Team jameda
Nüchternheit vor der Operation kann zu einer deutlichen Belastung und zu Problemen führen, die bei einem Patienten mit Frühstück nicht auftreten würden. Abgesehen von Kreislaufproblemen während des Eingriffes können Schmerzmittel, besonders nach Operationen in der Mundhöhle, im nüchternen Magen, ggf. vermischt mit blutigem Speichel, zu einem schwer zu beherrschenden Schmerz- und Unruhezustand führen. In diesen Fällen hilft nur noch essen und wenn es nur sehr kleine Mengen sind, die viele Male verabreicht werden. Wir empfehlen daher seit vielen Jahren Lieblingsessen und werden in unserer Auffassung durch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Schmerzforschung bestätigt.
Seit Jahrzehnten ist es allgemein üblich, nach einer Operation in der Mundhöhle für Stunden oder Tage die unterschiedlichsten Diätanweisungen zu geben. Diese Anweisungen unterscheiden sich nach Lehrmeinungen und reichen von ‘kein Kaffee’ oder ‘kein Tee’ über ‘kein Zucker’ bis hin zum Verbot von Milchprodukten, Alkohol oder Nikotin. Alle diese Anweisungen können ersatzlos gestrichen werden, dann geht es dem Patienten nach der Operation am besten.
Zu unseren alten Weisheiten in der Medizin zählt die Kenntnis, dass jede offene Wunde, auch die in der Mundhöhle, sicher ausheilt, obwohl sie massiv verkeimt ist. Für den umgekehrten Fall ist ebenso bekannt, dass die dicht vernähte Wunde sehr leicht infiziert. Hinzu kommen bei letzterer deutlich stärkere Beschwerden auf Grund des fehlenden Sekretabflusses. Was liegt näher, als Wunden in der Mundhöhle, beispielsweise nach Weisheitszahnentfernungen, der offenen Wundheilung zu überlassen. Wir ersparen dem Patienten den Aufwand der Entfernung der Fäden und eine zusätzliche Belastung durch Antibiotika und abschwellende Medikamente.
Stress gewöhnte Menschen leben nach der Devise ‘in der Ruhe liegt die Kraft’. Dieses Motto kann direkt in unsere ambulante Chirurgie übernommen werden. Ein Patient, der gut schläft und ißt wird immer den ambulant durchgeführten Eingriff besser überstehen, als derjenige, der nicht gut ißt und schlecht schläft. Ganz fatal kann es werden, wenn die Angst die Oberhand über den Patienten gewinnt. Diese Fälle können sogar entgleisen! Deshalb ist der Chirurg gut beraten, wenn er von vornherein auf das Wohlbefinden seines Patienten achtet und ggf. die Planung und die Terminierung der chirurgischen Maßnahmen darauf abstimmt. Es sollte immer versucht werden, den Zeitpunkt der Operation in eine stressfreie, entspannte Zeit zu legen.
In diesem Zusammenhang hat auch der Tiefschlaf seine Berechtigung. Wir konnten nachweisen, dass Patienten im Tiefschlaf operiert, wesentlich weniger Beschwerden nach der Operation haben als die, die in örtlicher Betäubung den Eingriff miterlebt haben (Hierl, Th., Inaugural – Dissertation, 1994).
Spätestens seit der Römerzeit wissen auch wir, dass sich Körper und Seele in einem Gleichgewicht befinden, dass in einem gesunden Geist ein gesunder Körper ruhen möge (mens sana in corporo sano). Der menschliche Organismus wird von einer Fülle sich gegenseitig ausgleichender Systeme gesteuert. Zu den Grundregeln der Hausmedizin alter Art gehört es, wenn man krank ist, das Bett zu hüten – warum?
Der menschliche Organismus wird beherrscht von Millionen ‘guter’ und ‘böser’ Keime, die im Gleichgewicht miteinander leben. Ist dieses Gleichgewicht gestört, wird der Mensch krank. Der Körper reagiert mit Temperaturanstieg, vermehrter und damit verbesserter Blutzirkulation und Bekämpfung der Infektion mit speziell dafür vorgesehenen Zellen, den Leukozyten. Um diese Arbeit bewerkstelligen zu können muss der Körper geschont werden. Der Patient gehört also ins Bett, am zweiten Tag nach der Operation sind die Beschwerden und Schwellung auf dem Höchststand, danach tritt Besserung ein!
Ist der Mensch gesund, stehen die Systeme im Gleichgewicht, muss nichts Spezifisches unternommen werden. So sind übermäßige Mundspülungen völlig ineffektiv, weil sich die Mundschleimhaut selbst reinigt. Auch übermäßiges Waschen der Haut ist zu vermeiden und kann sogar zu Hautkrankheiten führen. Eine ähnlich schädliche Wirkung kann von der Rasur vor einer Operation ausgehen, weil dadurch die sogenannte ‘Eintrittspforte’ für Keime vergrößert wird. Schon vor 50 Jahren haben Untersuchungen gezeigt, dass ohne Rasur vor der Operation die Infektionsrate nach der Operation geringer war. Der Autor kann diese Erkenntnis nur bestätigen!
Gerne wird auch die These vertreten, dass zurückweichendes Zahnfleisch auf falsches Zähneputzen zurückzuführen sei. Die einen behaupten, es sei zu viel geputzt worden, die anderen sind gegenteiliger Ansicht: Wenn bei einem Jugendlichen 1-2 mm breit und 4-5 mm lang eine Zahnwurzel, häufig in der Unterkieferfront, sichtbar wird, ist ‘falsches Zähneputzen’ als Ursache sicher auszuschließen! In diesen Fällen wird mit derartigen Kommentaren nur ein schlechtes Gewissen produziert, eine Heilung wird trotz Einhaltung dieser Putzanleitungen sicher ausbleiben.
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