Artikel 21/02/2014

Axilläre Hyperhidrose: Botox oder OP bei vermehrtem Schwitzen unter den Achselhöhlen?

Dr. med. Simone Hellmann Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie
Dr. med. Simone Hellmann
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Facharzt für Allgemeinchirurgie
hilfe-bei-vermehrtem-schwitzen

Generell ist schwitzen eine lebenswichtige Körperfunktion. Der Schweiß wird im menschlichen Körper von über 2 Millionen Schweißdrüsen produziert und besteht im Wesentlichen aus Wasser, Kochsalz und Stoffwechselprodukten. Die Schweißdrüsen geben Flüssigkeit ab, die verdunstet und so die Körperoberfläche kühlt. Dadurch befreit sich der Körper von zu viel innerer Wärme und verhindert, dass er überhitzt.

Besonders viele Schweißdrüsen befinden sich in den Achselhöhlen und diese werden für fast 2 % der deutschen Bevölkerung zu einem Problem: Sie leiden unter der sogenannten „axillären Hyperhidrose“, dem vermehrten und krankhaften Schwitzen unter den Armen.

Da das Schwitzen nicht willkürlich zu steuern ist, wird es zum Problem für die Betroffenen. Diese sind in ihrem sozialen Leben vielfach eingeschränkt, da die Schwitzattacken unabhängig von der Umgebungstemperatur spontan auftreten oder aber auch durch emotionalen Stress, z.B. im Berufsleben, ausgelöst werden.

Prinzipiell wird zwischen zwei Ursachen für das übermäßige Schwitzen unterschieden: Es gibt die primäre Hyperhidrose, deren Ursache unbekannt ist und die sekundäre Hyperhidrose, die infolge einer anderen Grundkrankheit (z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Tumore oder neurologische Erkrankungen) oder als Medikamentennebenwirkung ausgelöst wird. Letztere wird therapiert, indem die Ursache für das Schwitzen gefunden und behandelt wird. Bleibt die Ursache unklar, werden die Symptome der primären Hyperhidrose therapeutisch angegangen.

Die primäre axilläre Hyperhidrose kann auf unterschiedliche Arten behandelt werden. Bei leichter Ausprägung können beispielsweise spezielle Deodorants mit Aluminiumsalzen zu einer Besserung führen. Reichen konservative Maßnahmen nicht aus, ist das Medikament Botulinum Toxin (kurz: Botox®) eine Option. Dieses in Deutschland zur Behandlung der axillären Hyperhidrose zugelassene Medikament verhindert, dass die Nervenenden den Botenstoff Acetylcholin weitergeben. Es bindet sich an diesen Botenstoff, der ein Aktivator der Schweißdrüsen ist. Dadurch wird die Signalübertragung blockiert und in der Folge vermindert sich für einige Zeit die Schweißsekretion.

Vor der Botox® -Injektion wird der behandelnde Arzt in der Regel mit Hilfe des sogenannten „Jodstärketests“ das vom vermehrten Schwitzen betroffene Hautareal in den Achselhöhlen identifizieren. Die trockene Haut wird mit einer Jodlösung bestrichen und Stärke wird darüber gegeben. Die drei Komponenten Stärke, Jod und Schweiß reagieren miteinander und färben die schwitzende Körperstelle kurzfristig bläulich. So kann das gesamte Ausmaß der Schweißdrüsenverteilung erfasst und behandelt werden.

Bei der Botox® Behandlung der Achselhöhlen wird nach dem Auftragen einer lokalen Betäubungscreme durch den Arzt die oberflächliche Injektion vorgenommen. Hierbei sind in der zuvor durch den Jodstärketest markierten Zone multiple kleine Einstiche zu setzen, so dass die Drüsenaktivität möglichst vollständig verhindert wird. Danach ist der Patient sofort wieder gesellschaftsfähig und kann nach zwei Tagen wieder Sport treiben. Der Effekt durch das Botulinum Toxin hält ca. 6-8 Monate an, dann ist es vom Körper wieder abgebaut und die Behandlung muss wiederholt werden.

Viele Patienten möchten sich jedoch nicht alle 6-8 Monate mit Botox® behandeln lassen, sondern bevorzugen eine definitive Lösung. Hier steht in den Händen ausgebildeter Fachärzte als risikoarmes und etabliertes Verfahren die axilläre Saugkürettage zur Verfügung. Bei diesem schonenden minimal-invasiven ambulanten Eingriff wird in einer örtlichen Betäubung vom Operateur eine dünne Spezialkanüle über kleinste Schnitte unter die Haut gebracht. Diese ist an ein Saugersystem angeschlossen, so dass die Schweißdrüsen auf diese Art sowohl kürettiert (abgeschabt) und nachfolgend abgesaugt werden. Ein Spezialverband muss danach für 2-3 Tage getragen werden, eine spezielle körperliche Schonung ist nicht erforderlich. Durch diesen einmaligen Eingriff lässt sich die Schweißproduktion dauerhaft auf ein „normales“ Maß verringern.

Mögliche seltene Komplikationen der Operation sind z.B. Blutergüsse, Lymphschwellungen, ein Taubheitsgefühl, Hautnekrosen oder eine lokale Infektion. Die Risiken der Saugkürettage sind jedoch überschaubar und gut therapierbar, wenn sie von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird und der Gewinn an Lebensqualität ist für die Betroffenen immens.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.