Kaum eine Diagnose erzeugt mehr Angst als die Krebsdiagnose. Schon das Wort klingt nach Siechtum und Tod. Dabei hat die Schulmedizin, gerade im Bereich der Krebstherapie, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Viele Krebsarten, die vor zehn Jahren noch ein sicheres Todesurteil bedeuteten, sind heute heilbar. Doch bis dahin ist es oft ein weiter Weg, der den Patienten physisch und psychisch sehr stark belastet. Hypnose hilft dabei, diesen Belastungen standzuhalten – und nicht nur das.
Die hypnotische Trance beginnt damit, dass der Patient lernt, seine Aufmerksamkeit zu konzentrieren und zu lenken. So werden Bilder, Erinnerungen und Gefühle intensiver wahrgenommen. Gleichzeitig übt sich der Patient darin, unangenehme Empfindungen und Gedanken loszulassen. Das gilt natürlich auch für Schmerzen. Eine Wirkung, die immer häufiger im normalen medizinischen Alltag genutzt wird. So beruhigen viele Zahnärzte ihre Patienten nicht nur mit Hypnose, sie behandeln sie auch ganz ohne Betäubung. Das ist keineswegs ein Placebo-Effekt, sondern ein veränderter Bewusstseinszustand, der im Gehirn nachweisbar ist.
Darüber hinaus gibt die Erfahrung, Empfindungen und Gefühle zu einem immer größer werdenden Teil selbst bestimmten zu können, Mut und Auftrieb. Aus einem „passiven Dulder“ wird ein „aktiv Handelnder“.
Bereits seit über 4000 Jahren vertrauen Menschen auf die heilsame Wirkung der Hypnose. Sie war schon immer Bestandteil von Heilritualen und gehörte ganz selbstverständlich zur Medizin. Es waren die Naturwissenschaften, die Hypnose immer weiter aus der Medizin verdrängt haben. Heute sind sie es, die Hypnose wieder dorthin zurückbringen. Moderne Verfahren und ein unvoreingenommenes wissenschaftliches Interesse haben im Jahr 2006 dazu geführt, dass die hypnotische Behandlung nach § 11 PsychThG anerkannt wurde.
Hypnose wirkt jedoch nicht nur auf psychischer, sondern auch auf physischer Ebene, was sich durch neurophysiologische Verfahren nachweisen lässt. Die Hirnaktivität verlangsamt sich und die Bereiche der Hirnrinde und des Mittelhirns, die für Wahrnehmung und mentale Entspannung zuständig sind, werden aktiviert.
Zu den anerkanntesten physiologischen Reaktionen auf die Hypnose gehört der Entspannungseffekt. Er wurde tatsächlich noch nie infrage gestellt, auch wenn die Schulmedizin lange brauchte, um seine große therapeutische Wirkung zu erkennen. Zwischenzeitlich ist auch der positive Einfluss, den die Hypnose auf die Immunfunktionen hat, vielfach in klinischen Studien bestätigt worden.
Es gibt drei große Bereiche, in denen Hypnose in der Krebstherapie eingesetzt wird:
Schmerzbehandlung
Hypnotische Begleitung zur Schmerzbehandlung kann sehr unterschiedlich aussehen. Es gibt immer mehr Kliniken, bei denen der Hypnosetherapeut Hand in Hand mit dem Mediziner arbeitet. Gerade während der Chemo-Therapie, aber auch bei Operationen, ist der Therapeut dabei und hilft dem Patienten in der hypnotischen Trance dem Schmerz die Aufmerksamkeit zu entziehen. Das gilt natürlich auch für die Nachbehandlung.
Auch für Patienten mit chronischen Schmerzen gibt es Hilfe. Hier erarbeiten Patient und Therapeut gemeinsam Methoden, mit denen sich der Erkrankte in der akuten Situation selbst in die hypnotische Trance versetzen kann. Die Selbsthypnose ist für jeden erlernbar und äußerst wichtig, gerade als Unterstützung in der Krebstherapie.
Stärkung des Immunsystems
Klinische Studien haben ergeben, dass Hypnose das Wachstum von Warzen und die Ausbreitung von Herpes deutlich verringert. Beides sind Erkrankungen, die mit einem schwachen Immunsystem zu tun haben. In Laborstudien wurde gezeigt, dass die Leukozyten und andere Immunparameter unter Hypnose deutlich ansteigen. Das unterstützt den Krebspatienten vor allem während der Chemo-Therapie. Außerdem verschafft es ihm einen stabileren physischen Zustand und hilft bei der Tumor-Bekämpfung.
Psychische Stabilisierung
“Krebs ist eine Krankheit, zu deren erfolgreicher Behandlung der Patient selbst viel beitragen kann, indem er seine Moral und seine Hoffnungen aufrechterhält.“ George Carman
Die Wirkung der Psyche auf die Entstehung, vor allem aber auf die Heilung von Krebs, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Trotzdem ist es gerade die psychische Gesundheit, die dem Onkologen aus dem Blick gerät.
Das ist kein Wunder. Schließlich ist der Onkologe damit beschäftigt, die Krankheit zu sehen. Er muss erkennen, wie der Krebs funktioniert. Deshalb ist es auch der Krebs, dem er seine Aufmerksamkeit schenkt. Ganz anders die Hypnosetherapie. Ihr geht es um den Menschen. Sie lenkt den Blick auf das Gesunde, auf das Kraftbringende. Hier hat der Patient den Raum, um seine Ängste und Sorgen loszuwerden. Es kann Trauerarbeit geleistet und Frieden gefunden werden.
Moderne, aufgeschlossene Mediziner haben keinerlei Berührungsängste mit der Hypnose. Ganz im Gegenteil. Immer mehr Zahnärzte behandeln Patienten unter Hypnos statt unter Narkose. In einigen sehr modernen Kliniken werden sogar kleinere Operationen unter Hypnose durchgeführt.
Am belgischen Krankenhaus Cliniques Universitaires St. Luc in Brüssel werden immer mehr Patienten unter einer Verbindung hypnotischer Verfahren und einer lokalen Betäubung an der Schilddrüse operiert. Diese Patienten spüren keine Schmerzen und genesen deutlich schneller als solche mit einer Vollnarkose.
Gerade im Bereich der Krebstherapie begrüßen viele Onkologen die hypnosetherapeutische Begleitung ihrer Patienten ausdrücklich. Der Erkrankte ist nicht nur psychisch stabiler, er leidet auch weniger unter Schmerzen und ist physisch viel belastbarer.
Nein! Hypnose allein kann das nicht. Es geht auch nicht darum, das eine zu tun und das andere zu unterlassen. In der Medizin geht es nicht um ‘richtig oder falsch’ – es geht nur um ‘heilsam oder nicht heilsam’. Das ist vollkommen unabhängig von jeder Ideologie.
So falsch es ist, die Hypnosetherapie als „unwissenschaftlich“ abzulehnen, so falsch ist es auch, auf den Segen der Schulmedizin zu verzichten. Der Weg der Heilung liegt in der Kombination aller heilsamen Kräfte, die dem Patienten zur Seite stehen.
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