Sehr häufig wird die Frage diskutiert, ob es überhaupt noch eine Indikation zur konventionellen Venen-Operation mittels Stripping (Herausziehen der oberflächlichen Stammvenen), Häkeln (Entfernung von Seitenästen mittels kleinster Häkchen) oder einer Unterbindung (Unterbindung und Durchtrennung von Verbindungsvenen in Höhe deren Muskeldurchtritts) gibt. Um diese Frage objektiv beantworten zu können, muss man sich die einzelnen Verfahren getrennt ansehen:
Das operative Ausziehen der kranken Stammvenen (Große und Kleine Rosenvene, Vena saphena magna und parva) kann man heute in jedem Fall durch ein schnittloses Katheterverfahren ersetzen. Hierbei kommen sowohl die Radiofrequenzabtragung (Radiowelle) als auch spezielle Laser und – mit gewissen Einschränkungen hinsichtlich der Venengröße – die Dampfbehandlung in Frage.
Besonders hervorzuheben ist hierbei die sichere Schonung der Lymphgefäße, welche die Venen begleiten: Bei einem Stripping kann dies nicht mit derselben Sicherheit garantiert werden wie bei den genannten Katheterverfahren.
Häkeln bzw. Mini-Phlebektomie
Hier werden mit feinen Stichwunden die zu Krampfadern degenerierten Seitenäste der oben genannten Stammvenen mittels feiner Häkchen herausgezogen. Dieses Verfahren lässt sich durch die Dampfbehandlung oder die Verödungstherapie ersetzen.
Allerdings muss man hier einschränken: es gibt bestimmte Venen, die sich hartnäckig den beiden „nicht schneidenden“ Verfahren widersetzen wie beispielsweise Behandlungen vor der Kniescheibe und öfters auch an den Oberschenkelvorderseiten. Hier sind des Öfteren mehrere Behandlungen mit Dampf oder Verödung erforderlich, um einen Erfolg zu erzielen. Die Mini-Phlebektomie hingegen kommt meist mit einer einzigen Behandlung aus.
Der Nachteil des Häkelns wiederum liegt in den feinen Narben, die meist zurückbleiben - speziell verbleiben sie am Oberschenkel, jedoch weniger ausgeprägt als am Unterschenkel.
Um kranke Verbindungsvenen (Perforansvenen) erfolgreich zu behandeln, müssen diese recht tief im Gewebe angegriffen werden: dort wo sie – als Verbindung des oberflächlichen und tiefen Venensystems – durch die Muskelhaut (Faszie) nach außen treten.
Dieser Grundsatz gilt sowohl für die konventionell „schneidende“ (Cold Steel Chirurgie) als auch die Katheterchirurgie. Der Unterschied liegt hier im „Zugang“ zu diesen Durchtrittsstellen.
Während die Konventionelle Chirurgie eine Wundöffnung durch Haut, Unterhaut und die genannte Muskelhaut schaffen muss, die so groß ist, dass der Operateur die Vene unter der Faszie (subfaszial genannt) fassen, unterbinden und durchtrennen kann, genügt in der Kathetertherapie die Punktion der Vene mit einer dicken Nadel, durch die der Katheter geschoben wird.
Dort, wo der konventionelle Operateur dann seine Unterbindung setzt und die Verbindungsvene abtrennt, wird bei der Katheter-Abtragung die Spitze des (zumeist Laser-) Katheters platziert und die Vene zerstört.
Der Effekt ist derselbe; der Weg zum Gefäß aber macht den Unterschied: oftmals liegen gerade die kranken Verbindungsvenen am Unterschenkel im Bereich mit wenig „Weichteildeckung“: an diesen Stellen heilen Schnitte oftmals sehr schlecht ab, es entstehen nicht selten hartnäckige Wundheilungsstörungen und in wenigen Fällen auch Fisteln mit langfristigem Austritt von Lymphflüssigkeit.
Diesen Schwierigkeiten begegnet man in der Katheterchirurgie nur bei nicht sachgemäßer Anwendung.
Heutzutage kann jede Form von oberflächlichen Venenerkrankungen der Beine ohne Schnitt behandelt werden.
Allerdings gibt es vereinzelte Situation, wie z.B. hartnäckige Krampfadern am Oberschenkel, die deutlich schneller (und effizient) mittels Häkeln entfernt werden können. Hier müssen Patient(in) und Operateur eine individuelle Güterabwägung zur Auswahl des ideal passenden Verfahrens treffen.
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