Artikel 24/05/2019

Immuntherapie bei Krebs: Dem Abwehrsystem auf die Sprünge helfen

Team jameda
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Immuntherapien bei Krebserkrankungen gelten mittlerweile neben Operation, Strahlen- und Chemotherapie als vierte Behandlungssäule. Die Idee, dass man mithilfe des Immunsystems Tumorzellen gezielt bekämpfen kann, ist mehr als hundert Jahre alt. Heute arbeiten Forscher intensiv daran, neue Methoden der Krebsimmuntherapie zu entwickeln und bestehende Behandlungsansätze zu verbessern.

Immuntherapie – Was ist das?

Als Immuntherapie bezeichnen Mediziner jede Behandlung, die mithilfe des körpereigenen Immunsystems eines Patienten eine Krankheit bekämpfen soll. Im Falle einer Krebserkrankung soll die Immuntherapie bewirken, dass das Immunsystem Tumorzellen als schädlich erkennen und angreifen kann.

Denn Krebszellen haben verschiedene Strategien entwickelt, dem körpereigenen Abwehrsystem zu entkommen. Zum Beispiel zeigen manche Tumorzellen keine eindeutigen Merkmale, die sie als krankmachendes Gewebe kennzeichnen. Einige Krebszellen wiederum sind in der Lage, die Immunantwort des Körpers zu hemmen. Zudem verändern sich Tumorzellen ständig.

Krebsimmuntherapie: Anfänge sind mehr als 100 Jahre alt

Die Beobachtung, dass das Immunsystem Tumorzellen zerstören kann, ist mehr als hundert Jahre alt. Bereits 1867 berichtete der Bonner Chirurg Wilhelm Busch von einer krebskranken Frau, deren Tumor nach einer akuten, bakteriellen Infektion der Haut (Wundrose) plötzlich schrumpfte.

1891 begann der junge New Yorker Chirurg William Coley abgetötete Bakterien, sogenannte Coley-Toxine, in fortgeschrittene Tumore zu spritzen. Die Behandlung führte zu Fieber, manche Patienten waren danach geheilt. Am Ende seiner Karriere hatte Coley fast 1.000 Patienten mit den Toxinen behandelt.

Die Ergebnisse von anderen Ärzten ließen sich aber nicht reproduzieren. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er die benutzten Bakterienstämme nicht genau standardisiert hatte. In der Folge geriet Coley immer wieder in die Kritik.

Zudem kam eine neue Methode der Krebsbekämpfung auf, die Chemotherapie. Die Immuntherapie trat daher erst einmal in den Hintergrund.

Immuntherapie: Vierte Säule der Krebsbehandlung

Mittlerweile verstehen Wissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen Immunsystem und Krebsentstehung immer besser. Und sie können das Immunsystem für die Krebstherapie gezielt nutzen. Neben der Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie ist die Immuntherapie heute die vierte Säule in der Behandlung von bestimmten Krebserkrankungen.

Ob für einen Krebspatienten eine Immuntherapie infrage kommt, hängt unter anderem vom Tumor, der Art der Erkrankung und dem Gesundheitszustand des Patienten ab. In Deutschland sind derzeit Krebsimmuntherapien für folgende Krebsarten zugelassen: Schwarzer Hautkrebs, Merkelzellkrebs, Lungenkrebs, Nierenzellkrebs, Blasenkrebs, Kopf-Hals-Tumoren, bestimmte Leukämien und Lymphome.

Probleme der Immuntherapie: Nebenwirkungen und Ansprechraten

Nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf eine Immuntherapie an. Wissenschaftler konnten noch nicht genau klären, warum das so ist. Auch ist eine Vorhersage darüber, welcher Patient von einer Immuntherapie profitiert und welcher nicht, bislang noch nicht hundertprozentig möglich.

Ein weiteres Problem: Immuntherapien können durch die Stimulierung der körpereigenen Abwehr zu Nebenwirkungen, sogenannten Autoimmunreaktionen, führen. Bei einigen Patienten sind sie so stark, dass die Behandlung abgebrochen werden muss.

Zukunft der Krebsimmuntherapie

Derzeit arbeiten Forscher intensiv daran, neue Medikamente zur Krebsimmuntherapie zu entwickeln und bestehende Behandlungsansätze zu verbessern. Als besonders vielversprechend hat sich dabei die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren herausgestellt. Auch die Behandlung einiger hämatologischer Krebserkrankungen (Blutkrebs) mit sogenannten CAR-T-Zellen war erfolgreich. Daneben untersuchen Wissenschaftler, ob die Kombination von Immuntherapien untereinander oder mit anderen Behandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie die Wirksamkeit verbessert.

Quellen

  1. Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums, Abruf: 06.05.2019)
  2. Onko Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft (https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/immunonkologie-mit-dem-immunsys.html, Abruf: 06.05.2019)
  3. McCarthy EF: The Toxins of William B. Coley and the Treatment of Bone and Soft-Tissue Sarcomas. Iowa Orthop J. 2006; 26: 154–158.
  4. Klinikum rechts der Isar (Nachricht vom 04.02.2019)

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