Artikel 09/11/2019

Kieferzysten: Alles über Arten, Entstehung & Behandlungsablauf

Dr. med. dent. M.Sc. Ralf-Werner Fichna Zahnarzt
Dr. med. dent. M.Sc. Ralf-Werner Fichna
Zahnarzt
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Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch in seinem Körper Zysten trägt, ohne von ihnen zu wissen, ist relativ groß. Zysten sind zumeist kleine, von einer Blase abgeschlossene Hohlräume im Gewebe, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.

Es gibt echte Zysten mit einer eigenen Zellschicht und Pseudozysten aus reinem Bindegewebe. Sie können in jedem Alter überall im Körper auftreten – an inneren Organen, in der Haut oder im Kiefer im Bereich der Zahnwurzeln.

Betroffene sind oft beschwerdefrei und die Entdeckung der Zyste ist dann mehr ein Zufallsfund bei einer anders ausgerichteten Diagnostik. Zum Beispiel mit bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen. Nicht jede Zyste muss automatisch behandelt oder entfernt werden – im Kieferbereich sollten Zysten dagegen immer bald entfernt werden.

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Zahnärzte unterscheiden grob zwei Arten von Kieferzysten: solche, die von einem Zahn oder einer Zahnwurzel verursacht werden (odontogene Zysten) und die nicht-odontogene Art, die sich aus anderem Gewebe gebildet hat. Der odontogene Typ entsteht häufiger durch entzündete Zahnwurzeln und ist deswegen auch als Zahnwurzelzyste bekannt.

Ähnlich oft entdecken Behandler auch entwicklungsbedingte Zysten im Bereich der Weisheitszähne. Gerade bei der Entwicklung der unteren Weisheitszähne werden überdurchschnittlich viele Kieferzysten festgestellt. Dann sind sie oft ein Argument für eine vorbeugende Weisheitszahnentfernung.

Entfernung von Kieferzysten

Kieferzysten sind zunächst harmlos und gutartig. Sie können aber genauso Bakterien aufnehmen und dann eitrige Abszesse auslösen. Typisch ist auch ein stetes, verdrängendes Wachstum wie bei einem gutartigen Tumor. Als spezielle, besonders gefährliche Zysten sind hier die Keratozysten zu nennen. Selten wird daraus ein bösartiger Tumor, aber der Zystenhohlraum im Kiefer weitet sich immer mehr aus und lässt den Knochen zurückweichen.

Das kann Zahnwurzeln lockern und so zu Zahnverlust führen oder Strukturen wie Kiefer- und Nasenhöhlenwände schwächen. Langfristig unbehandelt beinträchtigen Kieferzysten dann auch die gesamte lokale Knochenstabilität und es droht ein Kieferbruch. Um diese Entwicklung aufzuhalten, muss die Zyste immer entfernt werden.

Ablauf der Behandlung bei Kieferzysten

Eine kleine Kieferzyste schälen Behandler unter lokaler Betäubung aus dem Gewebe heraus und vernähen danach das Zahnfleisch wieder darüber. Das Hohlraumvolumen ist hier in aller Regel gering. In solchen Fällen kann sich der Kieferknochen ganz ohne Hilfe regenerieren und durch Knochenwachstum den Platz wieder auffüllen.

Bei besonders großen Zysten ist eine alternative Behandlungsmethode vielversprechender, die sogenannte Zystektomie. Sie birgt allerdings das Risiko einer Beeinträchtigung naher Zahnwurzeln oder Nerven. Hier wird bei einer Zystostomie die Kieferzyste zur Mundhöhle hin geöffnet.

Die Öffnung genügt, um das Wachstum der Zyste zu stoppen. Eine Tamponade hält sie offen. Danach heißt es abwarten, bis sich der Zystenhohlraum langsam wieder durch Knochenwachstum füllt.

Knochenersatzmaterial kann diesen Prozess zwar unterstützen, insgesamt müssen Patienten jetzt aber dennoch mit einer Heilungszeit von einigen Wochen bis sogar Monaten rechnen. Lässt sich all das vermeiden und einer Kieferzyste vorbeugen?

Kieferzysten und Weisheitszähne

Weisheitszähne sind eine, aber nicht die einzige Ursache für Kieferzysten. Die Entstehung der Zysten hat, neben Entzündungen, häufig entwicklungsbedingte Ursachen. Daher sind Weisheitszähne mit ihren typischen Verlagerungen oder Fehlstellungen allerdings für den Risikofaktor Kieferzysten prädestiniert.

Auffälligkeiten an Weisheitszähnen oder ihrer Entwicklung, die sich im Rahmen von Kontrolluntersuchungen zeigen, sind wichtige Hinweise. Sie sollten zusammen mit anderen Gefahren durch die Weisheitszähne berücksichtigt und eventuell eine Weisheitszahnentfernung erwogen werden.

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