arzt zufällig während einer Ultraschalluntersuchung. In vielen Fällen äußert sich die Erkrankung mit unspezifischen Oberbauchbeschwerden. Seltener gibt es Betroffene mit Fettstuhl und heftigen Durchfällen, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust.
Darüber hinaus kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen. Bei einer Pankreaslipomatose ist das Risiko einer Bauchspeicheldrüsenfistula nach einer OP im Oberbauchbereich höher. Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen mit einer Pankreaslipomatose eher und heftiger an einer akuten Pankreatitis erkranken. Außerdem sollen sie ein höheres Risiko für ein Pankreaskarzinom haben, das bei einer begleitenden Pankreaslipomatose mit einer schlechteren Lebenserwartung verbunden ist.
Die akute Pankreatitis ist eine potentiell lebensbedrohliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse, obwohl die rechtzeitige Behandlung zur Heilung führt. In den meisten Fällen verstopfen Gallensteine den Ausgang des exokrinen Pankreas. Die Folge: Der Verdauungssaft überflutet die Bauchspeicheldrüse, die dadurch einer Selbstverdauung unterliegt. Das verursacht sehr starke Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Fieber. Eine Pankreatitis kann auch chronisch verlaufen, mit ähnlichen, aber deutlich milderen Symptomen. Die chronische Pankreatitis führt zur Entwicklung von Pankreaszysten, -steinen, und -verkalkungen.
Das Pankreaskarzinom ist ein extrem aggressiver, schnell wachsender und metastasierender Krebs, der in 80 Prozent der Fälle zum Zeitpunkt der Diagnose nicht mehr operiert werden kann. Er hat mit einer 5-jährigen Überlebensrate von 10 bis 20 Prozent eine der schlechtesten Prognosen unter den Karzinomen. Trotz bestmöglicher Behandlung, inklusive OP und Chemotherapie. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs äußert sich mit einer zunehmenden Gelbsucht, Verdauungsstörungen, Gewichtsverlust und in den Rücken ausstrahlenden Bauchschmerzen. Eine Heilung gibt es nicht.
Die Diagnose der Pankreaslipomatose ist einfach und schmerzlos. Sie wird mit der Hilfe von modernen bildgebenden Verfahren gestellt. Meistens reicht die Sonographie des Oberbauchs aus.
Um optimale Bedingungen zu schaffen, sollten Sie 8 Stunden vor der Ultraschall-Untersuchung nichts essen. Wenn der Arzt es für nötig hält, bekommen Sie eine Vorbehandlung mit sogenannten Anti-Karminativa. Dabei handelt es sich um Mittel gegen Blähungen und Gasansammlungen, die die Ultraschallabbildung der Bauchspeicheldrüse eventuell erschweren.
Die Pankreaslipomatose ist durch eine gesteigerte Pankreas-Echogenität gekennzeichnet. Das heißt: Übermäßiges Fett lässt die Drüse teilweise weiß erscheinen, wobei das Pankreasgewebe normalerweise dunkler abgebildet wird.
Obwohl eine Pankreaslipomatose in der Regel harmlos ist, sind oft weitere Untersuchungen nötig, damit der Arzt andere Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse ausschließen kann. Die wichtigste Ausschlussdiagnose ist ein beginnendes Pankreaskarzinom. Genauere Bilder werden mit der Computer- und der Magnetresonanztomographie gemacht.
Eine Biopsie und histologische Untersuchung des Pankreasgewebes ist bei Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs nötig. Die bildgebenden Verfahren dienen auch der Differentialdiagnose von Pankreaszysten, -steinen und -verkalkungen, die auf eine chronische Pankreatitis hinweisen. Darüber hinaus ist die laborchemische Bestimmung der Bauchspeichelenzyme üblich.
Bei einer symptomlosen Pankreaslipomatose, die zufällig entdeckt wurde, sind keine Medikamente nötig. Die regelmäßige Nachuntersuchung ist allerdings wichtig, um sicherzustellen, dass sich die Fettablagerungen nicht weiter verbreiten und keine Komplikationen verursachen.
Um schwerwiegenden Folgen vorzubeugen, ist die richtige Ernährung sehr wichtig. Leicht verdauliche und fettarme Nahrung, die reich an Kohlenhydraten ist, ist die beste Vorbeugung bei symptomlosen Patienten und die beste Selbsthilfe bei Beschwerden. Meistens sind mehrere kleine Mahlzeiten besser verträglich und der Alkoholkonsum sollte komplett eingestellt werden. Eine leichte Pankreaslipomatose kann sich sogar mit der richtigen Ernährung und Gewichtabnahme zurückbilden.
Wenn Symptome auftreten, gibt es Medikamente, die die Beschwerden lindern. Es handelt sich um die Substitution der fehlenden Verdauungsenzyme mit Pankreatinpräparaten, kombiniert mit einem Protonenpumpenblocker zum Säureschutz.
Fett in der Bauchspeicheldrüse ist normal, solang es nicht zu viel wird. Passiert das, wird das Pankreasgewebe mit Fettzellen infiltriert, was die Funktion des Organs beeinträchtigen könnte. Die häufigste Ursache ist die Fettleibigkeit. Obwohl die Pankreaslipomatose in der Regel harmlos ist, kann sie schwerwiegende Folgen haben. Deswegen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, die richtige Ernährung und eventuell spezielle Medikamente angesagt.
Smits MM and van Geenen EJM. The clinical significance of pancreatic steatosis. Nat. Rev. Gastroenterol. Hepato. 2011; 8:169–177.
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