Das jameda-Interview: 9 Fragen an Herrn René Drehmann

Heilpraktier & Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn René Drehmann interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Heilpraktiker für Psychotherapie.

jameda: Herr Drehmann, was hat sie motiviert, Heilpraktiker für Psychotherapie zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Drehmann: Als ich 2011/2012 mit Abschluss der erfolgreichen Suche nach Praxisräumen für die neurologische Gemeinschaftspraxis Dres. Drehmann/Richter die Begleitung der Renovierung und im Wesentlichen die gestalterische Einrichtung der Praxis übernahm, musste ich in der Phase der Geschäftsaufnahme in den neuen Räumen ganz intensiv erfahren, dass die psychotherapeutische Versorgung derer, die an akuten psychischen Erkrankungen leiden, äußerst schwierig ist.

Wartzeiten von mindestens 6 Monaten waren damals schon keine Seltenheit, auch wenn die Betroffenen bereit waren, zumindest übergangsweise die Therapie selbst zu bezahlen. Aus eigener Erfahrung im Alter von Anfang 20 weiß ich, wie anstrengend und belastend Angststörungen sind und wie befreiend es sich anfühlt, davon endlich frei zu werden. Kurzum: Ich fühlte mit. Und es begann eine mittlerweile 8 Jahre andauernde Weiterbildung in verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren und Methoden. Meine Zulassungsprüfung legte ich 2017 erfolgreich ab.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht ihn so besonders?

Herr Drehmann: Für meine Arbeit gibt es nur einen Schwerpunkt: den Menschen. Wir alle haben unsere Geschichte, unseren Umgang mit uns selbst und in der Kommunikation mit anderen, unseren Schmerz, Sehnsüchte, Erfolge und Misserfolge. Und wer Glück hat, bleibt darin ausgewogen und kommt ‘störungsfrei’ durchs Leben. Und viele schaffen das nicht und brauchen Hilfe, brauchen die Wiederherstellung ihrer inneren Ordnung, das Wiederentdecken ihrer Motivation und Orientierung. Das Symptom bricht sich an der empfindlichsten Stelle.

Mein Schwerpunkt liegt darin, alles dafür zu tun, was die Betroffenen aktuell brauchen, um sich kurzfristig besser zu fühlen und langfristig das Leiden zu überwinden. Für dieses Ziel kombiniere ich Schematherapie mit ACT und auch psychodynamische Interventionsansätze, systemische Techniken sowie Hypnose kommen zur Anwendung. Bei Depression bietet die Interpersonelle Psychotherapie sehr gute Behandlungssequenzen, die eingebunden werden.

jameda: Gibt es ein medizinisches Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Drehmann: Ja, meine damalige Ehefrau Dr. Astrid Drehmann, die durch ihr hervorragendes Fachwissen als Neurologin und ihr erfrischend praktisches Engagement als Ärztin auch heute noch ein Vorbild für mich ist.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Drehmann: Dr. Google ist nicht immer ein Segen – aber wenn Informationen fundiert sind und Menschen sich in ihrer eigen Sache schon vorinformieren, kritisch sind und dadurch die Mitwirkungsbereitschaft erhöht wird, ist das eine hilfreiche Erleichterung für die Motivation, sich Hilfe zu suchen sowie in der Therapie mitzuwirken. Gute Erfahrungen habe ich zudem mit dem Online-Therapie-Format gemacht.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Herr Drehmann: In der sich abzeichnenden Aufgabe des Glaubens an die Vorherrschaft bestimmter psychotherapeutischer Verfahren. Insbesondere die Verhaltenstherapie ist in den letzten Jahren flexibel, offen und patientenkalibriert geworden. Ich wünsche mir, dass das so bleibt und ausgeweitet wird. Alle sollten im Dienst der psychisch Erkrankten an einem Strang ziehen.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Drehmann: In den 60 Minuten Therapie stelle ich mich ganz auf meine Klientinnen und Klienten ein. Und das gilt ausnahmslos für alle. Jede/r hat ein Anspruch darauf, ernst- und angenommen zu werden. Jede/r ist Experte in der eigenen Angelegenheit und um diese Expertisen abzurufen, bedarf es einer ehrlichen Arbeit auf Augenhöhe. Und es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass eine erfolgreiche Therapie nicht unerheblich vom Klienten-Therapeuten-Verhältnis abhängig ist. Beide gehen in ihrem Verhältnis durch dick und dünn; die Betroffenen in ihrem inneren Erleben, Denken, Verhalten auf der einen Seite – und der Therapeut anleitend, helfend, wenn es sinnvoll ist, auch provokativ und empathisch auf der anderen Seite. Meine Klientinnen und Klienten schätzen außerdem meine systematische, zielgerichtete Arbeit.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Drehmann: Alle sind sie wundervolle Menschen. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie sie sich öffnen und verändern. Ich mag meine Klientinnen und Klienten. Und ich halte sie nicht fest – sie sollen möglichst zeitnah wieder ‘laufen’ können. Und das tun sie auch.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Drehmann: Auch wenn es platt klingt: Alle sind besonders, einzigartig und wertvoll.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Drehmann: Wenn Sie sich seelisch schlecht, belastet oder unwohl fühlen, zögern Sie nicht, zeitnah psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Auch mit Coaching kann früh bereits viel erreicht werden. Warten Sie nicht!

Zur Praxis

• Selbstzahlerpraxis mit Kurzzeittherapie
• in der Regel 10 Therapiestunden intensiven Arbeitens mit anschließender Phase von einzelnen Erhaltungstherapiestunden in längerem Abstand

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