Artikel 19/10/2018

Osteopathie bei Babys: Das sind die Anwendungsgebiete

Team jameda
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Die Nachfrage nach Säuglings- und Kinderosteopathie ist sehr groß. Viele Eltern wissen aber nicht so recht, was sie mit ihrem Baby bei der osteopathischen Behandlung erwartet.

Wann ist eine Behandlung sinnvoll und in welchen Bereichen arbeitet der Osteopath? Hier möchte ich gerne für das Neugeborene einen Überblick über die Anwendungsgebiete und mögliche Indikationen geben.

Ist Osteopathie bei Neugeborenen sinnvoll?

Die Geburt ist für Mutter und Kind anstrengend. Direkt danach kommt es für das Neugeborene zu gravierenden Veränderungen. Mit dem ersten Atemzug wird es zu einem selbstständigen Menschen, der trotzdem noch sehr von der Unterstützung der Erwachsenen abhängt.

Die Osteopathie kann für Mutter und Kind bei diesem Übergang hilfreich sein. Das Neugeborene war in der letzten Zeit der Schwangerschaft sehr eingeengt. Jetzt hat es Raum um sich und erfährt die Schwerkraft. Viele Strukturen entfalten sich, wie eine Rose, die sich öffnet.

1. Das Nervensystem

Über sanfte Techniken wie die Duraschaukel versucht der Osteopath, die Spannung im Hüllsystem des zentralen Nervensystems abzubauen, um das Kind zu entspannen und so den Stress der Geburt zu lindern. Dabei werden bereits das Kreuzbein und die Kopfgelenke entspannt, wo die Hirn- und Rückenmarkshäute anheften.

Über die horizontalen Ebenen, die jeweils einem ‘Zwerchfell’ entsprechen, hat die Osteopathie Einfluss auf alle Ebenen des Körpers.

2. Der Beckenboden

Hier werden die Nieren, die Blase und die Hüftgelenke beeinflusst. Durch eine fasziale Entspannung in diesem Bereich hilft man den Hüften, sich korrekt auszurichten.

3. Das Atemzwerchfell

Mit diesem Zwerchfell sind auch die Oberbauchorgane wie Leber, Magen, Milz, Bauchspeicheldrüse und der Zwölffingerdarm verbunden. Über die Nabelschnur bestand ein enger Zusammenhang des Bauchcontainers zu der Leber und zum Zwerchfell hin. Eine Entspannung beeinflusst die Verdauung positiv. Mit dem Zwerchfell sind aber auch die Lungen und das Herz verbunden. Gerade die Entfaltung der Lunge ist oft problematisch, wenn das Kleine zu früh kam und zudem eventuell noch Fruchtwasser geschluckt hat oder noch vor Ende des Geburtsprozesses geatmet hat.

4. Der Brustkorbeingang

Das Herz macht wohl eine der bedeutendsten Veränderungen durch. Das Loch zwischen den Vorhöfen muss geschlossen werden und es kommt zu zwei getrennten Kreisläufen, dem Körper- und dem Lungenkreislauf. Da dieser Übergang komplex ist, entstehen hier häufiger Störungen. Von hier aus findet auch die Durchblutung des Gehirnes statt. Ein fasziales Entspannen in diesem Bereich unterstützt die Lungen, das Herz und die Durchblutung des Gehirns.

5. Der Mundboden

Bei einer normalen Geburt erfährt das Gesicht viel Schub, da es am Kreuzbein der Mutter entlang geschoben wird. Einige der Neugeborenen zeigen durch diesen Schub, aber auch durch genetische Veranlagung oder durch ein zu kurzes Zungenbändchen, einen Rückbiss. Der Unterkiefer steht zu weit hinten. Diesen Kindern fällt es schwer, an der Brust zu trinken. Der Bereich ist aber auch eng mit der Luft- und Speiseröhre verbunden.

Eine Ursache für eine Störung in diesem bereich kann auch eine Stauchung der oberen Halswirbelsäule mit eventueller Schädigung des Kopfwenders sein. Sollte diese Problematik nicht behoben werden, kann dies möglicherweise zu einer Asymmetrie im Bereich des Schädels führen.

6. Die Schädelbasis

Während der Geburt wird der Schädel komprimiert, um den Geburtskanal unbeschadet zu verlassen. Bei einem gesunden Baby entfalten sich die Nähte durch die Atmung und den Blutfluss. Durch eine länger anhaltende Zwangshaltung am Ende der Schwangerschaft - zum Beispiel durch eine Saugglockengeburt und weitere Ursachen - kann es hier zu Asymmetrien zwischen den verschiedensten Anteilen der Schädelknochen und zu Fehlzügen in den inneren Membranen der verschiedenen Gehirnabschnitte kommen.

Das ist insgesamt wieder ein sehr komplexes System, wo sich innere und äußere Spannungen gegenseitig beeinflussen. Auch ein Kaiserschnitt kann nicht verhindern, dass es zu Problemen kommt. Der Zug auf den Hals und Kopf des Kindes ist groß und kann gegebenenfalls auch Probleme auslösen. Eine korrekte Spannung im Bereich der oberen Kopfgelenke ist für weitere neurologische und motorische Entwicklung notwendig. Eine zu hohe Spannung kann verhindern, dass primitive Reflexe abgebaut werden.

Durch die osteopathischen Techniken kann die neurologische Entwicklung unterstützt und Asymmetrien des Kopfes im Laufe des weiteren Wachstums können korrigiert werden.

Wer darf Kinder osteopathisch behandeln?

Da der Säugling sich noch nicht verbal verständigen kann, ist es umso wichtiger, dass Sie sich als Eltern einen qualifizierten Osteopathen suchen. Beide großen Berufsverbände, der VOD und der bvo, zertifizieren die Kinderosteopathie-Ausbidlung. Sie sollte 300 Stunden umfassen. Der Säugling ist kein kleiner Erwachsener, sondern hat eine andere Anatomie. Außerdem sollte der Osteopath gute Kenntnisse in der Entwicklungsneurologie haben.

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