Generell ist schwitzen eine lebenswichtige Körperfunktion. Der Schweiß wird im menschlichen Körper von über 2 Millionen Schweißdrüsen produziert und besteht im Wesentlichen aus Wasser, Kochsalz und Stoffwechselprodukten. Die Schweißdrüsen geben Flüssigkeit ab, die verdunstet und so die Körperoberfläche kühlt. Dadurch befreit sich der Körper von zu viel innerer Wärme und verhindert, dass er überhitzt.
Besonders viele Schweißdrüsen befinden sich in den Achselhöhlen und diese werden für fast 2 % der deutschen Bevölkerung zu einem Problem: Sie leiden unter der sogenannten „axillären Hyperhidrose“, dem vermehrten und krankhaften Schwitzen unter den Armen.
Da das Schwitzen nicht willkürlich zu steuern ist, wird es zum Problem für die Betroffenen. Diese sind in ihrem sozialen Leben vielfach eingeschränkt, da die Schwitzattacken unabhängig von der Umgebungstemperatur spontan auftreten oder aber auch durch emotionalen Stress, z.B. im Berufsleben, ausgelöst werden.
Prinzipiell wird zwischen zwei Ursachen für das übermäßige Schwitzen unterschieden: Es gibt die primäre Hyperhidrose, deren Ursache unbekannt ist und die sekundäre Hyperhidrose, die infolge einer anderen Grundkrankheit (z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Tumore oder neurologische Erkrankungen) oder als Medikamentennebenwirkung ausgelöst wird. Letztere wird therapiert, indem die Ursache für das Schwitzen gefunden und behandelt wird. Bleibt die Ursache unklar, werden die Symptome der primären Hyperhidrose therapeutisch angegangen.
Die primäre axilläre Hyperhidrose kann auf unterschiedliche Arten behandelt werden. Bei leichter Ausprägung können beispielsweise spezielle Deodorants mit Aluminiumsalzen zu einer Besserung führen. Reichen konservative Maßnahmen nicht aus, ist das Medikament Botulinum Toxin (kurz: Botox®) eine Option. Dieses in Deutschland zur Behandlung der axillären Hyperhidrose zugelassene Medikament verhindert, dass die Nervenenden den Botenstoff Acetylcholin weitergeben. Es bindet sich an diesen Botenstoff, der ein Aktivator der Schweißdrüsen ist. Dadurch wird die Signalübertragung blockiert und in der Folge vermindert sich für einige Zeit die Schweißsekretion.
Vor der Botox® -Injektion wird der behandelnde Arzt in der Regel mit Hilfe des sogenannten „Jodstärketests“ das vom vermehrten Schwitzen betroffene Hautareal in den Achselhöhlen identifizieren. Die trockene Haut wird mit einer Jodlösung bestrichen und Stärke wird darüber gegeben. Die drei Komponenten Stärke, Jod und Schweiß reagieren miteinander und färben die schwitzende Körperstelle kurzfristig bläulich. So kann das gesamte Ausmaß der Schweißdrüsenverteilung erfasst und behandelt werden.
Bei der Botox® Behandlung der Achselhöhlen wird nach dem Auftragen einer lokalen Betäubungscreme durch den Arzt die oberflächliche Injektion vorgenommen. Hierbei sind in der zuvor durch den Jodstärketest markierten Zone multiple kleine Einstiche zu setzen, so dass die Drüsenaktivität möglichst vollständig verhindert wird. Danach ist der Patient sofort wieder gesellschaftsfähig und kann nach zwei Tagen wieder Sport treiben. Der Effekt durch das Botulinum Toxin hält ca. 6-8 Monate an, dann ist es vom Körper wieder abgebaut und die Behandlung muss wiederholt werden.
Viele Patienten möchten sich jedoch nicht alle 6-8 Monate mit Botox® behandeln lassen, sondern bevorzugen eine definitive Lösung. Hier steht in den Händen ausgebildeter Fachärzte als risikoarmes und etabliertes Verfahren die axilläre Saugkürettage zur Verfügung. Bei diesem schonenden minimal-invasiven ambulanten Eingriff wird in einer örtlichen Betäubung vom Operateur eine dünne Spezialkanüle über kleinste Schnitte unter die Haut gebracht. Diese ist an ein Saugersystem angeschlossen, so dass die Schweißdrüsen auf diese Art sowohl kürettiert (abgeschabt) und nachfolgend abgesaugt werden. Ein Spezialverband muss danach für 2-3 Tage getragen werden, eine spezielle körperliche Schonung ist nicht erforderlich. Durch diesen einmaligen Eingriff lässt sich die Schweißproduktion dauerhaft auf ein „normales“ Maß verringern.
Mögliche seltene Komplikationen der Operation sind z.B. Blutergüsse, Lymphschwellungen, ein Taubheitsgefühl, Hautnekrosen oder eine lokale Infektion. Die Risiken der Saugkürettage sind jedoch überschaubar und gut therapierbar, wenn sie von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird und der Gewinn an Lebensqualität ist für die Betroffenen immens.
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