Team jameda
Sie werden von wiederholten Blasenentzündungen gequält und machen sich Sorgen über die Folgen der Antibiotikatherapie? Es gibt eine Alternative: die Impfung. Lesen Sie hier, wann sie sinnvoll ist, welche Risiken sie mit sich bringt und wie sie abläuft.
Die Blasenentzündung ist die häufigste Harnwegentzündung des Menschen. Bakterien der Darmflora, die sogenannten E-coli, sind die Auslöser.
Die Erkrankung äußert sich mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang und Inkontinenz, Schmerzen im Unterleib und blutigem Urin.
Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal im Leben an einer akuten oder chronischen Blasenentzündung. Bei ungefähr 25 Prozent der betroffenen Frauen wiederholt sich die Entzündung trotz Behandlung innerhalb von 6 bis 12 Monaten.
Wenn sie mindestens dreimal pro Jahr oder zweimal pro Halbjahr vorkommen, spricht man von ,chronisch rezidivierenden‘‘ Blasenentzündungen.
Wird eine Blasenentzündung nicht behandelt, besteht das Risiko einer Nierenbeckenentzündung, die zur Blutvergiftung führen kann.
Bei Frauen mit wiederholten oder chronischen Blasenentzündungen ist eine Impfung sinnvoll.
Der Impfstoff, der am besten mit wissenschaftlichen Daten dokumentiert ist, enthält Zellwand-Bestandteile von 18 E-coli-Stämmen in einer Kapsel.
Klinische Studien haben gezeigt, dass die Kapsel die Entzündungswiederholungsraten innerhalb von 6 bis 12 Monaten um 39 Prozent verringert. In den Studien sind nicht nur weniger Blasenentzündungen aufgetreten, sondern diejenigen, die unvermeidbar waren, konnten schneller geheilt werden. Die Nebenwirkungen der Kapselimpfung, hauptsächlich Schwindel oder Hautreaktionen, waren gering und traten nur selten auf.
Die Kapselimpfung ist verschreibungspflichtig und wird vom Urologen verabreicht. Die Grundimmunisierung dauert 3 Monate - während dieser Zeit müssen Sie täglich eine Kapsel einnehmen. Die Kapsel schlucken Sie morgens auf nüchternen Magen mit etwas Flüssigkeit wie eine Tablette, ungefähr 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit.
Nach weiteren 3 Monaten wird die Impfung aufgefrischt, indem Sie zehn Tage lang jeweils eine Kapsel einnehmen, dann 20 Tage nicht mehr. Dieser Therapiezyklus wiederholt sich insgesamt dreimal.
Übersicht der Kapselimpfung gegen Blasenentzündung:
Monat 1
1 Kapsel pro Tag, jeden Tag
Monat 2
Monat 3
Monat 4
Pause
Monat 5
Monat 6
Monat 7
1 Kapsel pro Tag während den ersten 10 Tagen des Monats
Monat 8
Monat 9
Im Allgemeinen sind die Risiken der Kapselimpfung gering. Häufig verursacht sie leichte Magen-Darm-Beschwerden und gelegentlich führt sie zu allergischen Hautveränderungen oder leichtem Fieber am Anfang der Behandlung. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ist eine Kapselimpfung außerdem nicht ratsam.
Eine Packung mit 30 Kapseln kostet ungefähr 50 Euro. Die Kassen übernehmen nur die Kosten für alle Schutzimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen werden und die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in die Kassenleistungen aufgenommen hat. Die Impfung gegen Blasenentzündung gehört leider nicht dazu.
Der Impfstoff gegen Blasenentzündung, der gespritzt wird, enthält inaktivierte Erreger von 10 Bakterienstämmen. Studien zeigten, dass die Infektionsrate mit diesem Impfstoff um 26 bis 93 % Prozent sinkt. Nebenwirkungen wie lokale Reizungen oder Immunreaktionen sind bei 28 bis 47 Prozent der Geimpften aufgetreten.
Der Impfstoff wird dreimal in ein- bis zweiwöchentlichen Abständen intramuskulär in den Oberarm gespritzt. Nach einem Jahr ist eine Auffrischungsimpfung möglich.
In folgenden Fällen darf der Impfstoff nicht verabreicht werden:
Folgende Nebenwirkungen können auftreten:
Neue Impfungen werden erforscht, momentan stehen aber nicht genügend wissenschaftliche Daten darüber zur Verfügung.
Der deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte informiert auf seiner Internetseite, dass es keine ,homöopathische Impfungen‘‘ gibt. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass kein homöopathisches Mittel eine nachweisbare Immunisierung verursachen kann. Die Ärzte warnen davor, die Impfung durch die Einnahme homöopathischer Medikamente zu ersetzen.
Akute Blasenentzündungen behandelt der Arzt mit einer Antibiotikatherapie. Bei wiederholten Erkrankungen ist eine langfristige, niedrig-dosierte Antibiotikagabe für die Dauer von 3 bis 6 Monaten nötig.
Die wiederholte oder langfristige Einnahme von Antibiotika führt zur Resistenz der Bakterien. Wird ein neues Antibiotikum verabreicht, kann es eine Zeit lang wirksam sein, aber danach tritt erneut Resistenz auf, die eine erneute Entzündung erlaubt. So kommen die Betroffenen in einen Teufelskreis.
Antibiotika wirken nicht nur gegen die unerwünschten Bakterien, die in die Harnwege eingedrungen sind, sondern auch gegen die normale Scheidenflora. Wenn die Scheidenflora gestört ist, dann siedeln sich die E-coli leichter in den Harnwegen an.
Zur Sanierung der Scheidenflora können Probiotika eingesetzt werden. Probiotika sind Zubereitungen, die lebensfähige Bakterien enthalten und oral eingenommen oder als Zäpfchen in die Scheide eingebracht werden.
Darüber hinaus hilft viel Wassertrinken, weil dadurch die Harnwege öfter ,ausgespült‘‘ werden und somit schädliche Bakterien weniger Möglichkeiten haben, sich im Harnwegssystem einzunisten.
Der Verzehr von Cranberries wird zwar manchmal gegen Blasenentzündungen empfohlen, ist aber nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Blasenentzündungensind schmerzhaft, belastend und können zu gefährlichen Komplikationen führen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt und führen zu einem Teufelskreis: Entzündung, Antibiotikatherapie, Antibiotikaresistenz, Zerstörung der Normalflora, erneute Entzündung. Die Impfung ist eine gute Alternative für einige Patienten. Fragen Sie Ihren Urologen, ob Sie von der Impfung profitieren können und so eventuell weniger Blasenentzündungen erleiden und weniger Antibiotika einnehmen müssen.
Quellen:
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