Seit 2012 ist in Deutschland ein Cyanoacrylatkleber zum Verschluss oberflächlicher Venen an den Beinen zugelassen. Der Kleber ist chemisch und physikalisch sehr ähnlich dem typischen „Sekundenkleber“ aus dem Baumarkt.
Am zu behandelnden Bein wird eine Vene punktiert (meist am körperfernen Oberschenkelende) und ein dünner Katheter bis ans Ende der kranken Vene vorgeschoben. Dieses Venenende liegt an der Stelle, an welcher die oberflächliche Vene in die entsprechende tiefe Vene eintritt.
Unter Ultraschallkontrolle werden dann kleine Mengen Kleber abgegeben und der Katheter dabei schrittweise zurückgezogen. Die Vene wird so verschlossen.
Das Klebeverfahren wird als Alternative zur herkömmlichen Operation („Stripping“) und den thermischen Abtragungsverfahren (Radiowelle/Radiofrequenz, Laser, Dampf) angeboten.
Es liegen naturgemäß noch keine Langzeitstudien über die Venenklebung vor, aber die ersten Mehrjahres-Nachbeobachtungen haben positive Ergebnisse erbracht.
In den geklebten oberflächlichen Venen sind keine relevanten Komplikationen zu erwarten. Anders sieht es aus, wenn der Klebstoff versehentlich in die inneren, tiefen Venen gerät.
Während die oberflächlichen Venen beim Menschen in großer Zahl (redundant) vorliegen, und deshalb auch kranke Venen einfach entfernt werden können, sind die größeren und großen inneren Venen immer nur einzeln vorhanden: jede Störung an diesen lebenswichtigen Gefäßen kann schwerwiegende Folgen haben.
Es sind in Deutschland mittlerweile mehrere Fälle dokumentiert, bei denen Venenkleber versehentlich in diese inneren Venen gelangte, und dort verblieb, denn der harte Kunststoffkleber kann nicht vom Körper abgebaut werden.
Jede Unregelmäßigkeit der Wandstruktur eines Blutgefäßes kann zur Bildung von Blutgerinnseln führen. Diese Gerinnsel können entweder direkt am Ort der Entstehung einen Venenverschluss auslösen (Thrombose), oder mit dem Blutstrom weiter zum Herzen und von dort in die Lungenarterien geschwemmt werden, wo sie zur Lungenembolie führen.
Lungenembolien zählen allgemein zu den häufigsten Todesursachen in den Sterberegistern.
Auch kann der Kleber selbst zu einer so starken Behinderung des Blutflusses in Richtung Herz führen, dass das betroffene Bein einen krankhaften Blutstau erleidet.
Es liegt noch zu wenig Erfahrung vor, um eine allgemeine Behandlungsempfehlung geben zu können.
Im Einzelfall muss entschieden werden, ob der fälschlich ins tiefe Venensystem geratene Kleber belassen werden kann oder operativ entfernt werden muss. Gerade die operative
Entfernung von Kleber im Bereich der Beckenvenen stellt die Gefäßchirurgie hier vor eine große neue Herausforderung.
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