Artikel 06/06/2010

Kopf- und Rückenschmerzen vom Kiefer verursacht?

Team jameda
Team jameda
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Viele Schmerzen im Kopf-, Rücken- und Schulter-/Nackenbereich beruhen auf einer Störung im Muskel- und Sehnenapparat.

Der Muskelsehnenapparat ermöglicht uns nicht nur das Sich Bewegen, Gehen und Stehen, er hält auch unser gesamtes Skelettsystem im Gleichgewicht.

Stellt man sich einmal sämtliche Muskeln durch Gummizüge ersetzt vor, wird schnell klar, dass jeder Gummizug eine andere Spannung aufweisen muss, wenn der Mensch gerade stehen will. Umgekehrt ist es auch leicht vorstellbar, dass ein Zupfen an einem dieser Gummiringe, beispielsweise im Nacken, eine Reaktion im Gesicht hervorrufen würde und umgekehrt. Der Kopf wird also im wachen Zustand permanent durch aktive Muskelleistung in seinem Gleichgewicht mittig über der Wirbelsäule gehalten.

Der Kopf wird aber auch dann in seiner Position gehalten, wenn mehr oder weniger starke Kräfte auf den Muskel- Sehnenapparat in den benachbarten Regionen einwirken. Das System muss also eine muskuläre Ausgleichsarbeit leisten. Aus dieser Basissituation resultiert für den Diagnostiker eine vielschichtige Problematik. Folgende Fragestellungen sind zu beachten:

  • Finden sich in der Anamnese Hinweise auf die Beschwerden auslösende Ereignisse?

  • Welches sind die miteinander korrespondierenden Körperzonen?

  • Welche Region könnte ursächlich, welche reflektorisch an dem Beschwerdegeschehen beteiligt sein?

Die möglichen Zusammenhänge in der Krankengeschichte müssen vom Behandler geschickt und sorgfältig erfragt werden. Die denkbar relevanten Fakten und Ereignisse reichen von individuellen, erbbedingten Persönlichkeitsmerkmalen über tiefgreifende persönliche Erlebnisse, aber auch Arbeitshaltung oder Unfall bis hin zum letzten Zahnarzt Besuch.

Nahezu regelmäßig beobachten wir parallel zu den Beschwerdebildern im Kiefer- und Gesichtsbereich Schulter- und Nackenverspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es von wesentlicher Bedeutung zu analysieren, welche Region den Beschwerdemechanismus ausgelöst hat und welche Beschwerden als Reaktion entstanden sind. Nicht selten stehen für den Patienten die reaktiven Beschwerden deutlich im Vordergrund, während er den auslösenden Beschwerdemechanismus gar nicht recht wahrnehmen kann. So führt naturgemäß ein Zahnschmerz den Patienten zum Zahnarzt, ein schmerzender Rücken zum Orthopäden. Die Folge sind diverse, zumeist deutlich unterschiedliche, Symptom bezogene, Behandlungsmaßnahmen, die in der Regel auch Besserungen bringen, aber dem Entstehungsmechanismus nicht gerecht werden.

Um diese erste Einschätzung vor der Behandlung zu optimieren, bedienen wir uns zweier Patientenfragebögen: Der eine dokumentiert mit 14 Fragen das Beschwerdebild im Kiefer- und Gesichtsbereich (s. Artikel Ist das Kiefergelenk die Schmerzursache?. Vom Patienten wird der empfundene Schweregrad für jede einzelne Frage individuell auf einer elfstufigen Skala angegeben einschließlich dreier Zusatzfragen für Verspannungen im Hals- und Nackenbereich, Kopf- und Rückenschmerzen. Der andere dokumentiert vierstufig die Stimmungslage in den letzten 4 - 6 Wochen.

Nach Auswertung beider Fragebögen unter Beachtung der Anamnese und der Untersuchungsergebnisse ergeben sich gute Anhaltspunkte für eine erste Einschätzung der Therapiemöglichkeiten einschließlich ihrer Erfolgsaussichten. Auf Grund langjähriger Erfahrungen sind vor Behandlungsbeginn folgende Wertungen möglich:

  1. Die beklagte Beschwerdesymptomatik begründet sich in erster Linie durch die Persönlichkeitsstruktur des Patienten oder auf ein mechanisches Problem.
  2. Körperliche (somatische) Beschwerden einschließlich Kopf- und Rückenschmerzen und der Gemütszustand reflektieren wechselseitig aufeinander.
  3. Die Beschwerden im Kiefer- und Gesichtsbereich sind eine Reaktion auf einen pathologischen (krankhaften) Befund im Rücken und Nackenbereich ggf. mit Kopfschmerzfolgen und umgekehrt.

Zu 1. Zu den mechanischen oder verletzungsbedingten (traumatischen) Problemen zählen hier ein
geschädigtes Kiefergelenk oder auch eine nicht genügend passgenaue Zahnfüllung, Krone oder Brücke. Diese Fälle sind in der Regel relativ unkompliziert zu behandeln. Schwieriger wird es, wenn psychische Defizite vorliegen, was glücklicher Weise recht selten der Fall ist.

Zu 2. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten liegt eine übermäßige Aktivität mit dem Unterkiefer vor, die die unterschiedlichsten Folgen haben kann. Man spricht von einer gestörten Funktion im Kieferbereich auch als Craniomandibuläre Dysfunktion oder CMD bezeichnet. Es existieren eine Vielzahl von Behandlungsvorschlägen, die alle, wenn sie erfolgreich verlaufen, neben der Linderung der Beschwerden im Kiefer- und Gesichtsbereich auch den Gemütszustand und in eklatanter Weise Kopf- und Rückenschmerzen bessern.

Zu 3. Ist bereits vor Behandlungsbeginn eine Erkrankung oder Verletzung des Rückens oder auch eine \‘echte\’ Migräne bekannt, lassen sich die Beschwerden im Kiefer- und Gesichtsbereich lediglich lindern, die Kopf- und Rückenschmerzen jedoch bleiben eher unbeeinflusst. Hervorragend sind unsere Therapieaussichten, wenn kein pathologischer Befund vorliegt. In diesen Fällen, und das betrifft den Regelfall, werden Kopf- und Rückenschmerzen nachhaltig erfolgreich und fast immer für den Patienten überraschend, nahezu vollständig therapiert.

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