Team jameda
Leistung und Erfolg treten schnell an die Stelle von Freude am Lernen und Neugier für Herausforderungen. Selbst das „Neugierigsein“ kann zur Anforderung werden, wenn unterschiedliche Maßstäbe der Betrachtung und Bewertung aufeinanderprallen.
Im Rahmen der Entwicklung von Kindern wird fürsorglich darauf geachtet, ob im jeweiligen Altersabschnitt bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt wurden. Dies stellt eine Gratwanderung für alle Beteiligten, besonders für Kinder, dar.
Lernfähigkeit ist individuell und so wäre es schön, wenn die Anforderungen an die Kinder auch individuell wären. So funktioniert das Leben aber leider nicht.
Und so ist es häufig notwendig, den Druck, dem Kinder insgesamt ausgesetzt sind, sowohl geistig, psychisch als auch körperlich, in eine stabile Balance zu bringen und zu halten.
Es gibt nicht den einen Weg, wie Erziehung, Förderung und Lenkung richtig ist. Auch wenn es zweifelsohne bestimmte Verhaltensweisen von Eltern gibt, die eher hilfreich und andere, die eher kontraproduktiv sein können.
Lassen Sie sich auf folgende Informationen ein, um eine Vorstellung für die gegenseitigen Belastungen zu bekommen.
Sowohl Eltern, Kinder als auch Erzieher und Lehrer sehen sich nahezu täglich mit kaum berechenbaren Situationen, Emotionen, Befürchtungen, Sichtweisen und Körperreaktionen konfrontiert. Sie müssen bestmöglich auf sie reagieren – eine hohe Anforderung für alle Beteiligten.
In der Praxis werden bereits bei Kleinkindern Stressreaktionen erlebt, die so individuell sind wie die Kinder selbst. Kindern fällt es besonders schwer, eine gut ausbalancierte Stresstoleranz zu entwickeln, denn auch „Entstressung“ muss gelernt und gelehrt werden.
Wünschen wir den Kindern eine Entwicklung, die Gelassenheit, adäquate Konfliktbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit, angemessene Frustrationstoleranz, individuell angemessenes Leistungsstreben, kompetente soziale Kontakte, Wahrnehmung eigener Grenzen und Mitgefühl beinhaltet, so ist es notwendig, rechtzeitig den Nährboden dafür zu bereiten.
Für die Kindergarten- und Schulzeit heißt das: Spaß am Leben, Lernen, Neugier für Herausforderungen und das Entdecken eigener Stärken – die Entwicklung der individuellen Zufriedenheit und Abgrenzungsfähigkeit!
Ich bin müde, kaputt, sauer, traurig, habe Bauchschmerzen und weiß nicht, was mit mir los ist…
Gestresste Kinder leiden unter vielfältigen leichten bis hin zu dramatischen Symptomen, die den Alltag teilweise massiv beeinflussen – auch den der Eltern und LehrerInnen. Überlastungen entstehen, wenn sich unterschiedliche Anforderungen in privaten (Freizeit), familiären und schulischen, d. h. inter- und intrapsychischen Bereichen, ansammeln.
Natürlich gibt es auch Stress, der von außen kommt. Dennoch ist er bei Kindern und Jugendlichen entwicklungsbedingt vorprogrammiert und kommt sozusagen von innen. Das liegt an der steten aber ungleichmäßigen Reifung der Gehirnareale. Besonders ausgeprägt ist der Stress im Rahmen der pubertären Reifung und der unterschiedlichen Anforderungen im Rahmen des Erwachsenwerdens (bis ca. 21-23 Jahre).
Der Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern besteht in der Wahl ihrer Handlungsalternativen. Kinder haben diese umfassende Wahl nicht. Reaktionen zeigen sich gegebenenfalls nicht adäquat, sind nicht zielführend und stehen nicht im Einklang mit den Bedürfnissen des Kindes.
Häufig wird beobachtet, dass sich Kinder „in sich selbst gefangen“ fühlen. Wird das wahrgenommen, zeigen sich individuelle Reaktionen von Anspannung, Trotz, Aggressivität, Unterwürfigkeit oder „Verstummung“ bis hin zu „Frozen“, ein Zustand, der das emotionale Einfrieren beschreibt.
Meist haben Kinder, wie auch viele Erwachsene, die Sichtweise allein mit Befindlichkeiten fertig werden zu müssen. Häufig beobachtbare körperliche und psychische Beschwerden sind:
Bereits eine einzige Stress-Situation reicht aus, um neu gebildete Nervenzellen im Gehirn absterben zu lassen. Aus zuviel Sress kann auch eine Depression entstehen. Sie zählt mittlerweile zur größten psychischen Erkrankung in Deutschland.
Das jugendliche Gehirn reift nicht gleichmäßig. Es ist ein von hinten nach vorne laufender Prozess, der im Kleinhirn* beginnt und im Frontalhirn** (Stirnlappen) „endet“. Da der Stirnlappen vor allem für Kommunikation, die Planung von Handlungen und das Unterdrücken von Impulsen zuständig ist, ist Stress förmlich automatisch vorprogrammiert.
Versinkt das Kinderzimmer also mal wieder im Chaos, müssen nicht zwingend Faulheit oder „Aufsässigkeit“ die Ursache sein. Es kann auch am Umbau von Nervenverbindungen im Gehirn oder neuronalen Auswirkungen von Stress liegen.
