Team jameda
Das Thema ‘Ölziehen’ ist in aller Munde und wird als wiederentdeckte Methode für die Zahnpflege und zur Entgiftung in den Medien angepriesen. Doch was ist dran an der mystischen Tradition aus dem alten Indien?
Ölziehen (auch Ölkauen oder Ölsaugen genannt) ist trotz geheimnisvoller Aura im Grunde sehr simpel und benötigt nicht viel: Lediglich ein unraffiniertes Öl (z.B. Kokosöl, Sesamöl, Olivenöl oder Sonnenblumenöl) und etwas Zeit am Morgen sind hierfür notwendig.
Beim Ölziehen nimmt man 1 - 3 Teelöffel Öl in den Mund und bewegt die Flüssigkeit hin- und her. Es wird empfohlen, das Öl zwischen den Zähnen hindurchzuziehen und sicherzustellen, dass es sowohl Zähne als auch Zahnfleisch bedeckt. Die Anwendung dauert 1 - 20 Minuten - je nach Mentor.
In dieser Zeit soll das Öl Bakterien, Viren und Pilze abtöten sowie gefährliche Toxine aus dem Körper herausziehen. Anschließend soll das, nun mit Giftstoffen angereicherte Öl, ausgespuckt werden – schlucken Sie es keinesfalls herunter! Nach einer Meersalz-Mundspülung können Sie Ihre Zähne wie in der normalen Morgenroutine putzen. Danach sind Ihre Zähne im Bestfall giftfrei und rundum erneuert.
Ölziehen ist keine neue Erfindung, sondern ein uraltes, traditionelles Heilmittel. Es wird seit Jahrhunderten in Indien und Südasien praktiziert und gilt als holistische Methode nach Ayurveda-Prinzipien. Ölziehen soll die Zahngesundheit verbessern und verschiedene Krankheiten behandeln, die ihren Ursprung im Mund haben.
Der Methode werden eine ganze Reihe weiterer Nutzen nachgesagt: Von weißeren Zähnen über gesünderes Zahnfleisch bis zur ganzheitlichen Entgiftung gilt Ölziehen als Allheilmittel für die Gebrechen der modernen Welt. Außerdem heißt es, dass das Ölziehen einen Beitrag zur Schmerzlinderung und zur Heilung tödlicher Krankheiten leisten kann.
Die schlechte Nachricht zuerst: Ölziehen hat keinen wissenschaftlich nachgewiesenen relevanten Nutzen für die Zahngesundheit. Wie viele andere traditionelle Heilmittel gibt es bisher wenige wissenschaftliche Studien zu diesem Thema - die Studien, die zu finden sind, geben deshalb nur wenig Anlass zur Hoffnung.
Viele der Studienergebnisse basieren auf Fehlinterpretationen - Empfehlungen für das Ölziehen sollten daher kritisch betrachtet werden. Bis heute haben wissenschaftliche Studien nicht zweifelsfrei nachweisen können, dass Ölziehen Karies reduziert, Zähne aufhellt oder gar die Zahngesundheit verbessert.
Derzeit handelt es sich dabei lediglich um Behauptungen und Annahmen, die mehr auf langjähriger Tradition als auf gesicherten Ergebnissen basieren.
Nun die gute Nachricht: Es wird vermutet, dass Ölziehen nicht schädlich ist und sogar historisch gesehen einen Sinn hat. Noch vor der Verfügbarkeit moderner Zahnpflegemethoden wurde der Mundraum mit Öl gewaschen. Denn allein durch die mechanische Reinigungswirkung der Flüssigkeit können Speisereste gelockert und gelöst werden; die Zähne werden somit sauberer.
Auch wenn an dieser Stelle gesagt werden muss, dass die heutige Verfügbarkeit von Zahnbürsten, Zahncremes und Zahnseide das Ölziehen veraltet erscheinen lässt - Ölziehen ist besser, als gar keine Zahnpflege zu betreiben. Im Gegensatz zu anderen Naturheilmitteln ist es außerdem günstiger und ungefährlicher.
Wenn Sie also fest an die positive Wirkung des Ölziehens glauben, dann spricht aus medizinischer Sicht nichts dagegen, es auszuprobieren. Achten Sie jedoch darauf, die klassische Zahnpflege nicht zu vernachlässigen, sondern sehen Sie Ölziehen als Ergänzung zu Ihrer bisherigen Zahnpflege-Routine.
Wir empfehlen, weiterhin auf die erprobte Vorgehensweise zu vertrauen:
Mindestens 2 x täglich für 2 Minuten mit einer Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahncreme die Zähne putzen und Zahnseide zur Reinigung der Zwischenräume verwenden. Wenn Sie Ölziehen als zusätzliche Methode ausprobieren wollen,beachten Sie bitte Folgendes:
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