Artikel 21/07/2020

Klumpfüße bei Kindern: Ursachen, Symptome und Behandlung

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
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Beim Klumpfuß handelt es sich um eine komplexe Fehlbildung des Fußes in drei Dimensionen: Zum Krankheitsbild des kindlichen Klumpfußes gehört zum einen ein Spitzfuß-Anteil mit verkürzter Achillessehne, wobei der Fuß nach unten geneigt ist und eine Falte oberhalb der Ferse entsteht.

Zum anderen ist der gesamte Fuß einwärts gedreht und das Fußlängsgewölbe ist ähnlich wie beim Hohlfuß höher als normal. Der innere Fußrand weist Fältchen auf. Zusätzlich ist die Fersenstellung verändert. Aber eine frühzeitige und konsequente Behandlung durch den Facharzt zusammen mit geschulten Physiotherapeuten verspricht gute Heilungschancen.

Was ist ein Klumpfuß bei Neugeborenen?

Der Klumpfuß ist die häufigste angeborene Fehlbildung der Extremitäten. Etwa ein bis zwei Säuglinge von 1000 kommen mit einem Klumpfuß auf die Welt. Jungen sind doppelt so häufig wie Mädchen betroffen. Bei der Hälfte aller betroffenen Säuglinge liegt auf beiden Seiten ein Klumpfuß vor.

Ursachen für Klumpfüße bei Neugeborenen

Man kann bei der Entstehung von Klumpfüßen deutlich eine familiäre Häufung beobachten.

Weitere Risikofaktoren sind Rauchen in der Schwangerschaft, eine Fruchtwasserpunktion Mehrlingsgeburten sowie die ethnische Abstammung: Bei Europäern ist das Risiko an Klumpfüßen zu erkranken höher als beispielsweise bei Menschen asiatischer Herkunft.

Bei Erwachsenen können Klumpfüße auch als Folge anderer Erkrankungen entstehen. Dazu gehören Muskel-, Nerven- und Knochenverletzungen sowie nach Verbrennungen.

Wie wird ein Klumpfuß diagnostiziert?

Meist wird ein Klumpfuß bereits bei einer der Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft entdeckt. Spätestens bei der Geburt erkennen die Ärzte, wenn die Füße des Neugeborenen die typischen Verformungen eines Klumpfußes haben.

Sie veranlassen dann eine gründliche Untersuchung des Babys durch den Kinderorthopäden, der sich um die weitere Behandlung kümmert.

Beschwerden bei unbehandelten Klumpfüßen

Kinder, die mit Klumpfüßen zur Welt kommen, besitzen zusätzlich eine unterentwickelte Wadenmuskulatur, die sogenannte “Klumpfußwade”. Werden Klumpfüße nicht sofort nach der Geburt behandelt, versteift der Kinderfuß nach und nach und bleibt in seiner Fehlhaltung bestehen.

Das Kind kann den Klumpfuß beim Gehen dann nur noch mit dem Fußaußenrand aufsetzen und rollt manchmal sogar über den Fußrücken ab. Bereits das Gehen kann schmerzhaft sein. Häufig kommt es zu vorzeitigem Gelenkverschleiß (Arthrose). Im Erwachsenenalter ziehen unbehandelte Klumpfüße Schäden am gesamten Skelettsystem nach sich und es drohen Fehlstellungen von Hüfte und Wirbelsäule.

Behandlung des kindlichen Klumpfußes

Allen besorgten Eltern kann versichert werden: Ein Klumpfuß, den der Facharzt frühzeitig und konsequent behandelt, lässt sich in der Regel schonend für das Kind und mit großem Erfolg korrigieren.

Betroffene Kinder können später meist ganz normal laufen und sportlich aktiv sein. Wichtig für den Therapieerfolg ist, Entscheidend ist, dass die Behandlungsschritte korrekt befolgt werden und die Eltern die Therapie konsequent begleiten.

Korrektur des Klumpfußes mit Gipsverband: Ponseti-Methode

In den ersten Tagen nach der Geburt legt der Orthopäde einen Gipsverband an, der die Füße des Säuglings schrittweise in die richtige Position bringt. Der gepolsterte Gips umschließt Oberschenkel, Knie und Fuß. Mit Hilfe dieser sogenannten Ponseti-Methode wird individuell die Fehlstellung der Füße stufenweise korrigiert.

Wöchentlich wird der Gipsverband neu angelegt und nach vier bis sechs Wochen wird bei etwa 90 Prozent der Kinder die Achillessehne minimalinvasiv durchtrennt (Tenotomie). Damit die Achillessehne in Verlängerung ausheilen kann, wird der Fuß für weitere drei Wochen im Gips ruhiggestellt.

Im Anschluss folgt eine Behandlung mit speziellen Beinschienen, die das Kind drei Monate den ganzen Tag und danach nur noch nachts bis zum vierten Lebensjahr trägt.

Rolle der Eltern bei der Behandlung

Insbesondere beim Tragen der Korrekturschienen sind die Eltern enorm wichtig für eine erfolgreiche Behandlung: Vater und Mutter haben die Aufgabe, auf ein konsequentes Tragen der Schiene bis zum vierten Lebensjahr zu achten. Der regelmäßige Besuch beim Physiotherapeuten sowie die Durchführung von Redressionsübungen helfen, das erreichte Korrekturergebnis zu erhalten.

Rückfälle nach erfolgter Behandlung

Mit der Ponseti-Behandlung können 9 von 10 Klumpfüßen erfolgreich behandelt werden. Nur bei sehr schwierigen Fußdeformationen oder Klumpfüßen, die sich trotz ärztlicher Behandlung wieder verschlechtern (sogenannter “rebellischer” Klumpfuß), ist eine erneute Gipstherapie und eventuell eine zusätzliche Sehnenoperationen notwendig.

In Ausnahmefällen greifen die Ärzte mit umfangreichen Operationen und knöchernen Korrekturen ein.

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