Das jameda-Interview: 7 Fragen an Herrn Andreas Schweikert, leitender Arzt der LIFESPRING Privatklinik

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Schweikert, leitender Arzt der LIFESPRING Privatklinik, interessante Fragen zu Grundsätzen der Klinik und Behandlungsmethoden.

jameda: Herr Schweikert, Sie sind leitender Arzt in der LIFESPRING Privatklinik. Was lieben Sie an Ihrer Arbeit und was sind die größten Herausforderungen im Klinikalltag?

Herr Schweikert: Nach vielen Jahren Tätigkeit in einer großen psychiatrischen Versorgerklinik schätze ich die überschaubare Größe der LIFESPRING Privatklinik mit nur 21 Behandlungsplätzen. Dadurch sind eine viel individuellere Therapie und mehr Zeit im Patientenkontakt möglich. Die größte Herausforderung ist, dass die Klinik noch jung ist. Sie ist in der Kliniklandschaft noch nicht vollständig etabliert. Es gibt noch einige wenige logistische Herausforderungen. Das ist aber andererseits auch eine große Chance, entsprechende Strukturen zu entwickeln und zu verbessern. Die Dienstwege dafür sind kurz.

jameda: Was motiviert Ihr Team bei der täglichen Arbeit?

Herr Schweikert: Es gibt eine dichte Personalstruktur mit sehr erfahrenen und engagierten Kollegen in allen Bereichen der Klinik von Housekeeping, Facility Management, Verwaltung, Küche bis hin zur Pflege und den Therapeuten. Die Atmosphäre des Hauses mit seiner Ausstattung, seiner Geschichte und seiner Lage über dem malerischen Tal von Bad Münstereifel ist besonders schön. Auch als Arbeitsplatz für das gesamte Team. Die Hierarchien sind flach, jeder Kollege kann seine Expertise einbringen und so vom einzelnen Behandlungsfall bis hin zum Gesamtkonzept Diverses mitgestalten.

jameda:  Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Klinik, dass Sie nie vergessen werden?

Herr Schweikert: Es gibt zahlreiche Patienten und Ereignisse, die ich nie vergessen werde. Allen gemeinsam ist häufig jedoch, wie Veränderungen beim Einzelnen stattfinden und wie unbewusste Widerstände oft auch erst nach vielen Tagen Behandlung abgebaut werden. Auch wenn es zunächst kaum für möglich gehalten wurde. Besonders schön ist es, wenn auch Wiederholungsbehandlungen oder Vorbehandlungen in anderen Kliniken dann letztendlich bei uns zum Erfolg führen.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Wie geht die LIFESPRING Privatklinik mit Patienten in solchen Situationen um?

Herr Schweikert: Durch den sehr direkten und persönlichen Kontakt und die Wohlfühlatmosphäre des Hauses kann therapeutisch auch sehr konfrontativ, aber auffangend gearbeitet werden. In der Behandlung greifen wir auf eine Vielzahl von therapeutischen Verfahren zurück. An jedem Tag und rund um die Uhr sind pflegerische und ärztliche Kollegen vor Ort. Daneben gibt es zweimal pro Werktag Teamintervisionen. So wird die psychische Struktur eines Patienten intensiv und breit beleuchtet und die Behandlung kann tagesaktuell an die Erfordernisse des Patienten angepasst werden.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Schweikert:  Ich möchte primär gegen Ärztemangel und Mehrklassenmedizin angehen sowie einen massiven Bürokratieabbau einleiten.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Schweikert: Das Wissen in der Medizin ist immens und macht Spezialisierung notwendig. Trotzdem ist der ausschließliche enge Fokus auf nur ein Fachgebiet problematisch und begünstigt beispielsweise Arzneimittelinteraktionen.

Nach wie vor gibt es eine große Stigmatisierung bei psychischen Störungen, insbesondere bei Suchterkrankungen. Auch im Kreis der Kollegen. Breite Aufklärung und gute Kommunikation sind daher dringender denn je nötig. Um die Ressourcen dafür wieder bereit zu stellen, ist dann aber auch ein Bürokratieabbau notwendig.

jameda: Was war die letzte große Veränderung in Ihrer Klinik?

Herr Schweikert: Vor gut einem Jahr habe ich als Oberarzt dort angefangen und bin nun nach Übernahme der kommissarischen Leitung in Folge des Ausscheidens des letzten Chefarztes seit April leitender Arzt. Ich habe einen hochgeschätzten und sehr fähigen Kollegen als neuen Oberarzt an meiner Seite gewinnen können.

Zur Person

• ab 2007 Arzt in der LVR-Klinik Bonn (Allgemeinpsychiatrie, Geronto-Neurologie, Suchtabteilung dort Opiatentzugsstation)
• Facharzt für Psychiatrie, PT-Ausbildung bei der IAG für tiefenanalytische Gruppenpsychotherapie Altaussee und begonnene Ausbildung in der DBT

Zur Klinik

• spezialisiertes Akutkrankenhaus für qualifizierte Entgiftung seit 2016 im Gebäude der ehemaligen Kurt-Schuhmacher-Akademie der SPD am Waldrand oberhalb von Bad Münstereifel
• 21 Einzelzimmer mit eigenem Bad
• Entgiftung mit Medikamenten, NES und verschiedenen Therapieverfahren mit hoher Therapiedichte

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