Einem Teil des limbischen Systems*** werden Aufgaben zugesprochen, die mit der Entscheidungsfindung zu tun haben. Unmittelbar vor dem Hippocampus liegt ein Kerngebiet, welches zum limbischen System gerechnet und als Mandelkern oder Amygdala bezeichnet wird.
In der „Amygdala“ sitzt das emotionale Gedächtnis, in dem die Assoziation und Bewertung von Gefühlen bezüglich unterschiedlicher Situationen stattfinden. Diese Informationen wandern anschließend zum Zentralhirn. Die Gefühle, die mit diesem Prozess einhergehen, können sowohl positiv als auch negativ sein.
Wird beispielsweise der Geruch von gebrannten Mandeln wahrgenommen, erinnern sich manche freudig an Jahrmarktbesuche und entwickeln reflexartig innere Bilder als Repräsentanz der erlebten Ereignisse. Eine andere Person erlebt eine leidvolle Erinnerung, weil sie dort beispielsweise einen Zahn ausgebissen hatte und eine schmerzhafte Prozedur beim Zahnarzt erlebt hat. Es kann also sein, dass ein erwachsener Mensch den Jahrmarkt, das Mandelessen o. ä. aus dieser unverarbeiteten Erinnerung heraus meidet. Die Assoziation zu beiden Ereignissen ist ähnlich lebhaft und „real“.
Leiden ist individuell – Freude, Leistung, Anforderung, Mut, Geschmack, Glück und Zufriedenheit etc. auch!
Stress zeigt sich, wie bereits erwähnt, unterschiedlich. Tatsächlich gibt es sogenannten positiven Stress, den Eu-Stress. Hierunter wird die individuell empfundene aufregende Anspannung verstanden, die beispielsweise kurz vor einer ersehnten Situation auftritt.
Der erste Schultag ebenso wie der erste Kuss, das Erhalten eines Geschenkes, ein Torschuss oder das Freischwimmabzeichen etc. Dem Eu-Stress gegenüber steht der Dis-Stress, der meist mit negativen Befürchtungen und Gefühlen von Angst und Bedrohung verbunden ist.
Beide Arten von Stress wirken auf den Körper in gleicher Weise:
Unterschieden wird allein durch die individuelle Bewertung einer Situation und die psychische Auswirkung im Rahmen der kognitiven Verarbeitung. Freudige Aufregung wird positiv bewertet und damit in der Amygdala als schönes Erlebnis „abgelegt“.
Bei einer negativen Situation steht die Bedrohung des Selbst im Vordergrund und wird kognitiv meist als „zu vermeiden“ abgelegt.
In kritischen Situationen werden alle notwendigen Kräfte mobilisiert. Positive Auswirkungen auf das Gehirn und das Denken zeigen sich durch
Relevant ist hierbei die individuelle Selbsteinschätzung.
Wurden eine Vielzahl von gut bewältigten Ereignissen „gesammelt“, entsteht eine höhere Zuversicht der Selbstwirksamkeit, als wenn eine Aneinanderreihung von Scheitern als innere Überzeugung vorhanden ist.
Negative Wirkungen von Stress bestehen dann, wenn der Stress im Körper bleibt, d. h. nicht abgebaut wird oder werden kann. Hier fehlt es an Handlungsmöglichkeiten, dem Stress zu begegnen. Es entsteht ein Gefühl des „Ausgeliefertseins“, was existentiell bedrohlich wirkt und über lange Jahre auch ist.
Die Folgen machen sich vor allen Dingen in drei Bereichen bemerkbar:
1. Der Verschlechterung der körperlichen Gesundheit durch
2. In einem langfristig niedrigen Leistungsniveau mit
3. Verändern von Verhaltensmustern
Eine Vielzahl von Studien konnte belegen, dass viele Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Stress stehen.
Jede Anspannung wird vom Körper als Ungleichgewicht wahrgenommen. Möglich sind:
Diese (automatischen) Reaktionen sind notwendig, um sich in einer schwierigen Situation nahezu reflexartig verhalten zu können. Diese evolutionär entwickelten biochemischen Abläufe funktionieren durch das endokrine System.
Bei zu langen oder zu belastenden Anspannungen entsteht extremer Stress, der den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Er versucht, nach erfolgreicher Reaktion auf die stressende Situation (Stressor), den Körper möglichst in den vorherigen Zustand wieder „einzupendeln“. Wenn dem Organismus diese zeitliche Möglichkeit gewährt wird und nicht ein Stressor auf den anderen folgt, gelingt es dem Organismus leichter und schneller, den ruhigen Ausgleichszustand wieder zu erreichen.
* Das Kleinhirn erfüllt wichtige Aufgaben bei der Steuerung der Motorik: Es ist zuständig für Koordination, Feinabstimmung, unbewusste Planung und das Erlernen von Bewegungsabläufen. Zudem wird ihm eine Rolle bei zahlreichen Prozessen der Wahrnehmung zugeschrieben.
** Eine späte Entwicklung des Frontallappens kann während des Entwicklungsprozesses zu Beeinträchtigungen folgender Bereiche führen:
*** Das limbische System ist eine Funktionseinheit des Gehirns, das für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Triebverhalten zuständig ist. Ihm werden auch intellektuelle Leistungen zugesprochen.
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