Am zweiten Februarwochenende 2019 fand in Bielefeld das 7. Westdeutsche Gefäßsymposium mit deutschen Experten für die Behandlung des Krampfaderleidens statt. Es wurde ausgiebig und kontrovers über die Vorgehensweise bei der Entfernung von Krampfadern diskutiert.
Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass die Behandlungsergebnisse nicht mehr verbessert werden können. Das heißt, dass die behandelten Stammvenen nach fünf Jahren üblicherweise immer noch erfolgreich verschlossen sind.
Zunächst einige Begriffsklärungen, um das Krankheitsbild der Krampfadern zu verstehen und zweitens nachvollziehen zu können, warum und was der Arzt überhaupt behandelt.
Bei Krampfadern handelt es sich um Venen. Venen haben die Aufgabe, das Blut aus dem Gewebe wieder zum Herzen und zur Lunge zurück zu transportieren.
Es handelt sich also im engeren Sinne um Drainagegefäße. Der Umstand, dass wir auf der Erde leben und die Erde eine Schwerkraft auf alles ausübt, bedeutet, dass das Blut im Sitzen und Stehen in die Beine zurückfließen möchte.
Damit das Venenblut jedoch trotzdem gegen die Schwerkraft nach oben fließen kann, hat die Natur Venenklappen in die Venengefäße eingebaut. Werden die Venen auseinandergedrückt – wie es bei einer Gewebeschwäche durch den Rückstau des Blutes passiert – können die Venenklappen nicht mehr schließen und das Blut fließt in das Bein zurück. Das Problem, was bei einem Krampfaderleiden vorliegt, ist der Rückstau und die Gewebeschwäche des Betroffenen. Der gesamte Prozess entwickelt sich dann über viele Jahre.
Ein Stauungsgefühl oder Druck in den Beinen kann primär darauf hinweisen. Die Venen verschlängeln sich oberflächlich – deshalb hießen sie früher Krummadern. Im Bereich der Unterschenkel entstehen chronische Hautveränderungen, die rötlich und schuppig aussehen.
Betroffene gehen zuerst zum Dermatologen, bevor sie dann einen Phlebologen aufsuchen. Braune Verfärbungen und eine Verhärtung der Haut oberhalb der Sprunggelenke enden sehr oft in einem offenen Bein. Umschriebene Venenentzündungen oder Varizenblutungen sind weitere Aspekte, die dann unbedingt behandelt werden müssen.
Über die genaue Ursache ist auch den Spezialisten, sogenannte Phlebologen, wenig bekannt. Die familiäre Gewebeschwäche ist das einzige, was aktuell als Ursache diskutiert wird. In Europa ist ungefähr jeder Zweite in irgendeiner Form von einem Venenleiden betroffen. In der Bundesrepublik Deutschland werden jedes Jahr 350.000 Krampfaderoperationen durchgeführt. Da ist es von großer Bedeutung, wie beim Einzelnen entschieden und behandelt wird.
Die oberflächlichen Beinvenen werden anatomisch behandelt. Chirurgen entfernen sie schon seit Jahrtausenden operativ. Jedem Betroffenen ist der Begriff ‘Stripping-Operation’ bekannt oder er hat sich bereits diesem Verfahren unterzogen. Die modernen Verfahren erreichen das Ziel auf eine andere Art und Weise. Die Krampfader wird mit einem Katheter per Hitze, per Kleber oder mechanisch von innen verschlossen.
Die chirurgische Operation (die Stripping-Methode) erfordert Hautschnitte in der Leiste. Auch an vielen anderen Stellen am Bein muss geschnitten werden. Wegen der damit verbundenen Schmerzen können Stripping-Operationen nicht ohne eine Narkose erfolgen. Die Beine schwellen nach einer Stripping-Operation typischerweise an. Der Patient muss daher für lange Zeit Kompressionsstrümpfe tragen. In der Regel werden Betroffene zwei Wochen krankgeschrieben.
Bei den thermischen Verfahren, bei denen die Vene durch Hitze, Kleber oder Laser verschlossen wird, benötigt der Patient ebenfalls eine Narkose. Außerdem muss er danach normalerweise ebenfalls Kompressionsstrümpfe tragen. Das mechanische Zerstören der Venen mit einem rotierenden Katheter plus Schaumsklerosierung ist schmerzhaft, erfordert eine Narkose und der Patient trägt Kompressionsstrümpfe.
Beim Venenkleber hingegen wird die Vene von innen mit einem medizinischen Kleber verschlossen. Der Kleber wird seit 60 Jahren in der Medizin, insbesondere bei Hirnblutungen und Blutungen von Speiseröhrenkrampfadern, erfolgreich verwendet.
Er ist europaweit seit 2011 zugelassen und seit Februar 2015 durch die strengen amerikanischen Gesundheitsbehörden zertifiziert. Weder eine Narkose, noch das Tragen von Kompressionsstrümpfen sind erforderlich.
Die Behandlung mit moderner endovenöser Therapie, also mit Laser, Radiowelle oder Venenkleber eignet sich besonders bei Patienten
Auch Patienten mit offenen Beinen oder Venenblutungen können endovenös sofort behandelt werden.
Im Ausland ist dies übrigens bereits der Standard und die Stripping-Operation wird nicht mehr als Therapie der Wahl empfohlen. Es bleibt abzuwarten, wann die Stripping-Operation nicht mehr als Therapie der ersten Wahl gesehen wird. Die Krankenhäuser operieren heute jede Gallenblase laparoskopisch, also minimal-invasiv.
Warum Krampfadern immer noch chirurgisch invasiv mit vielen Nachteilen operiert werden, liegt daran, dass dieser Eingriff zur Ausbildung der Chirurgen gehört. Auch übernehmen nicht alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für endovenöse Verfahren. Eine individuelle Betrachtungsweise wird völlig außer Acht gelassen.
Es wurde berichtet, dass viele Betroffene extra verreisen, um sich mit dem Venenkleber behandeln zu lassen oder sich über andere endovenöse Verfahren informieren. Der informierte Patient möchte bewusst auf risikoreiche Narkosen oder lästige Kompressionsstrümpfe verzichten.
Allen Beteiligten des Kongresses war klar, dass die Behandlung von Krampfadern nicht mehr im Krankenhaus stattfinden muss, sondern immer mehr als ambulanter Eingriff außerhalb der Klinik erfolgt.
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