Team jameda
Wer kennt diese Fälle nicht, in denen Betroffene von Herz- und Gefäßerkrankungen (KHK – Koronare Herzkrankheiten) keine erkennbaren Risikofaktoren haben. Nicht selten verbirgt sich dahinter ein sehr hoher Lipoprotein-(a)-Wert, der im Serum gemessen werden kann. Diese Messung gehört allerdings noch nicht zur Routine.
Lipoprotein a und das Risiko für koronare Herzkrankheiten
Lipoprotein a [auch: Lp(a)] wird auch oft als der mysteriöse Bruder vom LDL-Cholesterin bezeichnet. Ungefähr 25 % der Bevölkerung weisen Konzentrationen über 30 mg/dL auf, die bereits mit einem erhöhten KHK-Risiko einhergehen. Bei Konzentrationen von über 50 mg/dL geht man von einem deutlich erhöhten Risiko aus. 10 % der Bevölkerung haben Lipoprotein-(a)- Konzentrationen von über 60 mg/dL und diese Menschen haben im Vergleich zu jenen mit Lipoprotein-(a)-Konzentrationen von unter 5 mg/dL ein um das 2-3-fach erhöhtes Risiko für KHK-Zwischenfälle.
Die Grenze von 60 mg/dL ist vor allem in Deutschland von besonderem Interesse. Das betrifft Patienten mit fortschreitender KHK, bei denen trotz optimaler Lipidsenker-Therapie mindestens zwei Ereignisse auftraten. Denn sie kommen damit für eine Behandlung mit Lipoproteinapherese in Frage.
Ist es möglich, hohe Lipoprotein-(a)-Spiegel durch Diät oder körperliche Aktivität zu beeinflussen?
Weder Diät noch körperliche Aktivität können die Lipoprotein-(a)-Konzentrationen wesentlich verändern.
Welche Therapien zur Behandlung eines hohen Lipoprotein-(a)-Spiegel gibt es?
Eine medikamentöse Therapie, die Lipoprotein a isoliert senkt, gibt es noch nicht am Markt. Antisense-Oligonukleotid-Therapien, die gegen das Apo(a) von Lipoprotein a gerichtet sind, zeigen eine Lipoprotein-(a)-Senkung von 60-90 % ohne andere Lipid-Parameter wesentlich zu beeinflussen. Bis diese ausreichend in Studien getestet sind und zur breiten Verfügung stehen, werden noch einige Jahre vergehen.
Die sehr stark LDL-C-senkenden PCSK9-Inhibitoren reduzieren zwar Lipoprotein a um bis zu 25-30 %. Sie sind zu diesem Zwecke allerdings nicht zugelassen und das Ausmaß der Reduktion wäre bei sehr hohen Lipoprotein-(a)-Konzentrationen unzureichend.
Ein sehr effektives Verfahren zur Senkung von Lipoprotein a ist eine Lipoproteinapherese, bei der Lipoprotein a sehr effektiv um 60-70 % gesenkt wird. Es wurde eine sehr interessante Beobachtung gemacht: Sie zeigte nichr nur Effektivität in Bezug auf eine Senkung von LDL-C und Lipoprotein a, sondern auch einen massiven Rückgang der KHK-Zwischenfälle. In einer Studie wurde durch die Lipoproteinapherese nicht nur Lipoprotein a um 73 % gesenkt, sondern auch die koronaren Zwischenfälle um 86 %.
Was können Internisten Patienten mit hohen Lipoprotein-(a)-Konzentrationen raten?
Internisten rieten Patienten mit hohen Lipoprotein-(a)- Konzentrationen seit vielen Jahren, ihre anderen Risikofaktoren so gut wie nur irgendwie möglich einzustellen. Also Nikotinverzicht, normalisierten Blutdruck, gesunde Lebensstilmaßnahmen mit viel Bewegung und Normalgewicht und wenn nötig medikamentöse Therapie der Cholesterinwerte.
Schlussfolgerungen
Lipoprotein a wird mehr und mehr als sehr wichtiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen erkannt und anerkannt. Für die Hochrisiko-Patienten steht die Lipoproteinapherese zur Verfügung, die je nach Gesamtsituation eingesetzt werden kann. Spezifische Lipoprotein a senkende Therapien sind in Erprobung. In den USA sind spezifische Lipoprotein a senkende Substanzen in Entwicklung.
Für die große Gruppe an Patienten mit Lipoprotein-(a)-Erhöhung steht momentan die möglichst optimale therapeutische Beeinflussung der anderen eventuell vorhandenen Risikofaktoren im Vordergrund.
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