Die Nase ist ein wichtiges Organ und bestimmt mit all ihren Funktionen unser Wohlbefinden und Aussehen entscheidend mit. Daher ist die Nasenchirurgie ein äußerst sensibles Thema und mit vielen Ängsten der Betroffenen verbunden. Sie ist eine Besonderheit und verlangt vom Operateur ein hohes Maß an Geschick und viel Erfahrung.
Chirurgische Maßnahmen an der Nasenscheidewand gehören zu den häufigsten Eingriffen in der HNO-Heilkunde und sind ebenso ein wichtiger Teil von plastisch-chirurgischen Eingriffen an der Nase. Um Fehlstellungen der Scheidewand begradigen zu können, muss die Schleimhaut der Scheidewand von den knöchernen und/ oder knorpeligen Strukturen abgehoben werden.
So können unter Schonung der Schleimhaut z.B. Verbiegungen beseitigt, oder auch knöcherne Leisten oder Sporne entfernt werden. Zum Teil werden auch stark verkrümmte Areale aus der Scheidewand entnommen, begradigt und im Anschluss wieder zwischen die beiden Schleimhautblätter gesetzt.
Ist die Scheidewand begradigt, müssen die Schleimhäute auf beiden Seiten wieder eng den knöchernen und knorpeligen Strukturen anliegen. Dies schafft Platz zum Durchatmen in der Nase und gewährleistet eine gute Ernährung von Knorpel- und Knochen-Strukturen. Um die Schleimhaut dem Knorpel anzulegen und gleichzeitig die neu geformte Scheidewand zu stützen, werden heute noch an sehr vielen Kliniken und von sehr vielen Operateuren routinemäßig Tamponaden in beide Nasenhaupthöhlen platziert.
Die liegenden Tamponaden sollen nicht nur die Schleimhäute schön anlegen und die Scheidewand stützen, sondern auch der Entstehung von Komplikationen wie Blutungen, Synechien (Verwachsungen zwischen Scheidewand und Nasenmuscheln) oder der Entstehung eines Septumhämatoms (Bluterguss zwischen Schleimhaut und Knorpel) vorbeugen.
Ist die Indikation zur Nasenscheidewandkorrektur sorgfältig gestellt und die Operation korrekt durchgeführt, dann sind die Chancen sehr gut, dass der Patient auf Dauer von der Nasenatmungs-behinderung befreit wird.
Hören sich Betroffene in ihrem persönlichen Umfeld um oder recherchieren sie vor einem anstehenden Eingriff, können sie schnell feststellen, dass Nasenoperationen zum Teil einen schlechten Ruf haben. Wenn man dieses Phänomen hinterfragt bzw. konkreter nachforscht, stellt sich heraus, dass vor allem die Anwendung von Nasentamponaden dafür verantwortlich ist. Sehr viele Patienten empfinden die liegenden Tamponaden als äußerst unangenehm.
Die Betroffenen verspüren starken Druck in der Nase und Dauerschmerzen im Kopfbereich. Die vollständige Blockade der Nasenatmung führt oft zu Trockenheit und Reizung im Hals der Patienten, verbunden mit Halsschmerzen und Irritationen beim Schlucken.
Alle diese Symptome bessern sich erst wieder, wenn die Tamponaden nach etwa zwei bis drei Tagen gezogen werden. Doch gerade das Entfernen der Tamponaden ist sehr schmerzhaft und führt oft zunächst zu neu auftretenden Blutungen. Befragt man Patienten nach einer Nasenkorrektur oder Scheidewandoperation, so geben die meisten das Entfernen der Tamponaden als „das Schlimmste“ im Zusammenhang mit der Operation an.
Im Anschluss ist die Nasenscheidewand zudem längst nicht stabil. Eine längere Schienung wäre zwar wünschenswert, für die meisten Patienten jedoch nicht aushaltbar. Darüber hinaus gibt es weitere Risiken, die mit der Verwendung von Nasentamponaden assoziiert sind.
Insbesondere nach Formkorrekturen nicht nur der Scheidewand, sondern auch der äußeren Nase (Rhinoplastik) kann es beim Legen, aber auch beim Ziehen der Tamponaden zu Verschiebungen der Knorpel oder Knochen kommen, was negativen Einfluss auf das Ergebnis der Operation haben könnte.
Auch zu Verletzungen der Nasenschleimhaut kann es beim Legen oder Ziehen kommen. Neben diesen „lokalen“, also auf die Nase bezogenen Problemen kann die Verwendung von Tamponaden auch zu schwerwiegenden systemischen Komplikationen führen. Das Milieu der Tamponaden ist nicht hygienisch und kann als Quelle von Infektionen bis hin zum gefährlichen Toxic-Shock-Syndrom werden.
In der Literatur finden sich Hinweise für ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Problem wie z.B. Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufprobleme.
Die liegenden Tamponaden können darüber hinaus auch erhebliche Atemprobleme auslösen, nicht nur durch die Blockade der Nasenatmung, sondern auch durch einen reflektorisch erhöhten Tonus in den Bronchien mit resultierendem Atemwegswiderstand. Auch schlafbezogene Atemstörungen können negativ beeinträchtigt werden. Trotz aller dieser genannten Nachteile und Risiken ist die Anwendung von Tamponaden immer noch die Regel.
Doch zunehmend wird die Anwendung von Nasentamponaden kritisch hinterfragt. Und tatsächlich - es gibt einen alternativen Weg zur Stabilisierung der Nasenscheidewand nach Nasenkorrektur: die Verwendung dünner Silikonfolien.
Diese werden beidseitig, schmerzfrei fixiert und verbleiben ein bis zwei Wochen in der Nase. Die Folien können zusätzlich mit Atemröhrchen versehen werden.
Inzwischen wurde die Verwendung von Silikonfolien im Vergleich zur Verwendung von Nasentamponaden in einigen wissenschaftlichen Studien untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die lokalen Risiken für Blutungen, ein Septumhämatom, Verwachsungen usw. vergleichbar gering sind.
Da die Schienen im Unterschied zur Tamponade länger in der Nase verbleiben können, zeigt sich die Verwendung der Schienen hinsichtlich der Stabilisierung der Nasenscheidewand deutlich überlegen. Der größte Unterschied liegt jedoch in dem signifikant höheren Patientenkomfort unter der Anwendung von Folien im Vergleich zu den Tamponaden.
Zum einen ermöglichen die Schienen eine fast freie Nasenatmung und zum anderen entfällt die äußerst schmerzhafte und als extrem unangenehm empfundene Entfernung der Tamponade. Die Ergebnisse dieser Studien decken sich mit den Erfahrungen des Autors aus mehreren Nasenkorrekturen unter Verwendung von Folien statt Tamponaden.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die routinemäßige Verwendung von Nasentamponaden bei Nasenscheidewandoperationen mit/ ohne Formkorrektur der äußeren Nase in Frage gestellt werden muss.
Die Anwendung von Nasentamponaden ist lediglich als intuitiv zu bezeichnen, eine wissenschaftliche Evidenz für die Notwendigkeit ist vor dem aktuellen Hintergrund nicht zu sehen. Die Anwendung von Nasentamponaden scheint nicht nur unnötig, sondern sogar die Ursache für Komplikationen und deutlich verminderten Patientenkomfort zu sein.
Moderne Nasenchirurgie sollte routinemäßig auf die Verwendung von Silikonfolien statt Tamponaden setzen.
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