Artikel 17/09/2010

Muskelverletzungen beim Fußball selten durch Gegnerkontakt

Team jameda
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Bei über 300 Einzelmuskeln im menschlichen Körper verwundert es nicht, dass Muskelverletzungen im Breiten- und Spitzensport die mit Abstand häufigste Sportverletzung sind.

Speziell im Fußball machen sie 35 Prozent aller Verletzungen aus, wobei im Wettkampf das Verletzungsrisiko sechsmal so hoch ist wie im Training. Erstaunlich ist, dass 96 Prozent der Blessuren ohne Gegnerkontakt verursacht werden, die Hälfte davon betrifft die Oberschenkelmuskulatur.

Leider werden Muskelverletzungen immer noch häufig unterschätzt, falsch oder überhaupt nicht diagnostiziert, wodurch leicht überflüssige und langwierige Folgeverletzungen mit langen Wettkampfpausen oder sogar Dauerschäden in der betroffenen Muskulatur entstehen können.

Schnelle und gezielte Erstmaßnahmen
Wichtigste und leicht einprägsame Erstmaßnahme bei nahezu jeder Muskelverletzung stellt das sogenannte PECH-Schema dar: P für Pause, E für Eis, C für Kompression und H für Hochlagern.

Dieses so wichtige Schema sollte jedem Sportler und Betreuer geläufig sein, weil gerade bei Muskelverletzungen rasches und richtiges Handeln erforderlich ist:
Jede Minute Zeitverlust bei der Erstversorgung bedeutet einen Tag Zeitverlust in der Regeneration!

Sportmedizinische Untersuchung
Anschließend muss der verletzte Sportler schnellstmöglich einem Sportmediziner vorgestellt werden, um die weiterführende fachärztliche Abklärung der Verletzung zu gewährleisten.

Er hält den Verletzungsablauf (Anamnese) fest, inspiziert und tastet die Verletzung (Palpation) und kann damit aufgrund seiner Erfahrung schon eine Diagnose stellen.

Spezifische Muskelfunktionstests, Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Kernspintomographien der betroffenen Extremität bestätigen das Urteil des Facharztes und geben wichtige Hinweise für die Therapie. Ziel des Sportmediziners ist, durch eine schnelle und exakte Diagnosestellung eine möglichst verzögerungsfreie Einleitung des individuell abgestimmten Rehabilitationsprogrammes zu gewährleisten.

Unfall-Ursachenforschung unverzichtbar
Wiederholungsverletzungen sind eine große Gefahr und können vermieden werden, wenn die Ursachen der jeweiligen Muskelverletzung abgeklärt und abgestellt werden.

Unzureichender Trainingszustand oder falsche Trainingsmethoden sind gravierende Mängel während der Vorbereitungsphase. Kurz vor dem Wettkampf können körperliche und psychische Ermüdung, ein fehlerhaftes Ernährungsprogramm oder kurzes Aufwärmen Ursachen für Verletzungen sein. Ungenügende Flüssigkeitszufuhr, kein ausgewogener Trainingszustand von gegenläufigen Muskelgruppen (Dysbalancen) sowie nicht ausgeheilte Verletzungen sind weitere Ursachen.

Fremdeinwirkungen (Fouls) oder schlechte Rahmenbedingungen wie Wetter, Boden oder Ausrüstung führen dagegen seltener zu Verletzungen.

Muskelkrampf
Die bekannt schmerzhaften, unwillkürlichen Muskelkontraktionen sollten durch sofortige Dehnung der entsprechenden Muskelspindeln über mehr als sieben Sekunden, in Verbindung mit lokaler Kälte und Mineralzufuhr, wieder zur Muskelerschlaffung übergeführt werden.

Muskelkater
Überwiegend beim ungeübten Sportler, aber auch beim Geübten nach neuen Bewegungsübungen, kommt es auf Grund ungenügender intramuskulärer Koordination zu einem Muskelkater.

Dabei entstehen meist bei exzentrischen Kontraktionen wie Abbremsen oder Bergabgehen hohe Spannungsspitzen an einzelnen Muskelfasern. Dort entstehen mikrofeine Risse, in deren sogenannten Z-Streifen sich nach zwölf bis 36 Stunden ein typischer Schmerz entwickelt. Die weitverbreitete Milchsäure (Laktat)-Theorie zur Muskelkaterentstehung gilt zumindest seit 1983 definitiv als widerlegt. Durchblutungsfördernde Maßnahmen wie Bäder oder Packungen, Lockerungsübungen sowie kontrollierte Bewegungsübungen führen nach drei bis sieben Tagen zur folgenlosen Ausheilung.

Muskelverhärtungen
Eine Muskelverhärtung entsteht durch eine anhaltende Verspannung der Muskulatur. Ursache für diese Verspannung ist meist eine Überbelastung beim Sport.

Myogelosen
Myogelosen sind umschriebene tastbare, meist druckschmerzhafte Verdickungen eines Muskels mit kontraktilen Muskelbündeln, sowie Knoten- oder Wulstbildung.

Muskelprellung
Direkte, stumpfe Gewalt (Pferdekuss), mit oder ohne Gewebsdefekt, führt durch Einblutung zu Druckanstieg und Bewegungsschmerz des Muskels.

Muskelfaserriss

  • Grad 1 = leichte Muskelzerrung mit langsamer, umschriebener Schmerzentwicklung, zuletzt krampfartig

  • Grad 2 = starke Zerrung mit örtlichem Bluterguss (Hämatom)

  • Grad 3 = Muskelbündelriss mit Einblutung in den Muskel und unter die Haut, sicht- oder tastbarer Muskeldelle mit starken Schmerzen, Kraft- und Bewegungseinschränkungen

  • Grad 4 = kompletter Muskelriss ‘Zusammenschnurren’ des Muskels zur Sehne hin mit scharfem Schmerz und Hämatom.

Hier müssen größere Hämatome zur Druck- und Schmerzreduktion sowie zur schnelleren Regeneration abpunktiert werden, bei Zerreißung von mehr als einem Drittel des Muskelquerschnittes muss in der Regel sogar operiert werden. Die Rehabilitation dauert hier mit zwölf bis 16 Wochen natürlich am längsten.

Therapie der Muskelverletzungen
Alle genannten Muskelverletzungen können durch eine Vielzahl an kombinierten Therapiemaßnahmen vom erfahrenen Sportmediziner zügig und mit geringstmöglicher Narbenbildung in der Muskulatur auskuriert werden:

Therapie Tag 1–3:

  • Abschwellende Salbenverbände

  • Funktionelle Tapeverbände

  • Quaddeln (intrakutane Lokalanästhetika)

  • Enzympräparate (Wobenzym, Phlogenzym) und NSAR

  • Elektrotherapie (Iontophorese, Reizstrom)

  • Lasertherapie

  • Physiotherapie mit Lymphdrainage

  • Infiltrationen (Zeel, Traumeel, Hyaluronsäure, ACP, b.B. Corticoid)

ab dem 4. Tag zusätzlich:

  • Ultraschallmassagen (bis 8 cm tief)

  • Interferenzstrom

  • Fahrradergometer und Joggen

ab Ende der 2. Woche

  • Milde Schnellkraftbelastung zur Minimierung des Wiederverletzungsrisikos

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