Viele kennen das: Nach einer längeren Laufbelastung schmerzt das Kniegelenk und es schwillt an - der sogenannte Kniegelenkserguss entsteht. Wann helfen konservative, wann operative Therapien?
Jedes Gelenk ist von einer Kapsel umgeben und mit Gelenkschleimhaut ausgekleidet. In der Gelenkschleimhaut sitzt die Immunabwehr des Gelenks. Außerdem wird hier die sogenannte Gelenkflüssigkeit produziert, die das Gelenk schmiert. Wenn sich das Gelenk überlastet oder einklemmt, z.B. durch ein freies Knorpelstück oder einen Meniskusriss, produziert die Gelenkschleimhaut mehr Flüssigkeit. Der Körper versucht im Rahmen seiner Selbstheilungskräfte, das Gelenk besser zu schmieren. Deshalb sammelt sich vermehrt Flüssigkeit im Bereich der Gelenkkapsel an, wodurch der Gelenkerguss entsteht.
Der Gelenkerguss ist immer Ausdruck eines Reizzustandes des Gelenkes, d.h. einer nicht-bakteriellen Entzündung. In der Regel ist sie mit Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Überwärmung und z.T. Rötung verbunden. Davon muss man den sogenannten traumatischen Kniegelenkserguss unterscheiden, der durch eine Einblutung in die Gelenkkapsel entsteht, z.B. beim Kreuzbandriss.
Beim Auftreten eines Gelenkergusses sollte zunächst die Belastung reduziert, das betroffene Bein hochgelagert und konsequent gekühlt werden. Eine elastische Wickelung hilft ebenfalls, die initiale Schwellung zu reduzieren. Die Einnahme eines schmerzstillenden, antientzündlichen Medikamentes für drei bis fünf Tage erscheint sinnvoll.
Tritt keine rasche Beschwerdebesserung ein, sollte zeitnah ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufgesucht werden. Er untersucht den Patienten nicht nur körperlich, sondern macht auch Röntgenbilder, um eine höhergradige Verschleißerkrankung oder eine frische knöcherne Verletzung auszuschließen. Durch eine Ultraschalluntersuchung lässt sich der Gelenkerguss und die Gelenkschleimhaut darstellen und den Verdacht auf z.B. eine Meniskusverletzung ausschließen. Sehr oft wird ergänzend zur Beurteilung des Kniebinnenschadens noch ein MRT des Kniegelenkes durchgeführt.
Ist der Knie-Erguss sehr groß und besteht der Verdacht auf ein fragliches bakterielles Geschehen, führt der Orthopäde eine Punktion des Kniegelenkes unter örtlicher Betäubung durch. Dabei entlastet er das Gelenk und kann das Punktat zur mikrobiologischen Untersuchung einsenden. Liegt ein Reizzustand des Gelenkes durch Überlastung oder Arthrose vor, ist der Erguss klar und bernsteinfarben.
Wenn der Erguss deutlich getrübt ist, besteht der Verdacht auf eine bakterielle Beteiligung. Sind Bakterien eindeutig auszuschließen, wird nach der Punktion oft ein Kortisonpräparat in das Gelenk injiziert. Alternativ können auch Hyaluronsäure oder plättchenreiches Plasma gespritzt werden. Begleitend wird der Orthopäde Lymphdrainagen verordnen und eine pulsierende Magnetfeldtherapie oder hochenergetische Laserstrahlung empfehlen.
Kommt es unter obig genannter Therapie zu keiner wesentlichen Besserung, so ist in der Regel ein höhergradiges mechanisches Hindernis, wie z.B. ein Meniskusschaden, vorhanden oder es liegt ein rheumatologisches Geschehen vor. Dann wird eine arthroskopische Gelenksanierung empfohlen, bei der der Meniskus- bzw. der Meniskusschaden saniert und die Gelenkschleimhaut teilweise entfernt wird. Der Eingriff ist äußerst komplikationsarm und hat die üblichen Risiken wie Auftreten eines Blutergusses, ausbleibender Therapie-Erfolg, erneute Ergussbildung oder Infektion.
Wird während des Eingriffes große Mengen der Gelenkschleimhaut entfernt, erfolgt sechs Wochen nach der OP oft eine sogenannte Radiosynoviorthese (RSO). Dabei wird ein radioaktives Material in das Gelenk eingespritzt, das die noch verbliebene Glenkschleimhaut ‘abtöten’ soll. Die Genesungszeit nach einem solchen Eingriff beträgt sechs bis acht Wochen. Gehstützen sind für drei bis vier Wochen erforderlich.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Therapie-Erfolg entscheidend durch die genaue Differenzierung des Gelenkergusses, d.h. ob er durch Trauma, Überlastung, Verschleiß, Rheuma oder bakteriell verursacht ist.
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