Artikel 12/12/2014

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Müller

null Grischa Müller Plastischer & Ästhetischer Chirurg
null Grischa Müller
Plastischer & Ästhetischer Chirurg
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Herrn Müller interessante Fragen über kritische Patienten, Neuerungen in der plastisch-ästhetischen Chirurgie und Defizite im Gesundheitssystem.

jameda: Herr Müller, was hat sie motiviert, Chirurg zu werden?
Herr Müller: Ich war schon immer handwerklich begabt und Chirurgie ist letztlich ein Handwerk. Das Schöne daran ist, dass man nach entsprechender Ausbildung (sechsjährige Facharztausbildung) auf ein breites Repertoire an Techniken und kleinen Tricks zurückgreifen kann und diese dann umzusetzen. Dabei ist jeder Patient anders und individuell zu betrachten und zu behandeln – das macht den Reiz aus.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen? ?
Herr Müller: Viel Freude bereitet mir der tägliche Umgang mit großartigen Menschen. Zu mir kommen ganz junge und ganz alte Patienten – auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen, macht Spaß und ist jeden Tag eine neue Herausforderung. Die Operation ist letztlich nur das Umsetzen des erlernten Handwerks.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis? ?
Herr Müller: In der Praxis eigentlich keinen, auf der „Straße“ hingegen schon manchmal. Es ist mir aber völlig klar, dass diese Art der Medizin von einer gewissen Bevölkerungsgruppe abgelehnt wird. Damit kann ich leben.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen? ?
Herr Müller: Leider ist Brustkrebs die von uns plastischen Chirurgen am häufigsten behandelte Krankheit, bei der dem Patienten viel Durchhaltevermögen abverlangt wird. Hier hat der Chirurg aber wieder eine Sonderstellung, da er der Patientin etwas besonders Gutes tut – nämlich den Tumor zu entfernen oder sogar eine Brust zu rekonstruieren. Es gibt wenig Patienten, die so dankbar sind, wie diese. Mein Rat ist immer, dass die Therapie – wie auch immer geartet – in einem endlichen Zeitraum stattfindet und wir uns danach um die Schönheit kümmern können und werden. Leider häufig nur ein schwacher Trost.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt??
Herr Müller: Wenn sie sich dabei selbst schaden, versuche ich bei Verständnisproblemen immer wieder zu erklären, was passiert und warum mein Rat befolgt werden sollte. Manchmal funktioniert das, häufig sind gerade diese Patienten aber beratungsresistent. Dann muss ich resignieren.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun??
Herr Müller: Ich würde das System Privatpatient/Kassenpatient abschaffen, da diese Zweiklassengesellschaft doch eigentlich furchtbar ist – oder? Wenn es um die Gesundheit geht, sollten wir doch alle gleich sein. Kosten sparen sollte des Weiteren im Vordergrund stehen – warum gibt es nicht nur eine Krankenkasse? Überlegen sie mal wie viel Geld man sparen könnte, wenn es die ganzen Verwaltungsapparate nicht gäbe.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential??
Herr Müller: Das Ärztesystem ist (u.a.) in Deutschland sehr hierarchisch aufgebaut, was meiner Meinung nach hinderlich ist. In anderen Ländern herrscht ein Kollegialsystem, das – wie ich denke - besser funktioniert.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden? ?
Herr Müller: Ich verwende eine neue Technik, die sog. Kryolipolyse, bei der Fett mit Hilfe von einer Kälteapplikation entfernt wird. Die Behandlung ist studienbelegt wirksam aber nicht so effektiv wie eine richtige Fettabsaugung. Dafür ist es aber auch keine Operation – die sog. „down-time“ ist gleich null, man kann direkt danach weiter arbeiten oder sogar Sport machen. Die Technik ist ideal für alle Problemzonen wie z.B. die berühmten Love Handles.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden??
Herr Müller: Oh ja … meine erste „Operation“. Als junger Student durfte ich bei einer Patientin ein sog. Fibrom also ein Hautanhängsel, das ca. zwei Zentimeter groß war, entfernen. Lokales Betäubungsmittel und dann abschneiden. Mehr war es nicht. Ich war trotzdem ganz schön aufgeregt.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? ?
Herr Müller: Ich bin der Meinung, dass ein ausgewogenes Leben mit einem gesunden Maß an Sport (zu viel ist auch krankhaft!), gesunder, nicht zu einseitiger Ernährung völlig ausreicht, um gut zu leben. Alles andere, insbesondere welche Krankheiten wir bekommen, ist u.a. durch unsere Gene vorgegeben. Ich bin kein Fan von diesen ganzen Nahrungsergänzungsmitteln und was es da noch so alles gibt. UND ganz wichtig: Jeden Tag ein bisschen Lächeln. Wer das beim Lesen dieses Textes geschafft hat, hat sein Tagesziel schon erreicht … bleibt nur noch die gesunde Ernährung und etwas Sport.

Zur Person
?Ich wurde 1972 in Frankfurt am Main geboren, habe drei Kinder und bin verheiratet mit einer Neurologin aus Griechenland. Privat bin ich sportlich sehr aktiv mit unterschiedlichsten Sportarten wir Klettern, Tauchen Fitness und Squash.

Zur Praxis
Neben fast allen klassischen Operationen biete ich die Kryolipolyse an. Ab Januar verstärkt das Team eine Kosmetikerin mit über 20-jähriger Erfahrung. Das Ganze in einem sehr angenehmen Ambiente für alle.

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