Artikel 03/02/2020

Ölziehen: Anwendung und Wirkung von Ölspülungen

Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Andreas J. Kullmann Zahnarzt
Dr. med. dent. M.Sc. M.Sc. Andreas J. Kullmann
Zahnarzt
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Die Mundspülung mit Sesamöl oder Kokosöl (Ölziehen) ist eine einfache, aber hochwirksame Methode zur Entgiftung der Mundschleimhaut. Der Effekt basiert auf dem Herauswaschen von mikrobiellen Stoffwechselprodukten (Endotoxinen), die für die Mundgesundheit eine Belastung darstellen.

Die Wirksamkeit des Ölziehens wurde durch Multicenterstudien in den USA und Indien belegt. Es sollte für jeden Menschen Teil der persönlichen Hygiene werden. Bei der Anwendung sind aber einige Regeln zu beachten.

Ölziehen gegen Endotoxine

Die bakterielle Belastung der menschlichen Mundhöhle ist immens. Weit über 400 verschiedene Arten tummeln sich auf und in diesem relativ kleinen Ort in Milliardenanzahl. Egal wie sauber oder unsauber die Mundhöhle ist und unabhängig davon, was diese Bakterien machen, sie haben alle das Eine gemeinsam: Sie haben einen Stoffwechsel und der hinterlässt Spuren in Form von so genannten Endotoxinen. Das sind Endprodukte des bakteriellen Soffwechsels, die auch in die Mundschleimhaut abgelagert werden.

Wasserlösliche und fettlösliche Endotoxine

Die Endotoxine spielen eine wichtige Rolle im kommunikativen Zusammenhalt der Bakterien und lassen sich ganz grob in zwei Kategorien einteilen: wasserlösliche und fettlösliche. Nun basiert die überwältigende Mehrheit von Mundspülmitteln auf Wasser.

Hier kommt gleich die schlechte Nachricht: Nur rund 15 % der in der Schleimhaut deponierten Endotoxine ist überhaupt wasserlöslich. Der stattliche Rest von 85 %, ist rein fettlöslich. Er kann nicht mit irgendeinem ‘Wässerchen’ aus der Schleimhaut gelöst werden. Das ist nur mit Ölen möglich.

Nur Sesam- und Kokosöle eignen sich

Aber Vorsicht: Es gibt nur zwei Öle, die hier zum Einsatz kommen dürfen. Das ist einerseits das Sesamöl. Es hat neben seiner spezifischen Molekularität einen ‘saponierenden’ (einseifenden) Effekt. Damit die Säuberung sehr intensiv ist, kann auch Kokosöl eine gute Alternative darstellen – für diejenigen, die kein Sesamöl mögen. Alle anderen Öle haben keinen bis höchstens nur geringen Effekt.

Wie sieht die Anwendung aus?

Zunächst einmal muss verstanden werden, dass die Magensäure – immerhin hoch konzentrierte Salzsäure – Gifte grundsätzlich nicht neutralisieren kann. Ein Verschlucken der in Öl gelösten Endo-TOXINE muss also vermieden werden, möchte man sich nicht der Gefahr einer möglichen Intoxikation (Vergiftung) aussetzen.

Deshalb wird das Öl, mit dem gespült wurde, stets ausgespeit. Die Länge des Ölziehens sollte mindestens 10 Minuten betragen. Zwar war bei den zuvor erwähnten Multicenterstudien stets eine Zeit von 20 Minuten die Vorgabe, aber, in der täglichen Realität lässt sich das eher schwer einhalten.

Mein Vorschlag geht eher dahin, jeden zweiten Tag das Ölziehen für 10 Minuten durchzuführen, dann aber konsequent. Es kann hier, was das Öl angeht, auf alles, was kostenintensiv ist, verzichtet werden. Jedes Sesamöl oder Kokosöl aus dem Asialaden oder vom Discouter macht einen guten Job.

Die Resultate sind schon nach ein paar Tagen da

Der Erfolg bleibt nicht aus. Nach ein paar Tagen werden sich die Zähne besser anfühlen. Das Zahnfleisch ist straffer und mögliches Zahnfleischbluten hat sich reduziert. Alles fühlt sich gesünder an.

Vor parodontalchirurgischen Eingriffen in meiner Praxis werden Patienten routinemäßig auf Ölspülungen gesetzt. Es beginnt ca. 2 Wochen vor dem Eingriff. Allein durch das Vorhandensein wesentlich sauberer Schleimhäute ist die Wundheilung generell besser. Auch das Einwachsen, z. B. von Transplantaten, verläuft komplikationsfreier als ohne diese prächirurgische, präventive Maßnahme.

Wenn mich Patienten fragen, was sie im Rahmen eines parodontalchirurgischen Eingriffs zum Gelingen beitragen können, erhalten Sie stets die Antwort: Bitte spülen Sie mit Öl, 10. Minuten täglich bis zum Tag der OP; danach jeden 2. Tag.

Mehr Infos auf www.dr-kullmann-zahnarzt.de

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