Artikel 04/11/2019

Ursachen, Symptome & Behandlung der Hüftarthrose: Darauf kommt es bei einer Prothese an

Dr. (TR) Hüseyin Senyurt Orthopäde & Unfallchirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Kinder- und Jugend-Orthopäde
Dr. (TR) Hüseyin Senyurt
Orthopäde & Unfallchirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Kinder- und Jugend-Orthopäde
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Mit zunehmenden Alter steigt das Risiko, dass Gelenke verschließen und Schmerzen bereiten. Das gilt auch für das Hüftgelenk. Doch die sogenannte Coxarthrose trifft zunehmend jüngere Menschen.

Ursache können in diesen Fällen Übergewicht, ein Unfall, angeborene Fehlstellungen („Hüftgelenksdysplasie“), andauernde Fehlbelastung (z.B. durch Beruf oder Sport), Stoffwechsel- oder entzündliche Gelenkerkrankungen sein.

So entsteht eine Coxarthrose

Das Hüftgelenk besteht aus der Hüftgelenkpfanne am Becken und dem Hüftkopf am Oberschenkelknochen. Nimmt der Knorpelüberzug der Gelenkflächen Schaden, entwickelt sich eine Arthrose. Der Knorpel nutzt sich mit der Zeit immer mehr ab, wird dünner und reißt stellenweise ein. Dadurch erhöht sich zunehmend der Druck auf den darunter liegenden Knochen.

Das sind die Symptome einer Coxarthrose

Das Problem: Eine Coxarthrose macht lange keine Beschwerden. Das verhindert eine frühzeitige Behandlung. Schmerzen treten erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf, die schlimmstenfalls sogar zur Steifheit des Gelenks führen kann.

Die ersten Schmerzen verspürt der Patient zunächst im Leistenbereich und nur bei starker Belastung. Mit der Zeit machen sich die Beschwerden auch bei ganz alltäglichen Bewegungen bemerkbar.

Irgendwann ist der Betroffene nicht mehr in der Lage, normale Strecken schmerzfrei zu gehen. Auch das Bücken wird schwierig und Treppensteigen bereitet Schwierigkeiten. Schließlich treten die Probleme sogar beim Sitzen und im Liegen auf. Einfache Tätigkeiten, wie z.B. Schnürsenkel zu schließen, werden unmöglich.

Patienten ignorieren typische Coxarthrose-Symptome oft viel zu lang. Gehen sie dann zum Arzt, erkennt dieser bereits Schäden am Hüftgelenk. Doch nicht immer steckt eine Hüftarthrose hinter den Schmerzen. Deshalb ist ein frühzeitiger Arztbesuch ratsam. Denn nur ein Mediziner kann die genaue Ursache diagnostizieren. Eine gründliche Befragung des Patienten und Röntgenaufnahmen bzw. MRT helfen dem Arzt bei der Diagnose.

Was sind die Ursachen einer Hüftarthrose?

Fehlstellungen in der Hüfte sind eine der Hauptursachen für Hüftarthrose. Gibt es Fälle von Hüftgelenksdysplasie in der Familie, ordnet der Arzt gewöhnlich schon wenige Tage nach der Geburt eines Kindes Ultraschalluntersuchungen an, die Aufschluss über Hüftgelenk und Hüftkopf geben. Erkennt der Mediziner deutliche Abweichungen von der Norm, bekommt der Säugling eine Schiene, die Tag und Nacht getragen werden muss.

Die Aussicht, dass sich die Hüftgelenksstellung dadurch normalisiert, ist gut. Die fixierte Hüfte stört das Baby in der Regel nicht. Oft diagnostiziert der Kinderarzt eine Fehlstellung aber auch später bei den U-Terminen.

Kommt es bei Erwachsenen durch einen Unfall oder eine Erkrankung zur Hüftdysplasie, ist es wichtig, den Verlauf zu beobachten und das Hüftgelenk nicht zu überlasten. Dazu gehören auch regelmäßige Gewichtskontrollen und ein den Beschwerden angepasstes Bewegungsprogramm.

Was können Sie jetzt tun?

Schwimmen und Radfahren sind perfekt für diese Patienten. Es ist wichtig, die beteiligte Muskulatur zu kräftigen, um das Hüftgelenk zu stabilisieren. Reines Schonen verstärkt das Problem nur noch mehr.

