Artikel 15/04/2016

Neue Entwicklungen in der Nasenchirurgie

Dr. med. Klaus Hebold Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
Dr. med. Klaus Hebold
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
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Der wohl größte und bedeutendste europäische Kongress für Nasenchirurgie findet alle zwei Jahre in Bergamo, Oberitalien statt. Interessant daran ist der Name des Kongresses: „Bergamo Open Rhinoplasty Course“.

Die offene Nasenchirurgie ist inzwischen zur Grundbedingung dieses Kongresses geworden. Was einst eine Möglichkeit war, wird heute als Bedingung verstanden.

Was versteht man unter offener Nasenchirurgie?

Für den Laien verständlich erklärt: Die offene Nasenchirurgie unterscheidet sich äußerlich von der geschlossenen nur durch einen drei Millimeter langen Schnitt am Nasensteg.

Dieser Zugang aber ermöglicht dem Nasenchirurgen, seine Arbeit unter Sicht zu erledigen. Im Gegensatz dazu erfolgte die Nasenoperation früher ausschließlich über Schnitte im Naseninneren, weitestgehend ohne exakte Sicht.

Der Hautunterschied liegt jedoch nicht in der Sicht, sondern der Vielzahl an neuen Möglichkeiten, die sich im Rahmen der offenen Nasenchirurgie ergeben.

Oftmals hört man, die offene Technik sei einfacher. Dies stimmt, stimmt aber wiederum auch nicht. Einfacher ist es ohne Zweifel, Dinge unter Sicht zu tun, aber anspruchsvoller wird es durch die inzwischen deutlich gestiegenen Ansprüche und Möglichkeiten.

Die offene Nasenchirurgie bietet eine weit exaktere Kontrolle über das Ergebnis als dies zuvor möglich gewesen wäre sowie eine Vielfalt an Möglichkeiten und OP Techniken, die geschlossen nicht realisierbar wären.

Welche Entwicklungen gibt es in der Nasenchirurgie?

Schonender sind die neuen Verfahren geworden. Noch vor zehn Jahren war es „state of the art“ den Nasenrücken mit dem Meißel in einem Stück zu erniedrigen.

Alle Elemente des Nasenrückens wurden damit verletzt: Knochen-/ Knorpelhaut, Knochen, Knorpel und Schleimhaut. Es entstand ein offener Nasenrücken, der dann mithilfe von Knorpeltransplantaten so wieder zusammengefügt wurde, dass der untere Teil nicht einfiel.

Viele Operateure entscheiden sich heute, sehr viel schonender vorzugehen: die Knochen-/ Knorpelhaut wird in der Mitte eingetrennt, zu den Seiten abgelöst und geschont. Der Knochen wird zehntelst millimeterweise gefeilt, somit bleibt der darunterlegende Knorpel erhalten.

Die Schleimhaut wird komplett erhalten und geschont und beim „Zusammenbauen“ des neuen, meist niedrigeren Nasenrückens, wird mit Nähten der Knorpel so angeheftet, dass eine ästhetisch anspruchsvolle, gleichmäßige Kontur des Nasenrückens entsteht.

Schlussendlich wird die Knochenhaut über dem wiederhergestellten Nasenrücken zur besseren Abpolsterung vernäht mit der im oberen Nasenbereich oft dünnen Haut.

Auch im Bereich der Nasenspitze sind enorm viele Möglichkeiten hinzugekommen. Diese aufzuzählen und zu beschreiben, würde den Rahmen dieses kleinen Artikels bei Weitem sprengen. Soviel sei aber gesagt:

Die Modellierung der Nasenspitze ist die eigentliche Kunst, die nachher ein gutes von einem sehr guten Ergebnis unterscheidet. Die Operation an der Nasenspitze nimmt oft zwei Drittel der gesamten OP Zeit ein.

Gibt es trotz neuer Verfahren weiterhin Revisionen?

Trotz aller Neuerungen und Verbesserungen gibt es weiterhin Revisionen, die oft genug aber Feinkorrekturen darstellen. „Revision“ bedeutet, dass der Voroperateur meist nach einem Jahr oder mehr eine Korrektur vornimmt.

Trotz aller Erfahrung sinkt hier die prozentuale Wahrscheinlichkeit nie auf Null; die Angaben in der Literatur schwanken zwischen 5 und 25 Prozent.

Letztlich ist die Zahl der Feinkorrekturen auch eine Frage des Anspruchs: je perfekter das Ergebnis sein soll, desto eher wird auch eine Feinkorrektur angestrebt werden.

Welches sind die größten Herausforderungen für den Operateur?

Ohne Zweifel ist eine ein- oder mehrfach voroperierte Nase schwieriger und anspruchsvoller zu operieren als eine jungfräuliche.

Große Dimensionsänderungen und Asymmetrien und schwierige Hautverhältnisse können aber auch bei nicht-voroperierten Nasen Fallstricke darstellen.

Insbesondere die dicke Haut oberhalb der Spitze, oft verbunden mit einer abrupten Kaliberänderung zum oberen Nasenrücken hin, erfordert Fingerspitzengefühl bei der Planung und Durchführung.

Die mit Computersimulation unterstützte Planung ist hierbei ein sehr hilfreiches Mittel, um ein realistisches Ergebnis zu simulieren und Möglichkeiten, aber auch Grenzen aufzuzeigen.

Eine sehr große Nase mit dicker, grobporiger Haut wird niemals ein zartes kleines Näschen werden können. Tröstend ist jedoch, dass unser Auge vor allem Proportionen wahrnimmt und nicht absolute Größen.

Demzufolge können auch solche Patientinnen mit sehr schwierigen Hautverhältnissen profitieren, wenn der Operateur bei der Planung und dem Eingriff die Verbesserung der Proportionen bestmöglich berücksichtigt.

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