Wenn Kieferknochen fehlt, waren bisher immer zwei Behandlungsschritte erforderlich, um ein Zahnimplantat zu platzieren. Zuerst musste der Knochen z.B. durch Knochentransplantationen vom Beckenkamm aufgebaut werden. Nach einer Einheilzeit von ca. fünf Monaten konnte dann in einer Folge-OP das eigentliche Zahnimplantat in den Kiefer eingebracht werden, das ebenfalls ca. fünf bis sechs Monate einheilt.
Jetzt gibt es mit der Knochenringtechnik eine neue, wissenschaftlich etablierte Methode, mit der der Knochenaufbau und die Implantation in einer einzigen Operation möglich sind. Da nicht erst abgewartet werden muss, bis der Knochenblock eingeheilt ist, spart der Patient nicht nur Zeit, sondern auch eine zweite Operation und die damit verbundenen Schmerzen.
Im ersten Vorstellungsgespräch wird eine ausführliche Beratung durchgeführt. Außerdem werden Medikamente, Allergien und Begleiterkrankungen abgefragt. Dann werden der Mundraum und der Kiefer untersucht. In der Regel ist ein Röntgenbild erforderlich, um den Kieferknochen zu beurteilen. Es wird bei Bedarf durch eine dreidimensionale Aufnahme (DVT) ergänzt.
Wenn alle erforderlichen Informationen und Befunde vorliegen, wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Im nächsten Schritt führt der Chirurg die Operation durch. Sie kann wahlweise in örtlicher Betäubung oder Vollnarkose vorgenommen werden.
Nach der Operation sollten Sie regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen in die Praxis kommen und das Operationsgebiet für einige Zeit schonen. Nach einer Einheilzeit von vier bis sechs Monaten kann dann die Krone oder Brücke eingesetzt werden, nachdem das Implantat freigelegt wurde.
Mit speziell für diese Technik entwickelten Instrumenten wird zunächst ein Knochenring aus dem Kiefer des Patienten entnommen, z.B. aus der Kinnregion. Aber auch vorgefertigte Ringe, transplantierfähige Knochen von Lebendspendern, können verwendet werden. Werden die sogenannten Allografts verwendet, bleibt dem Patienten die Knochenentnahme erspart.
Im Bereich der Zahnlücke und des Knochendefektes wird im nächsten Schritt das sogenannte Ringbett ausgefräst. Anschließend wird der Knochenring dort hinein eingesetzt. Damit passt der Knochenring wie ein Korken in die Flasche, sodass viele vitale Knochenzellen Kontakt zum transplantierten Ring haben. Das gibt beste Voraussetzungen für ein komplettes Einheilen des transplantierten Gewebes.
Das Zahnimplantat wird dann in das Ringinnere geschraubt und dient gleichzeitig als Fixationselement für den Knochenaufbau.
Mithilfe der Knochenringtechnik sind heutzutage fast alle Knochenaufbauten machbar, die für eine dentale Implantation nötig sind. Das beinhaltet auch schwierige Fälle, bei denen die reguläre Implantologie an ihre Grenzen stößt.
Die Knochenringtechnik ist in einigen Fällen für sehr schmale, durchweg dünne Kieferkämme nicht geeignet. Auch Tumorpatienten, bei denen eine Strahlentherapie im Kopfbereich durchgeführt wurde, müssen drei bis vier Jahre bis zu diesem Eingriff vergehen lassen. Auch bei Nekrosen des Kieferknochens, hervorgerufen durch Osteoporose-Medikamente mit Bisphosphonaten, darf die Behandlung nicht durchgeführt werden.
Eine sehr gute Anwendungsmöglichkeit für die Knochenringtechnik ist der Sinuslift. Vor allem bei geringem Knochenangebot des Sinusbodens unterstützt sie, wenn ein Implantat nicht sofort stabil inseriert werden kann. Der Ring wird in diesem Fall in die Kieferhöhle eingebracht und verankert so das Implantat. Gleichzeitig baut der Ring den Knochen der Kieferhöhle auf.
Erfolgsraten
Die Erfolgsrate liegt bei 98 Prozent.
Risiken
Die Risiken entsprechen denen einer Standartoperation von Augmentation und Implantation und sollten individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Arbeitsunfähigkeit
In der Regel wird der Patient für vier bis fünf Tage krankgeschrieben.
Behandlungsdauer
Die Behandlungsdauer umfasst neben der Knochenring-Operation die 6-monatige Einheilzeit. Dann wird in einem zweiten Schritt das Implantat freigelegt und die Krone oder Brücke kann eingesetzt werden.
Verhaltenstips nach der Behandlung
Wie auch nach anderen Knochenaufbauverfahren und Implantationen sollten Sie für zwei Wochen weiche Kost zu sich nehmen, nicht rauchen und sich körperlich schonen. In der ersten Woche bekommen Sie ein Antibiotikum verschrieben. Regelmäßige Nachkontrollen durch den behandelnden Arzt während der Einheilphase sind empfehlenswert. Das Nahtmaterial kann in der Regel nach 14 Tagen entfernt werden.
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