Team jameda
Von der wunderbaren Physiologie unseres Körpers bis in unser Bewusstsein stellt unser Nervensystem die wichtigste Informationsinfrastruktur dar. Wenn sie jedoch aus der Ordnung gerät, kommt es häufig zu verschiedenen oft schmerzhaften Empfindungsstörungen mit weitreichenden Auswirkungen für das Leben der Betroffenen.
Vor allem, wenn die Symptomatik ohne eine körperliche Grunderkrankung oder nach einer Operation weiter besteht, stellt sich in der so genannten Schmerztherapie die Aufgabe, sich diesen Nerven anzunehmen.
Einmal mehr spiegelt sich hier die heilvolle Wirkung längst bewährter, ursprünglicher Methoden auch in den Ergebnissen der neueren psychologischen und medizinischen Forschung wider. Insbesondere die professionelle Hypnose - ein im Grunde Jahrtausende altes geistiges Verfahren, das seit jeher eng mit dem menschlichen Nervensystem zusammenarbeitet - kann bei seriöser und fachkundiger Anwendung viele neurologische Störungen anhaltend lindern.
Schmerzen gehören zu den wichtigsten Körpersignalen überhaupt. Ohne sie würden wir nicht besonders lange auf dieser Erde weilen, da wir sonst unmittelbare Gefahren und Verletzungen verpassen. Schließlich kommen wir bereits an vielen kleinen Schmerzreizen nicht vorbei, ohne uns mit ihren Ursachen auseinanderzusetzen.
Auch länger bestehende Schmerzen erfüllen natürlich einen Sinn. Sie stellen für jeden Menschen deutlich vernehmbare Signale dar, die auf körperliche und seelische Missstände aufmerksam machen sollen.
Andererseits wird der Sinn einer vorübergehenden Schmerzfreiheit - der Anästhesie - deutlich, wenn wir uns vorstellen, ohne Betäubung behandelt oder gar operiert werden zu müssen. Abgesehen davon, dass wir uns vielleicht einen Besuch beim Schönheitschirurgen noch einmal überlegen würden, wären viele sinnvolle und lebensrettende Operationen ohne Anästhesie gar nicht möglich. Ohne Schmerzbetäubung würden viele von uns also auch nicht besonders alt werden.
Eine wirksame medikamentöse Daueranästhesie ist dagegen weder angebracht noch wirklich möglich, wenn neurologische Funktionen entgleisen. Dadurch können Schmerzen oder andere unangenehme Empfindungen entstehen. Die Auslöser dieser Fehlfunktionen und Neuropathien, von denen allein in Deutschland 7,5 Millionen Menschen (darunter 350.000 Kinder) betroffen sind, sind vielfältiger Natur und oft nicht augenscheinlich. Ursachen dafür sind:
In über der Hälfte der Fälle kann jedoch trotz intensiver Suche nicht nur keine zugrunde liegende Erkrankung, sondern überhaupt keine körperliche Ursache gefunden werden. Man spricht dann von einer idiopathischen Polyneuropathie.
Ein weiteres seit einigen Jahren zunehmend in Erscheinung tretendes Phänomen wird in diesem Kontext als aktiviertes Schmerzgedächtnis bezeichnet.
Eigentlich handelt es sich hier um eine Reizanpassung, die aus dem Ruder gelaufen ist. Denn anhaltende oder besonders starke Schmerz- oder Stressreize können die Reizweiterleitung dauerhaft verändern, da jede Nervenzelle - ähnlich den Zellen unseres Gehirnes - über bestimmte Anpassungs- und Lernfähigkeiten verfügt.
Durch den neuronalen Stress bilden sich manchmal vermehrt Rezeptoren und impulsleitende Ionenkanäle an der Übertragungsstelle, die dann bereits bei schwachen, unterschwelligen Reizen und oft genug sogar ohne Grund Schmerzsignale an das Gehirn melden. Der Schmerz oder der Reiz hat sich also verselbstständigt. In diesem Fall ist das Nervensystem gezeichnet.
Das spiegelt sich auch in der Symptomatik wieder, wenn Missempfindungen wie das sogenannte Ameisenlaufen oder auch Taubheitsgefühle auftreten. Wenn es sich um Schmerzen handelt, treten sie meist quasi aus dem Nichts und mit unterschiedlicher Intensität in Erscheinung. Manchmal kurz und „stromschlagartig“, aber auch länger anhaltend und nachts, den Schlaf raubend, oder im Liegen.
Oft wird auch eine normale freie Bewegung unmöglich, denn Schmerz ist naturgemäß sofort präsent und kann nicht so einfach ignoriert werden. Die Betroffenen meiden folglich bestimmte Bewegungen oder setzen Muskeln oder Gelenke aus Angst vor weiteren Schmerzen einseitiger und sparsamer ein. In der Folge ist die Muskulatur geschwächt. Auch Schäden durch Schonhaltungen oder dauerhaft falsche Bewegungen können entstehen.