Ohne Behandlung führt die Fehlstellung zu einer asymmetrischen Belastung des Gelenkknorpels, der durch diese ungleichmäßige Abnutzung nicht ausreichend nachgebildet werden kann. Es kommt zu Entzündungen, die sehr schmerzhaft sind. Ist der Knorpel abgerieben, entstehen Schäden an den beteiligten Knochen. Am Ende bleibt nur noch eine Therapie: der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks. Deshalb muss eine Fehlstellung frühzeitig behandelt werden, um den Einsatz einer Hüftendoprothese möglichst lange hinauszuschieben.

Wann ist eine OP notwendig?

Reichen Medikamente wie Entzündungshemmer und Physiotherapie nicht mehr aus, hilft oft nur noch eine Operation. Bei einer fortgeschrittenen Coxarthrose ist das häufig der Fall. Zu diesem Zeitpunkt ist der Patient in seinem Alltag bereits massiv eingeschränkt und das Gelenk droht zu versteifen.

Das erschwert jede Bewegung zusätzlich, die Beweglichkeit kann aber mithilfe einer Hüftprothese wiederhergestellt werden. Eine solche Operation ist ein Routineeingriff mit guter Prognose. Moderne Hüftgelenke haben eine Lebensdauer von 15 bis 25 Jahren. Meistens werden Gelenkkopf und -pfanne ersetzt, es besteht aber auch die Möglichkeit einer Teiloperation. Entscheidend ist das Ausmaß der Schädigung.

Was passiert bei der OP?

Die Vorbereitung auf die OP beginnt schon Wochen vor dem Eingriff. Der Patient muss die Muskulatur im erkrankten Bereich aufbauen. Ziel ist es auch, die Durchblutung zu fördern. Das beschleunigt die Heilung nach dem Eingriff und reduziert das Risiko von Komplikationen nach dem Einsatz des künstlichen Hüftgelenks. Spezialisierte Zentren operieren mit einer minimal-invasiven Technik. Der Operateur verzichtet dabei auf große Hautschnitte, sondern operiert über kleinere Zugänge, ohne die Muskulatur vom Knochen abzulösen.

In den letzten Jahren haben sich spezielle Zugänge etabliert (AMIS). Diese verringern die Komplikationsrate. Der Patient hat weniger Schmerzen, benötigt bei und nach der OP keine Bluttransfusion und kann früher mit der Reha beginnen. Es kommt deutlich seltener zu Infektionen und der Patient ist schneller wieder auf den Beinen.

Woran erkennen Betroffene ein gutes Zentrum und eine geeignete Prothese?

Am besten fragt man, wie viel Eingriffe der Arzt schon vorgenommen hat. Denn je mehr Erfahrung er hat, desto weniger Komplikationen sind zu erwarten. Wichtig ist auch, dass der Mediziner hochwertige Prothesen einsetzt. Diese zeichnen sich durch einen möglichst geringen Abrieb aus, d.h. der Organismus wird z.B. nicht mit Metallpartikeln belastet.

In aller Ruhe besprochen werden muss auch, welche Prothese genau verwendet werden soll. Es gibt viele verschiedene Modelle, so z.B. die Unterscheidung von Lang- und Kurzschaftprothesen. Letztere sind in den meisten Fällen von Vorteil. Denn um sie einzusetzen muss der Operateur weniger Knochenmasse wegnehmen.

Das macht eine sogenannte Revisions-Operation möglich, wenn die Prothese sich lockert oder verschleißt. In diesem Punkt sollten die Patienten auf eine gute Beratung bestehen, denn die meisten sind so jung, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass irgendwann in ihrem Leben ein Prothesenwechsel nötig wird.

Wie geht es nach der OP weiter?

Operiert ein erfahrener Arzt mit einer schonenden Methode, kann der Patient nach dem Eingriff sofort aufstehen. Wie stark er das betroffene Bein belasten darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nach zwei bis drei Tagen haben die Patienten keine Schmerzen mehr.

In spezialisierten Zentren kümmern sich Physiotherapeuten unmittelbar nach dem Eingriff um die Betroffenen. Mit der Mobilisation beginnen sie schon einen Tag später. Nach einer Woche können die Patienten die Klinik wieder verlassen.

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