Die therapeutische Liposuktion (Liposuction, auch Aspirations-Lipektomie) des Lipödems ist heute gängige Praxis und ist konform mit der entsprechenden wissenschaftlichen Leitlinie (AWMF 037-012).
Alternativ zur Fettabsaugung wird beim Lipödem auch die konsequente komplexe physikalische Entstauungstherapie empfohlen. Die meisten Patientinnen werden aber mit einer Liposuktion therapiert.
Während wir in der nicht-operativen (sogenannten konservativen, erhaltenden) Therapie mit Flachstrick-Kompressionskleidung und Lymphdrainage keine relevante Abnahme des Fettvolumens sehen, ist es gerade bei der Liposuktion das Ziel, teilweise massive Mengen an Fett zu reduzieren.
Sowohl bei gesundem Speicherfett als auch bei der Lipödem-Patientin nimmt das Volumen durch die Einlagerung von Triglyceriden in den Fettzellen zu. Dabei können sich diese Fettzellen auf das Hundertfache ihrer Ausgangsgröße aufblähen, die Anzahl der Fettzellen bleibt jedoch konstant. Beim Abnehmen bleibt die Zahl der Fettzellen ebenso konstant: Hier schrumpfen die zuvor stark aufgeblähten Zellkörper durch Abgabe des gespeicherten Fetts.
Eine Fettabsaugung hingegen reduziert die Zahl der Fettzellen, nimmt also gewissermaßen den „Speicherplatz“ von der „Fett-Festplatte“.
Entsprechend der bisherigen allgemeinen Auffassung soll es nach einer Fettabsaugung nicht zu einer Vermehrung der Fettzellen kommen: Man ging bisher davon aus, dass die adulten (erwachsenen) Adipozyten (Fachausdruck für Fettzellen) sich nicht mehr vermehren können.
Mittlerweile hat man aber im Unterhautgewebe (wo das hier besprochene Fettgewebe liegt) auch viele Stammzellen gefunden, die unter anderem auch zu Fettzellen werden können. Damit ist die Annahme, dass der reduzierte Speicherplatz sich nie wiederherstellen lässt, nicht mehr gültig.
Theoretisch ist das möglich, allerdings sieht man in der Realität nur sehr wenige Fälle, in denen dies in relevantem Umfang der Fall ist. Tatsächlich bleibt die ganz überwiegende Mehrzahl der behandelten Frauen frei von neuen, für das Lipödem typischen, unverhältnismäßig ausgeprägten Fettpolstern an den abgesaugten Körperpartien.
Im Gegensatz zur konservativen Behandlung mit Lymphdrainage und Kompressionskleidung ist also eine sehr ausgeprägte Volumenreduktion erreichbar und kann – von Ausnahmen abgesehen – gehalten werden.
In den ersten Monaten nach der Liposuktion, ist es Pflicht, eine geeignete Kompressionskleidung zu tragen. So können die abgesaugten Partien mit einem festen Durchbau der Unterhaut gleichmäßig abheilen.
Zusätzlich wird meistens die Anwendung spezieller Cremes empfohlen, die die Abheilung und die Hautstraffung fördern sollen. Gerade die Hautstraffung stellt bei der Absaugung des Lipödems oft ein Problem dar. Ein unregelmäßiges Erscheinungsbild der abgesaugten Regionen geht nur in wenigen Fällen auf eine ungleichmäßige Absaugung zurück, sondern auf eine ungenügende Hautstraffung.
Die meisten Patientinnen sind durch den Wegfall des größten Leidensdrucks aber auch mit einem weniger regelmäßigen Erscheinungsbild zufrieden. Man kann allerdings die Hautstraffung bereits intraoperativ, zum Beispiel durch „Micro-Needling“ der Haut, positiv beeinflussen. Hierbei wird ein Nadelroller über die Haut geführt. Die hundertfache Perforation der Hautschichten mit den dünnen, sterilen Nadeln, führt zu vielen unterschiedlichen Prozessen, die u. a. die Bildung von Kollagenfasern anregen.
In seltenen Fällen wünschen Patientinnen nach sehr ausgedehnter Fettabsaugung – insbesondere der Innen- und Vorderseiten der Oberschenkel – eine chirurgische Hautstraffung.
Wie nach jeder Fettabsaugung (auch im rein ästhetischen Indikationsbereich) sollen die Frauen sehr bewusst ihr Gewicht halten und auf ausreichende Bewegung und eine ausgewogene Ernährung achten. Auch ohne Neubildung von Fettzellen können sich die noch vorhandenen Adipozyten eventuell noch weiter aufblähen.
Eigene langfristige Nachbeobachtungen von therapeutisch abgesaugten Patientinnen über einen eigenen Beobachtungszeitraum von 25 Jahren zeigen, dass die überwiegende Mehrzahl der Frauen beschwerdearm bis beschwerdefrei bleibt. Eine langfristige Kompressionsbehandlung ist die Ausnahme, eine erneute Lipödem-Fettabsaugung sehr selten.
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