Neben der Frage, woher diese Symptome kommen, kann man feststellen, dass die Lernfähigkeit fast immer erhalten bleibt. Dadurch ist die „idiopathische“ Variante der Störung grundsätzlich linder- und heilbar. Wir sollten auch nicht vergessen, dass es sich beim menschlichen Nervensystem um einen dynamischen Verbund mehrerer Billionen Zellen handelt, die miteinander kommunizieren.
Auf das Schmerzgedächtnis übertragen bedeutet das: Wenn dieses lebendige Zellsystem einst „lernte“, sich den dauerhaft zu starken Reizen anzupassen, ist es ihm auch möglich, das wieder zu verlernen. Es bleibt also dynamisch und damit veränderbar. Dieser Gedanke wird noch klarer, wenn man sich Erfahrungen aus Forschung und Therapie ansieht.
Im sensiblen Nervensystem gelangen Reize verschiedenster Art über ultrafeine Mikroströme zum Gehirn. Erst hier wird zum Beispiel „Schmerz im Oberschenkel“ oder „Rückenschmerz“ registriert und von uns interpretiert. Denn erst unser Bewusstsein lässt den Reiz für uns in einer ganz bestimmten, ebenfalls individuell verschiedenen Weise fühlbar werden.
Der eigentliche Schmerz entsteht also nicht im Körper, sondern erst bei der Auswertung der Nervenimpulse. Der Nervenimpuls ist hier aber längst subjektiv geworden, denn er ist außerhalb jeder möglichen Messung. Stärke und Art des Reizes könnten allenfalls vom Betroffenen selbst - etwa auf einer Skala - beschrieben werden. Der Schmerz an sich ist also etwas ganz Subjektives und nichts Materielles.
Das ist auch der Grund, warum wir nicht nur körperliche, sondern auch seelisch bedingte Schmerzen und viele andere innere Zustände kennen. Sie entstehen eben nicht primär durch eine Körperbeteiligung, sondern durch Gefühle oder innere Vorgänge. Wie wir aus Erfahrung wissen, können die Gefühle unserer Seele sogar stärker und präsenter sein als ihre körperliche Variante.
Auch Reize, die aus dem Denken kommen, sind uns nicht fremd. Wenn wir lebendig visualisieren oder an ein zurückliegendes Ereignis denken und die damit verbundene Erregung somit leicht vergegenwärtigen können, folgt unser vegetatives Nervensystem diesem mentalen Vorgang ganz naturgemäß und reagiert beispielsweise mit feuchter werdenden Händen. Diese Vorgänge lassen sich auch beispielsweise mithilfe von Messungen des Hautleitwiderstandes an den Händen verdeutlichen, der durch seine Veränderung über Erregungs- und Entspannungszustände eindeutige Auskunft über unser vegetatives Nervensystem gibt.
Wenn wir noch einen Schritt weiter gehen, können wir diese Gesetzmäßigkeiten auch bewusst trainieren. Beispielsweise können Sie beim sogenannten Autogenen Training erleben, wie sich Ihre Hände messbar erwärmen, wenn Sie den Satz „Meine Arme und Hände werden wärmer und wärmer“ gedanklich wiederholen.
Hier wird die wiederholte geistige Aufforderung umgesetzt und die feinen Blutgefäße der Hände weiten sich. Dadurch entsteht Wärme. Auf die gleiche Weise ist es auch möglich, andere physiologische und energetische Vorgänge im Körper wirksam zu beeinflussen. Sollten Sie also jemals Geschichten über Asketen aus dem Himalaja hören, die zur Übung im Winter ebenfalls mit konzentrierter Geisteskraft nasse Handtücher auf ihrem Körper trocknen, wissen Sie, dass es das in Europa ebenfalls geben kann.
In jedem Fall stellt das nur eine der Möglichkeiten dar, vom Geistigen in das Körperliche hineinzuwirken. Sie finden z.B. in der psychologischen oder medizinischen Forschung auch zunehmend Beachtung, obwohl das Wissen darüber natürlich viel älter ist. Diese Erkenntnisse führen aber seit einiger Zeit dazu, bestimmte Verfahren anzuwenden, die diesen erkannten Gesetzen auch entsprechen.
Die Rede ist vom hochwirksamen Instrument der Hypnose, die man nicht nur in der klinischen Psychologie, sondern auch zunehmend in der Medizin wieder einsetzt. Denn ob Sie es glauben oder nicht: Die hypnotische Anästhesie war bis zur Erfindung des Chloroforms das Mittel der Wahl. Mit ihrer Hilfe wurden damals bereits größere Operationen beispielsweise in englischen Kliniken im Indien des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Mit der modernen Anästhesie geriet die Hypnose dann jedoch fast vollkommen in Vergessenheit. Bis vor zehn Jahren zuckten viele Mediziner bei diesem Thema noch oft genug mit den Schultern.
Damit Hypnose einen hohen Grad an Wirksamkeit zeigt, müssen allerdings auch Befähigung und Ausbildung des Therapeuten stimmen. Dann stehen je nach Situation und Mensch verschiedene Methoden von der klassischen wie auch der klinischen Hypnose zur Verfügung.
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