Artikel 29/02/2020

Herz über Kopf: Häufigkeit, Ursachen & Therapie der Borderline-Störung

Dipl.-Psych. Pamina Russek Psychologischer Psychotherapeut, Psychologe
Dipl.-Psych. Pamina Russek
Psychologischer Psychotherapeut, Psychologe
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Bei der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung wird zwischen dem Borderline-Typus und dem impulsiven Typus unterschieden.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (abgeürzt BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung ist definiert durch ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.

Bei einer solchen Störung sind bestimmte Bereiche von Gefühlen, des Denkens und des Handelns beeinträchtigt, was sich durch negatives und teilweise paradox wirkendes
Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im gestörten Verhältnis zu sich
selbst äußert.

Die Bezeichnung Borderline (z. dt. Grenzlinie) entstammt der früheren Verortung im Grenzbereich zwischen den neurotischen Störungen und den psychotischen Störungen, da man Symptome aus beiden Bereichen identifizierte.

Wie häufig kommt eine Borderline-Störung vor?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine schwer zu verstehende Erkrankung. Über Jahrzehnte hinweg stritten sich Ärzte und Psychologen darüber, ob es sie überhaupt gibt.

Erst die umfangreiche Forschung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass es sich bei der Borderline-Störung um eine klar abgrenzbare psychische Erkrankung handelt, die verbreiteter ist als gemeinhin angenommen: Etwa 2 Millionen Menschen sind im deutschsprachigen Raum betroffen. Die Borderline-Störung tritt damit häufiger auf als beispielsweise die Schizophrenie.

Symptome der Borderline-Störung sind oft schwer nachzuvollziehen

Trotzdem ist über diese Erkrankung in der Öffentlichkeit bisher erst sehr wenig bekannt. Das mag auch daran liegen, dass Borderline für Außenstehende schwer einühlbar ist: Wie kann innerhalb von Minuten aus Zuneigung Hass, aus Freude Verzweiflung werden? Warum fügt sich jemand selbst schwerste Verletzungen zu? Zudem wirken die Betroffenen häufig zu gesund, um als krank zu gelten.

Betroffene und Angehörige haben es deshalb schwer, Verständnis und hilfreiche Informationen zu finden. Sie scheuen sich, über ihre Erfahrungen zu berichten, weil Borderline heute weiterhin ein großes Tabuthema ist. Lange galt die Borderline-Störung als nicht behandelbar.

Wie kann eine Borderline-Erkrankung behandelt werden?

Inzwischen hat sich gezeigt, dass es wirkungsvolle psychiatrische und psychotherapeutische Behandlungsmethoden gibt, die jedoch auf die Borderline-Problematik abgestimmt sein müssen. Hierzu zählt beispielsweise die Dialektisch-Behaviorale Therapie nach Marsha M. Linehan, selbst Borderline-Betroffene.

Besonders wichtig ist bei dieser Therapieform die therapeutische Beziehung zwischen der Behandlerin und der Patientin. Die Patientin verpflichtet sich schriftlich zur aktiven Mitgestaltung der therapeutischen Sitzung und so Einhaltung von gemeinsamen Absprachen.

Die Therapeuten sichert im Gegenzug der Patientin eine bestmögliche Hilfestellung im Sinne einer Hilfe zu Selbsthilfe zu. Dieses gegenseitige versprechen beziehungsweise diese Verpflichtung wird auch als Commitment bezeichnet.

Nicht selten kommt es allerdings nach einer anfänglichen psychischen Entlastung durch die wohlwollende und empathische Gesprächsführung zwischen Patienten und Therapeutin und trotz der zuvor getroffenen Vereinbarungen zu emotionalen Ausbrüchen, übermäßig anklammerndem und vereinnahmendem Verhalten, massiven Abwertungen der Therapeutin sowie extremen Misstrauen seitens der Patientin sowie zum plötzlichen Therapieabbruch.

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