Artikel 09/02/2019

Kunstgelenkersatz der Schulter bei Omarthrose und Defektarthropathie

Dr. med. Julian Dexel Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
Dr. med. Julian Dexel
Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
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Die Entwicklung des Schultergelenkersatzes ist in den letzten Jahren rasant vorangeschritten. Unter Voraussetzung einer genauen Diagnostik, Indikationsstellung und OP-Technik lassen sich heute mit Schulter-Kunstgelenken schwere funktionelle und strukturelle Erkrankungen des Schultergelenks sehr gut behandeln.

Ursachen für die Entstehung einer Schulterarthrose

Die primäre Omarthrose (Verschleiß der Knorpeloberfläche des Schultergelenkes):
Der Gelenkknorpel wird durch schwere und lang andauernde Belastung, wie z. B. schwere körperliche Arbeit über einen langen Zeitraum, direkt abgenutzt. Am Ende bewegt sich der Knochen des Oberarmkopfes auf dem Knochen der Pfanne, was starke Schmerzen verursacht.

Chronische Instabilität (bei stattgefundenen Luxationen=Ausrenkungen)

Wenn eine Schulter instabil ist oder aufgrund einer früheren Verletzung oder schwacher Bänder auskugelt, nutzt sich der Knochen ungleichmäßig ab. Dies nennt man sekundäre exzentrische Omarthrose bei Instabilität.

Ausgeprägte Sehnenrisse (irreparable Rotatorenmanschetten-Ruptur)

Unfallbedingte Verletzungen oder eine jahrelange Abnutzung der Rotatorenmanschette können mit einer exzentrischen Fehlbelastung des Knorpels im Gelenk einhergehen und zu Arthrose führen. Der Arm des Gelenkes ist dann in seiner Kraft deutlich eingeschränkt, weil die dafür verantwortlichen Muskeln nicht mehr vorhanden sind.

Unfallfolgen (bei komplizierten Brüchen)

Knochenbrüche, an denen Gelenke beteiligt waren, gehen manchmal mit einer Verletzung des Knorpels oder einer Stufenbildung im Gelenk einher. Diese Umstände können dazu führen, dass Knochen sich vorzeitig abnutzen und eine Arthrose entsteht. Dann spricht man von einer sekundären posttraumatischen Omarthrose.

Abnutzung als Folge einer Infektion

Eine Infektion des Schultergelenkes durch äußere oder innere Einflüsse kann dazu führen, dass sich Gelenkknorpel vorzeitig abnutzen oder auflösen. Dann spricht man von einer sekundären postinfektiösen Omarthrose.

Durchblutungsstörungen des Gelenkkopfes (Nekrose)

Arthrose entsteht häufig bei Rheumatikern und bei Durchblutungsstörungen des Knochens. Der Knochen geht zugrunde, wodurch die darüberliegende Knorpelschicht einbricht. Die Folge ist der Gelenkverschleiß.

Welche Beschwerden machen sich bemerkbar?

Anfangs dominieren oft schleichende Beschwerden mit Spannungsgefühl und dumpfen Schmerzen.

Zu den Symptomen gehören

  • Abnahme der Beweglichkeit der Schulter (Einsteifung des Gelenkes)
  • Überkopfarbeiten und Anheben von schweren Gegenständen sind deutlich erschwert.
  • Der Arm ermüdet rasch.
  • Alltagsbewegungen, wie Haare kämmen oder die Nahrungsaufnahme und Körperpflege, können erschwert sein.
  • Das Liegen auf der betroffenen Seite ist schmerzhaft.
  • Bei Rissen der Rotatorenmanschette ist die Kraft oft eingeschränkt.

Wann ist eine Operation der Schulter bei Abnutzung notwendig?

Der Zeitpunkt der Operation hängt maßgeblich vom Leidensdruck des Pateinten ab. Der optimale Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Lebensqualität schmerzbedingt stark eingeschränkt ist,  Probleme im Alltag entstehen und die Beweglichkeit nachlässt. Die konservative Behandlung mit Physiotherapie, Schmerzmedikamenten und gegebenenfalls Injektionen sollen bereits stattgefunden haben.

Auswahl der Art der Endoprothese

Zwei verschiedene Implantate des künstlichen Schultergelenkes müssen unterschieden werden. Die Implantatwahl richtet sich neben der knöchernen Situation auch nach dem Zustand der Rotatorenmanschette.

Anatomische Prothese

Bei intakter Rotatorenmanschette ist eine anatomische Prothese möglich. Das Gelenk wird durch die Rotatorenmanschette in der korrekten Position gehalten und zentriert.

Der abgenutzte Oberarmkopf und gegebenenfalls auch die Gelenkpfanne werden hierbei ersetzt. In der Regel werden moderne Implantate verwendet, die auf einen Prothesenstiel verzichten. Hierdurch ist für eventuelle Wechseloperationen in der Zukunft noch ausreichend intaktes Knochenmaterial am Oberarmschaft vorhanden. Eine Stielverankerung ist bei stark zerstörtem Oberarmkopf und unzureichendem Knochenlager möglich. Dieser kann zementiert oder zementfrei erfolgen.

Inverse Schulterprothese (Delta-Prothese)

Schultererkrankungen, die mit einem irreparablem Rotatorenmanschettendefekt einhergehen (Defektarthropathie), erfordern die Implantation einer inversen Prothese. Durch die gerissenen Sehnen ist das Gelenk nicht mehr zentriert und der Oberarmkopf steigt nach oben.

Mit Hilfe der Prothese wird ein neues Drehzentrum geschaffen, sodass der Schulterkappenmuskel den Arm über vermehrte Vorspannung wieder aktiv beugen kann. Es wird hier auf die Gelenkpfanne eine Halbkugel, die Glenosphäre, eingebracht, während eine Pfanne mit Stiel in den Oberarmknochen verankert wird.

Das sollten Sie über die Operation wissen

Bei der Operation wird über einen etwa 10 cm langen vorderen Hautschnitt nach das Schultergelenk freigelegt, der zerstörte Teil des Oberarmkopfes entfernt und die Prothese implantiert.

  • in Vollnarkose
  • Klinikaufenthalt 5-7 Tage
  • Abduktionskissen für 4-6 Wochen
  • Anschlussheilbehandlung nach 6 Wochen für ca. 3 Wochen
  • krankengymnastische Übungsbehandlung zum Muskelaufbau für insgesamt 3 Monate
  • Arbeitsunfähigkeit für mittelschwere Tätigkeiten ca. 3 Monate

Ziele der Behandlung

Es gibt 3 Hauptziele, die mit der Operation erreicht werden sollen.

  1. Schmerzreduktion bis Schmerzfreiheit
  2. eine für den Patienten angemessene und zufriedenstellende Funktion und Belastbarkeit
  3. eine möglichst lange Haltbarkeit

Regelmäßige Hebe- und Tragebelastungen über 5 Kilogramm sollten vermieden werden. Solche Belastungen können das Risiko erhöhen, dass sich das Gelenk lockert.

Sport nach dem Schultergelenkersatz

Sport und Bewegung sind auch für das künstliche Schultergelenk notwendig, um schmerzfrei aktiv zu sein. Eine Überlastung sollte jedoch vermieden werden. Gleichmäßige, fließende Bewegungen sind zu empfehlen, wie z. B. bei

  • Schwimmen
  • Yoga
  • Tanzen
  • Wandern
  • Gymnastik

Nicht zu empfehlen sind ruckartige Sportarten wie Tennis, Kraft- und Kampfsportarten.

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