Team jameda
Immer wieder erleben wir Patienten, die eine Erkältung ‘nicht los werden’ und deshalb seit Monaten in ärztlicher Behandlung sind. Bedauerlicherweise wird in nahezu allen Fällen mit Antibiotika behandelt. Dabei ist es sogar nicht selten, dass verschiedene Ärzte nacheinander diverse Antibiotika verordnen.
Angesichts des unbefriedigenden Behandlungsverlaufes und des dramatischen Anstiegs von Nosokomialinfektionen in unserem Land (Ausbreitung widerstandsfähiger banaler Krankenhauskeime) ein beklagenswerter Zustand! Während in einzelnen Krankenhäusern Deutschlands die Infektionsrate bis zu 30% betragen kann, findet man in Skandinavien und den Niederlanden eine Rate von 2%. Ein Grund für diese gravierenden Unterschiede ist zweifellos auch in der kritiklosen Anwendung von Antibiotika zu suchen.
Bei einer Dauererkältung sind die Nasennebenhöhlen für die Belüftung im Nasenrachenraum ausgefallen. Die Verbindung zwischen Nase und Nasennebenhöhle sind kleine, Schleimhaut ausgekleidete Öffnungen (Foramina) im mittleren und oberen Nasengang. Wenn die Kieferhöhle mit Sekreten, Polypen, Zysten oder Entzündungsgewebe angefüllt ist, können sie sich nur über diese Öffnungen in der äußeren Nasenwand entleeren. Die Sekrete aus den Kieferhöhlen reizen aber die Schleimhäute, so dass die Foramina immer enger werden und sich schließlich schwellungsbedingt vollständig verschließen. Die Ventilation der Nebenhöhlen kommt somit endgültig zum Erliegen. Ein Abfluss der Sekrete kann nicht mehr stattfinden, wir haben das Bild einer Dauererkältung.
Die Antibiotika werden nun verordnet, um die Schleimhäute in diesen kleinen Öffnungen zum Abschwellen zu bringen und den Abfluss aus den Kieferhöhlen wieder zu ermöglichen. Leider können aber die Antibiotika nicht in die Höhle des Oberkiefers gelangen, weil dort keine Blutgefäße zu finden sind, die das Medikament dorthin transportieren könnten. Lediglich die Schleimhäute in den Knochenhöhlen könnten noch durchblutet sein, eine etwaige Wirkung der Antibiotika bliebe aber wegen des fortgeschrittenen Stadiums ohne erkennbare (klinische) Auswirkung. Dies erklärt die dauerhaft wirkungslosen Antibiotika Gaben, die eingangs geschildert wurden.
Um die Beschwerden der Erkältung beim Patienten erfolgreich und auf Dauer lindern zu können, müssen die Nasennebenhöhlen wieder frei werden. Im Normalfall erledigt diese Arbeit das Flimmerepithel, das aus vielen kleinen Härchen besteht und in Wellenbewegungen, wie ein großes Getreidefeld, den Schleim und die Sekrete zu den ‘Ausgängen’ transportiert. Bei Dauererkältungen ist diese Funktion des Flimmerepithels offenkundig zum Erliegen gekommen. Konservative Behandlungsmethoden bleiben ohne Wirkung. Eine chirurgische Intervention ist daher empfehlenswert und angezeigt (s. a. Artikel jameda Experten-Ratgeber über Entzündungsbehandlung). Zu diesem Zweck legen wir ein weiteres ‘Fenster’ im unteren Nasengang an, das einige Wochen bis Monate bestehen bleibt. Dieser Eingriff wird bei uns immer im Tiefschlaf durchgeführt (s. a. Artikel jameda Experten-Ratgeber über Narkose und Analgosedierung). Die Kieferhöhle kann nun ‘auslaufen’, die Zeichen und Beschwerden klingen ab und der Patient bekommt wieder wesentlich besser Luft.
Freilich gibt es auch andere Methoden, die Kieferhöhle frei zu bekommen. Abgesehen davon, dass man mit Nasentropfen, Inhalationen u. ä. Maßnahmen unter Vermeidung von Antibiotika recht gute Erfolge erzielen kann, besteht auch die Möglichkeit, die Kieferhöhle zu spülen. Diese Spülungen müssen wegen des fehlenden Nasenfensters mit der scharfen Nadel erfolgen. Dazu betäubt man unter dem Auge das Mittelgesicht und geht dort hinein in die Kieferhöhle (faciale KH-Wand). Über den gleichen Weg kann man auch Sekret aus der Kieferhöhle abziehen. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist der, dass die Behandlung viele Male wiederholt werden muss. Sie ist daher eher zu empfehlen, wenn es trotz bestehenden Nasenfensters zu weiteren Problemen kommen sollte.
Erst wenn die Erkältungssymptomatik auf Dauer abgeklungen ist, kann die Diagnostik beginnen, der die Sanierung der Zähne folgen sollte. Nicht selten bedeutet dies eine Ausräumung der Kieferhöhle, ggf. unter Einbeziehung der Zähne, und das Anlagen eines großen Nasenfensters. Dieses begünstigt die Ausheilung des Flimmerepithels und mindert die Rückfallgefahr (Rezidiv).
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