Zahnimplantate benötigen immer eine bestimmte Masse Kieferknochen in Höhe und Breite, damit Implantatschrauben sicher verankert werden können. In der Höhe sollte der Knochen wenigstens 10-11 mm messen bei einer Mindestbreite von 5 mm. Unterhalb dieser Werte wird ein Knochenaufbau für Implantate notwendig. Aber:
Knochenabbau (auch: Knochenatrophie) entsteht schnell, wenn fehlende Zähne nicht zeitnah mit einem Implantat ersetzt werden. Brücken oder Prothesen verhindern Knochenabbau nicht. Hier setzt er sich unvermindert fort, weil kein Kontakt zwischen Zahnersatz und Knochen besteht. Implantate hingegen regen durch Druck immer wieder zur Bildung von neuen Knochenzellen an, wie bei natürlichen Zahnwurzeln.
Entscheidend sind dabei die ersten zwei Jahre nach dem Zahnverlust. Hier schwindet rund die Hälfte des Knochens, während die Rate später rapide auf nur noch ungefähr ein Prozent jährlich abnimmt.
Ein kleiner Knochendefekt lässt sich oft im Zuge der Implantation korrigieren. Dabei werden Knochenspäne aus dem Implantat-Bohrloch genutzt oder synthetisches beziehungsweise tierisches Knochenersatzmaterial ergänzt.
Bei größerem Knochenschwund wird zur Vorbehandlung für Implantationen ein Knochenaufbau durchgeführt. Er verzögert die Implantation um eine mehrmonatige Heilungszeit. Wieder kann körpereigener Knochen oder biokompatibles Ersatzmaterial genutzt werden. Der besser geeignete körpereigene Knochen kommt dabei häufig aus einer Entnahme im Weisheitszahnbereich. Für größere Mengen dient der Beckenkamm als Spender. Beides erfordert einen zusätzlichen Eingriff vor dem Knochenaufbau. In diesen Fällen kommt häufig der Sinuslift infrage.
Mit dem Sinuslift kann nur im Oberkiefer Knochen aufgebaut werden – im Seiten- und Backenzahnbereich entsteht aber auch am häufigsten ein größerer Abbau. Denn das Oberkieferknochengewebe ist viel weicher als der Unterkiefer. Über der betroffenen Stelle drückt dann die Kieferhöhle nach unten.
Beim Sinuslift wird sie vorsichtig angebohrt und die Kieferhöhlenschleimhaut so weit angehoben, bis ein ausreichender Hohlraum zur Knochenauffüllung entsteht. Dorthinein kommt das Knochenaufbaumaterial. Es verwächst langsam mit dem Kieferknochen, sobald das Zahnfleisch über dem Knochen verwachsen ist. Neben diesem externen Sinuslift besteht auch die Möglichkeit eines internen Sinuslifts über das Implantat-Bohrloch. Sie findet zeitgleich mit der Implantation statt.
Alternativ oder ergänzend zum minimalinvasiven Sinuslift kommt im Oberkiefer auch ein Bonespreading oder Bonesplitting infrage. Diese Techniken zielen auf einer Verbreiterung des Kiefers, wo der Sinuslift Höhe korrigiert. Der Kieferknochen wird dabei quer oder längs gespalten, um das Knochenaufbaumaterial einzubringen.
Für den härteren Unterkiefer sind diese Verfahren ungeeignet. Dort wird oft Knochenmaterial in Blöcken direkt transplantiert. Als eine Art vorbeugende Maßnahme gegen Knochenabbau bietet sich die sogenannte Socket Preservation an. Bei diesem Verfahren wird das Loch, unmittelbar nachdem der Zahn gezogen wurde, mit Knochenaufbaumaterial gefüllt.
Zum Knochenaufbau führen also viele Wege. Die Auswahl des optimal geeigneten Verfahrens ergibt sich aus der individuellen Knochenatrophie. Je nach Verfahren variieren die Kosten, die Patienten mit gesetzlicher Krankenversicherung nahezu immer selbst tragen müssen.
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